Lässt der Gesetzgeber ländliche Schulen im Stich?

KGS Salzhemmendorf ächzt unter Abordnungen während Nachbarn gut versorgt sind

Salzhemmendorf (gök). Selbst den Schülern passt das mittlerweile nicht mehr. Früher hat sich kein Schüler beschwert, wenn Unterrichtsstunden mal ausgefallen sind. Doch an der KGS Salzhemmendorf wird das vor allem in den mittleren Jahrgängen derzeit zur Regel. Zwar hat die Schule bei den Lehrern auch einige Langzeitkranke, doch das größte Fehl kommt aufgrund der Abordnungen zu Nachbarschulen zu Stande. In der Klasse 10Gb etwa ist in der vergangenen Woche fast jeden Tag Unterricht ausgefallen. Seit den Sommerferien gab es nicht eine Woche, in der der Unterricht regulär stattfand. Unterricht fängt teilweise erst zur dritten Stunde an und endet kurz danach schon wieder. Einzelne Fächer wie etwa Physik sind besonders betroffen und haben nur sehr selten für die Klasse stattgefunden.

Fast 20 Lehrer von der KGS werden regelmäßig zu anderen Schulen im Landkreis abgeordnet, wobei aus Sicht des Schulleiters Dr. Wilhelm Koops dabei „der Blinde nur den Lahmen hilft“. Andere Schulen – besonders Grundschulen – leiden unter Lehrermangel und werden von Schulen wie der KGS aus dem eigenen Landkreis unterstützt, obwohl die abgeordneten Lehrer an ihren Schulen auch nur wieder Lücken reißen. Ohne die Abordnungen könnte man in Salzhemmendorf zumindest die Masse des Unterrichts durchführen und nach wie vor eine vernünftige Unterrichtsversorgung gewährleisten. Durch die Abordnungen entsteht jetzt aber in Salzhemmendorf eine missliche Situation. Im wenige Kilometer entfernten Nachbarlandkreis Hildesheim ist die Unterrichtsversorgung wesentlich besser und von dort darf nach dem Willen des Gesetzgebers nicht im Kreis Hameln-Pyrmont unterstützt werden.

Die Abordnungsregeln stammen noch aus den siebziger Jahren, wo viele Lehrer noch in unmittelbarer Nähe zur Schule gewohnt haben. Mittlerweile sind Lehrer aber wie andere Arbeitskräfte mobiler als vor über vierzig Jahren und könnten auch über Landkreisgrenzen tätig werden. „Wenn ein Lehrer von Springe nach Hannover abgeordnet werden kann, wäre das nach Hameln sicherlich auch möglich“, verstehen nicht nur betroffene Eltern in Salzhemmendorf die Regel nicht mehr und sehen den Gesetzgeber hier in der Pflicht das zu ändern.

Im letzten Schuljahr war schon zu beobachten, dass aufgrund der schlechten Unterrichtsversorgung Eltern ihre Kinder vor dem Wechsel in die Oberstufe von der Schule in Salzhemmendorf genommen haben und sogar teilweise nach Hildesheim gewechselt sind. „Die KGS in Salzhemmendorf ist auf dem modernsten Stand, wird durch den Gesetzgeber aber kaputt gemacht“, ärgern sich Eltern der betroffenen Kinder. Die Schulelternratsvorsitzende Sabine Bartling erhofft sich zu der Problematik Hilfe von der Landespolitik und wartet noch auf die Beantwortung eines entsprechenden Briefes an den Minister.

Klar ist den Salzhemmendorfer Eltern, dass die Probleme mit der Unterrichtsversorgung derzeit nur verlagert und dadurch Löcher gestopft werden. Die bestehenden Löcher in Salzhemmendorf sind mittlerweile aber sehr groß geworden, wobei der Unterrichtsausfall vor allem die mittleren Jahrgänge betrifft. Landesweit würde auf Dauer vermutlich nur die weitere Einstellung von Lehrern helfen, die aber in anderen Bundesländern oft besser bezahlt werden und dahin dann abwandern.