Viel Besuch beim KulTourCafe

Entspannte Stimmung am Haus an der Stadtmauer

Wallensen (gök). Heinrich Meier war positiv überrascht. Der stellvertretende Vorsitzende vom Wallenser Verein DorfKulTour freute sich über den Zulauf beim KulTourCafe im Haus an der Stadtmauer. Als Wanderführer konnte er zunächst 15 wissbegierige Besucher durch das Dorf führen. Dabei hatte der erfahrene „Stadtführer“ einige interessante Fakten für die Besucher parat.

Im Zentrum des „Stadtrundgangs“ – Wallensen hat 1351 Stadtrechte verliehen bekommen – stand dieses Mal die Mühlengeschichte von Wallensen, die Handwerker, die Schule sowie die ehemalige Brauereigeschichte.

Ursprünglich war die Wallenser Mühle noch in Höhe der jetzigen Bergmannssiedlung außerhalb des Ortskerns angesiedelt am Fuße des Woiberges am Weenzer Bruch. Das erklärt auch den jetzt noch in Wallensen und Umgebung vorhandenen Namen Braukmüller. Die Mühle wurde früher als Bruchmühle bezeichnet, was sich zu Braukmühle und später Braukmüller wandelte. Auf Wunsch der Wallenser Bürger kam die Mühle dann schließlich vermutlich im 15. Jahrhundert in das Ortszentrum. Der erste bekannte Müller war laut der Calenberger Musterrolle 1585 der 60jährige Heinrich Schönebeck, auf den im Laufe der Jahrhunderte viele Familien folgten. Interessant war hier der Besitz der Familie Düvel, die die Mühle fast 200 Jahre in Besitz hatte. Auch die Familie Düvel war eine ausgeprägte Müllerfamilie, die in der ganzen Umgebung wie Oldendorf, Deinsen, Esperde oder Elze Mühlen betrieb. Nach einigen Besitzerwechseln kaufte 1872 Friedrich Stichnothe die Mühle, dessen Familie die Mühle dann bis zum Betriebsende 1972 dort das Korn aus der Umgebung verarbeitete.

Auch die Zahl der Handwerker hat im Laufe der Jahrhunderte immer weiter abgenommen. Dabei gab es in Wallensen wie in den meisten anderen Orten auch Handwerker für jeden Bereich, so dass fast alle Arbeitsplätze im eigenen Ort waren. Fast alles für das tägliche Leben war durch das Wirken von Schuhmachern, Tischlern, Böttchern, Schmieden, Sattlern, Stellmachern, Leinewebern, Schlachtern oder Bäcker vor Ort. „Selbst 1950 gab es in Wallensen mit drei Schlachtern, zwei Bäckern, sechs Tischlern, zwei Schuhmachern, zwei Sattlern, zwei Schmieden, einem Zimmermann, zwei Baugeschäften, einer Gärtnerei, einer Molkerei, zwei Klempnern, zwei Elektrikern und fünf weiteren Geschäften eine heute kaum noch vorstellbare Vielfalt in dem Ort“, erklärte Meier im Gespräch.

Durch die Stadtrechte verfügte Wallensen auch über 54 Braustellen. Später wurde im 18. Jahrhundert auch ein zentrales Brauhaus im Mühlenwall gebaut, damit die Qualitätsunterschiede dann aufgefangen werden konnten. Der letzte Braumeister war Ernst Georg Joseph Picker, dessen Familie das 1842 neu errichtete Brauhaus erwarb und bis 1906 betrieb. Das Brauhaus beinhaltete aber damals nicht nur Braupfanne, große Holzbehälter oder Kühlfässer, sondern auch die Feuerspritze inklusive einer großen Feuerleiter. Mittlerweile ist das ehemalige Brauhaus ein in Privatbesitz befindliches Mietshaus im Mühlenwall und nichts erinnert mehr an die Braugeschichte von Wallensen.

Nachdem die Gruppe vom Stadtrundgang wieder am Haus an der Stadtmauer angekommen war, stand noch der gesellige Teil im Mittelpunkt beim KulTourCafe, wozu sich noch viele weitere Gäste eingefunden hatten.

 

Foto: Heinrich Meier führte die Wandergruppe durch Wallensen

Foto: Der Mühlenstein im Mühlenwall zeugt noch heute von der Mühlengeschichte in Wallensen