Tierischer Neuzugang bei den Stoppelhopsern

Tiergestützte Pädagogik wird in Wallensen vorangetrieben

Wallensen/Thüste (gök). Die Kindertagesstätte Stoppelhopser in Thüste ist in der Vergangenheit schon oft ungewöhnliche Wege gegangen und war bei vielen Themen wie etwa der Inklusion vor vielen Jahren Vorreiter. Mit „Wilma“ haben die Stoppelhopser jetzt ein ganz neues Thema aufgeschlagen. Der Boston-Terrier hat seit Anfang Dezember die Herzen der Kinder und Erzieher in der Kindertagesstätte im Sturm erobert.

Letztes Jahr hatte Claudia Lange die Leitung der Kindertagesstätte in Thüste übernommen und gleich einige Ideen im Kopf. In ihrer vorherigen Arbeitsstätte in Süddeutschland hatte die Pädagogin schon einige Erfahrungen in der tiergestützten Pädagogik gesammelt und wollte diese positiven Erlebnisse jetzt auch in Thüste einbringen. „Wir haben bei meinem früheren Arbeitgeber unsere dortigen Kinder mit Pferden zusammengebracht, was für viele positive Erfahrungen sorgte“, so Lange im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit Pferden war in Thüste aber aufgrund des begrenzten Platzangebotes nicht möglich. Doch mit Julia Knoke hatte eine weitere heilpädagogische Kraft der Stoppelhopser den gleichen Gedanken. Die erfahrene Hundebesitzerin hat mit ihrem Bosten-Terrier „Wilma“ in den vergangenen anderthalb Jahren eine intensive Ausbildung in einer Hildesheimer Hundeschule absolviert, wo sonst auch Therapiebegleithunde ausgebildet werden.

Nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit sollte Julia Knoke aber bei den Stoppelhopsern erstmal wieder ankommen, ehe ein neues Konzept langsam zusammen entwickelt werden konnte.

In den sechziger Jahren entdeckte erstmals ein amerikanischer Kinderpsychotherapeut zufällig die Wirkung von Hunden auf Kinder. Ab Ende der siebziger Jahre gab es dann auch eine weltweite Forschung auf diesem Gebiet, wobei sich auch in Deutschland in den letzten Jahren Tiere als therapeutische Helfer etabliert haben. Bevor aber ein Hund in der Thüster Kindertagesstätte in die pädagogische Arbeit einbezogen wurde, nahm Lange zuerst Kontakt mit den Eltern auf. Während Elternabenden und auch mit Anschreiben wurden die Eltern auf das Projekt vorbereitet, wobei es auf die Schreiben eine hundertprozentige positive Rückmeldung gab. Lediglich zwei Eltern gaben an, dass eventuell eine Allergie gegen Hundehaare besteht, einem Versuch aber positiv gegenübergestanden wird.

Die letzten Wochen wurde ein konkretes Konzept für den pädagogischen Einsatz eines Hundes bei den Stoppelhopsern geschrieben und auch der Kontakt mit verschiedenen Behörden gesucht. Das Veterinäramt etwa bestätigte, dass die Stoppelhopser die erste Einrichtung dieser Art im Landkreis sind, die offiziell pädagogisch mit Hunden arbeiten. Dabei sind aber auch an den Hund einige Anforderungen gestellt worden. So darf das Tier etwa keinerlei aggressive Ausstrahlung haben, darf nicht ängstlich oder geräuschempfindlich sein, muss an Menschen orientiert sein, darf keinen Herdenschutztrieb haben, muss gehorsam sein, keinerlei Beissansätze haben und als Grundvoraussetzung absolut verträglich mit Kindern sein.

Die Arbeit mit Hunden im Kindergarten – eine Arbeit in der Krippe ist nicht vorgesehen – wird auch als Kynopädagogik bezeichnet. Der Einsatz des Hundes ist dabei auf pädagogische Ziele ausgerichtet, die etwa Bildung und oder die Erziehung betrifft. Schon beim ersten Einsatz war zu sehen, dass sich beim Sozialverhalten vieler Kinder schnell positive Veränderungen einstellen. Der Einsatz von Wilma ist aber nur einmal pro Woche vorgesehen, da der Einsatz im Kindergarten für den Hund auch viel Stress darstellt. Im Büro von Claudia Lange wurde schon ein ruhiger Rückzugsraum für Wilma geschaffen, wo sie sich auch mal von den aktiven Kindern erholen kann.

Je nach Alter der Kinder wirkt Wilma auf diese ganz verschieden. Bei den kleineren Kindern wirkt ein Hund motivierend, machen die Kinder Übungen doch gerne nach, statt bei diesen nur zuzugucken. Bei den älteren Kindern stellt die direkte Kommunikation mit dem Hund einen großen Reiz da. Der Hund hilft dabei als Brückenbauer den Erziehern zu manchen Kindern einen Kontakt herzustellen.

In der Ausbildung wurde Julia Knoke und Wilma immer wieder vor verschiedene Situationen gestellt, die erfolgreich gelöst werden mussten. So wurden der Hund und die Hundeführerin intensiv auf bevorstehende Aufgaben vorbereitet. Ein genaues Auge wurde auch auf die Dokumentation zum Hund gelegt. Gesundheitsatteste müssen alle drei Monate aktualisiert werden oder auch Parasitenprophylaxe ist alle drei Monate Pflicht, so dass mögliche Probleme bei der Kynopädagogik auf ein Minimum gesenkt werden können.

 

Foto: Julia Knoke wird zusammen mit Wilma bei den Stoppelhopsern im Einsatz sein