Buntes Jagdhornblasen im Duinger Wald

Jäger bringen Besuchern den Wald musikalisch näher

Duingen (gök). „Rosen im Dom und Rüben in der Hildesheimer Börde sind das eine. Der Südkreis mit dem Pottland ist aber das andere“, begrüßte Hubert Morgenstern von der Alfelder Jägerschaft knapp 80 Besucher im Duinger Wald auf der Königsallee zur Veranstaltung „Hörnerklang am Wegesrand“ aus der Veranstaltungsreihe Rosen & Rüben.

Das Bläsercorps Alfeld von der Jägerschaft hatte sich zusammen mit der Jägerschaft, der Forst und dem Flecken Duingen aufgrund der Idee von Jürgen Bartsch und seines Einsatzes ein attraktives Programm überlegt, um die Besucher im Wald gut zu unterhalten. Hauke Bruns stellte als Forstamtsleiter zunächst klar, welche Bedeutung die Jagdhörner früher in der Jagd als Kommunikationsmittel und zum Teil auch noch heute haben. „Das Horn war früher die einzige und zugleich auch sehr schnelle Verbindung zwischen den Jägern. Heute dient es dazu auch noch zur Brauchtumspflege“, lobte er das Engagement des Bläsercorps Alfeld, die gleich mit knapp 20 Bläsern vor Ort waren. Gleich zu Beginn sorgten die Jäger mit ihren Jagdhörnern für jagdtypische Klänge im Wald. Über die Königsallee hatte das Bläsercorps bis zum Abschluss am Fahrenkamp gleich drei Stationen vorbereitet, wo den Besuchern der Wald auf unterschiedliche Art nähergebracht wurde.

Nach dem Hörnersignal „Aufbruch zur Jagd“ wurde schließlich die erste Station entlang der Königsallee an einer Grabentasche aufgesucht, wo die Revierleiterin Jessica Damast auf die Fauna und Flora sowie das aktuelle Waldsterben einging. Die Grabentaschen wurden an verschiedenen Stellen mit einem Baggeraushub geschaffen und dienen vor allem dazu, weiterhin die sehr gefährdete Gelbbauchunke in der Region zu schützen. Dort wird den Gelbbauchunken ein Rückzugsgebiet geboten, wo sie sich vor Fressfeinden gut tarnen können. Die Gelbbauchunke lebt in der Region neben der Stelle an der Königsallee noch in der Nähe von Hohe Warte, wobei die Forst versucht, diese beiden Gebiete zum Austausch der Gene zu verbinden. „In dem ehemaligen Tonabbaugebiet an der Duinger Königsallee gibt es noch rund 130 männliche Tiere, so dass wir eine hohe Verantwortung zum Erhalt der Tiere haben“, erklärt Damast den interessierten Teilnehmern.

Erstaunen zeigte sich bei den Besuchern auch bei der zweiten Station am Hutewald, wo auch heute noch Tiere im Wald unterwegs sind. Einige Galloway-Rinder weiden dort im Wald, wo früher täglich viele Tiere wie Schweine aufgrund von Nahrungsknappheit im Ort hingeführt wurden. „Vor einigen Wochen kam überraschend sogar ein Kalb zur Welt, so dass jetzt vier Rinder dort im Wald leben“, erklärt Damast. In dem zehn Hektar großen Hutewald leben auch 120 Wachtelweizen-Scheckenfalter, was wohl das größte Vorkommen dieser Schmetterlingsart in ganz Niedersachsen darstellt. Diese Schmetterlinge sind auf die Pflanzen Ehrenpreis und verschiedene Wachtelweizen-Arten angewiesen, die besonders gut in lichten Wäldern wie eben in einem Hutewald wie in Duingen mit Eichenbestand wachsen.

An der dritten Station machte Duingens Heimatpfleger Günter Jahns den Besuchern klar, wie aufwendig die Jagd in besonderen Fällen in früheren Jahren war. 1594 etwa zog Heinrich Julius als Bischof zu Halberstadt und Herzog von Braunschweig und Lüneburg mit seinem Gefolge nach Duingen, um dort der Jagd nachzugehen. Der Aufwand dafür war enorm, wie sich an der Auflistung des Gefolges zeigte. So war etwa der Wagen mit dem Silberzeug des Fürsten mit Tafelgeschirr und anderen Dingen achtspännig und auch der Wagen des Weinschenken war in gleicher Dimension gehalten. Unterhalb des Hils wurden die Gäste alle bewirtet, wofür die Duinger 32 Tische bauen und aufstellen mussten. Zur Verpflegung wurden ein Rind, ein Schwein, ein Hammel, drei Kälber, zwei Gänse, 26 Hühner, Speckseiten, 25 Pfund Butter, 480 Stück Käse, 2340 Brote, 900 Brote für die Hunde, vier Tonnen Broyhan, ein Faß Bier, ein Faß Biersauer und allerhand Zubehör bereitgestellt, was die Duinger schon enorm belastete. Allein die Vorbereitungen für die Jagd dauerten damals drei Tage. Auch von der Jagd auf Wölfe und Luchse im 17. Jahrhundert wusste Jahns zu berichten, was heute nur mit Sondergenehmigung vom Umweltministerium denkbar wäre, da die Tiere mittlerweile streng geschützt sind. Interessant war für die Besucher auch zu hören, welche Leistungen die Duinger sonst noch über die Jahrhunderte bei den verschiedenen Jagdveranstaltungen zu bringen hatten.

Nach der rund zweieinhalb Kilometer langen Wanderung mit den drei Stationen kamen die Mitglieder der Jägerschaft und die Besucher dann schließlich am Fahrenkamp zum geselligen Teil zusammen, wo der ereignisreiche Tag einen würdigen Abschluss fand.

Foto7523: Das Bläsercorps begrüßte die Besucher stilecht

Foto7524+7550: Knapp 80 Besucher waren zu der Wanderung durch den Duinger Wald erschienen

Foto7526: Hubert Morgenstern begrüßte die Anwesenden

Foto7541: Jürgen Bartsch und Jessica Damast führten die Gruppe mit dem fahrbaren Podest durch den Wald

Foto7552: Jessica Damast (fünfte von rechts) erklärt Flora und Fauna des Waldes

Foto7554: Zwischendurch unterhielt der Bläsercorps die Wandergruppe immer wieder

Foto7557+7564: Im Duinger Hutewald entlang der Königsallee leben Galloway-Rinder

Foto7569: Der Wachtelweizen-Scheckenfalter hat in Duingen wohl das größte Vorkommen in ganz Niedersachsen

Foto7570: Solche Grabentaschen wurden von der Forst für die Gelbbauchunke angelegt