Wald wird zum Klassenzimmer

Duinger Grundschüler besuchen Duinger Jäger beim Lernort Natur

Duingen (gök). Es ist ein Klassenzimmer der besonderen Art. Bäume oder Sträucher sorgen gleich für eine entspannte Atmosphäre bei Schülern und Lehrern, wenn diese in ihr grünes Klassenzimmer im Duinger Wald einziehen. Einmal im Jahr veranstaltet der Hegering Duingen den „Lernort Natur“, wo den Viertklässlern der Duinger Grundschule Fauna und Flora des heimischen Waldes nähergebracht wird.

Dieses Jahr konnte Anne Möller vom Hegering 31 Schüler zu der traditionellen Veranstaltung begrüßen, die bereits schon seit mehr als 15 Jahren durchgeführt wird. Hervorgegangen ist die Aktion aus den Waldjugendspielen, die irgendwann aus Kostengründen nicht mehr weitergeführt wurden. Dem Hegering Duingen um Leiter Jürgen Schmidt ist aber wichtig, dass auch weiterhin die Grundschüler an den heimischen Wald herangeführt werden. In neun Gruppen waren die Schüler auf den neun Stationen unterwegs und lernten dabei einiges.

Dafür waren insgesamt rund 20 Helfer dabei, um den Kindern etwas zu bieten. Neben den Mitgliedern vom Hegering waren aber auch externe Unterstützer dabei. Theresa Albracht und Linda Schräer von der Landesforst etwa brachten als Anwärter für den gehobenen Dienst den Kindern vor allem die verschiedenen Baumarten des Waldes näher. Dabei lernten aber nicht nur die anwesenden Schüler viel. Auch die begleitenden Lehrer wurden dabei mit Wissenswertem versorgt. So wissen jetzt zum Beispiel Schüler und Lehrer, dass man im Wald normalerweise keinen Tannenzapfen findet, da diese schon auf dem Baum zerfallen und in Einzelteilen auf dem Waldboden landen. „Alle Zapfen, die im Wald gefunden werden, sind daher von anderen Bäumen und nicht von Tannen, die bei uns eh kaum im Wald wachsen“, erklärte Theresa Albracht den wissbegierigen Schülern und Lehrern. Das Grundwissen der Schüler war dabei aber schon sehr gut. Farn, Weißdorn, Eiche, Linde oder Kiefer konnten die Schüler mit Masse gut unterscheiden.

Großes Interesse hatten die Schüler auch an dem großen Waldfahrzeug von Tanja Markert, die als Forstunternehmerin vor allem das Brennholz aus dem Wald holt. Die Unternehmerin freute sich vor allem über das Interesse der Schülerinnen, die sich für die Technik begeisterten. Die gelernte Maschinenschlosserin hat den Betrieb ihres Vaters vor ein paar Jahren übernommen und fühlt sich in den heimischen Wäldern sehr wohl, wo ein harmonisches Zusammenleben mit den Jägern und der Forst herrscht.

Neben diversen Tierpräparaten wie etwa beim Stand von Gerhard Harstick konnten die Schüler aber auch einige lebendige Tiere begutachten, da einige Jäger auch ihre Hunde dabeihatten. Besonders Coosje – ein ungarischer Vorstehhund der Rasse Magyar Vizsla – von Jäger Jürgen Bartsch hatte es den Kindern besonders angetan. Den Jagdhund trainiert Bartsch in seiner Freizeit intensiv für die Jagd, wobei auch seine Frau das sensible und verschmuste Tier zu schätzen weiß. Mit seinen Übungsutensilien zeigte Bartsch den Kindern, wie er zusammen mit Coosje im Wald vorgeht und wie der Hund dem Jäger bei der Jagd hilft. Dabei lernten die Kinder auch etwas „Jäger-Latein“ – von der bildlichen Sprache der Jäger. Schweißhund bedeutet etwa nicht, dass die Hunde den Schweiß von Menschen gut riechen können. Schweiß bedeutet in der Jägersprache Blut und Jagdhunde sollen noch nach vier Tagen die Blutspur von verletzten Tieren aufnehmen können, damit die Tiere dann auch im Wald wiedergefunden und von ihrem Leid erlöst werden können. Der Jäger versteht sich dabei als Gärtner des Waldes und sorgt dafür, dass die Verbiss-Schäden im Wald nicht zu groß werden. Rehwild etwa vermehrt sich im Jahr mit bis zu 60 Prozent, was dann von der Natur im Extremfall irgendwann mit Krankheiten und Seuchen reguliert wird. Auch Jäger wie Jürgen Bartsch, die selber kaum Fleisch essen und im Einklang mit der Natur leben, sehen hier dann auch die Notwendigkeit für den Abschuss von Tieren. Das man nicht alles im Wald essen kann, lernten die Kinder dann beim Stand von Elfi Bock. „Mein Mann und ich reißen etwa die Tollkirsche an den Wegerändern oft raus, damit gerade kleine Kinder sich die giftigen Früchte nicht einfach in den Mund stecken“, erklärt Elfi Bock. Nach den informativen und interessanten Stationen konnten sich die Kinder dank der Unterstützung des Sponsors Volksbank Alfeld noch bei einem kleinen Imbiss und Getränken stärken, ehe der Fußweg zurück in die Grundschule angetreten wurde.

 

Foto6660: Elfi Bock erklärt die giftigen und ungiftigen Pflanzen des Waldes

Foto6574: Anne Möller begrüßt die Kinder beim Lernort Natur

Foto6581+6584: Dank der Tierpräparate konnten sich die Kinder auch einen Überblick über die Wildtiere des Waldes verschaffen

Foto6585+6588: Theresa Albracht und Linda Schräer erklärten die Bäume anhand von Blättern

Foto6595: Jürgen Bartsch und Coosje kamen bei den Kindern besonders gut an

Foto6599: Jürgen Bartsch erklärte die „Waffen“ eines Wildschweins

Foto6600: Coosje geht auf Schmusekurs mit den Schülern

Foto6615+6617: Geduldig lässt sich Coosje einen Wildschweinschutz anlegen

Foto6623+6625: Coosje übt das apportieren

Foto6630: Anhand eines Schaukastens wurden auch viele Vögel erklärt

Foto6633+6641+6656+6658:„Frauenpower“ im Wald– die Mädchen begeistern sich für das Forstfahrzeug von Tanja Markert