Den „warmen“ Fuß in der Tür

Nahwärmekonzept für Duingen greifbar / Zuschuss

Duingen (gök). Kurz vor Weihnachten gab es für den Flecken Duingen noch einmal ein richtiges Geschenk. Bürgermeister Klaus Krumfuß und Gemeindedirektor Hartmut Steins sind besonders froh über die Post vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, wodurch jetzt richtig Bewegung in ein Wärmenetz 4.0 für Duingen kommt. Mit rund 45 500 Euro übernimmt das Bundesministerium für Wirtschaft die Hälfte der Kosten einer Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz für Duingen. Professor Dr.-Ing. Lars Kühl von der Ostfalia Hochschule ist dabei sehr zuversichtlich, dass ein Nahwärmenetz für Duingen wirtschaftlich machbar ist und neben den Gewerbebetrieben vor allem den Duinger Bürgern ein dickes Plus im Geldbeutel ermöglicht.

Voraussichtlich im Dezember diesen Jahres werden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt, wie dann ein Nahwärmekonzept umgesetzt werden könnte. Professor Kühl rechnet jetzt schon damit, dass die Duinger Bürger bei einer Beteiligung an einem Nahwärmekonzept 20 bis 25 Prozent der jährlichen Heizkosten einsparen könnten. Schon jetzt gibt es in Duingen ein kleines Nahwärmesystem, wo Rathaus, Hallenbad oder Sporthalle mit Wärme aus der Biosgasanlage im Külftal versorgt werden. „Wir haben den Fuß schon in der Tür und sind zuversichtlich, dass wir das auch größer umsetzen können“, erklärt Gemeindedirektor Hartmut Steins im Rathaus vor weiteren Ratsmitgliedern sowie Kai Weber von der HI-REG.

Besonders für den mittleren und südlichen Bereich von Duingen geht der Professor vor den genauen Berechnungen schon davon aus, dass sich ein Nahwärmenetz wirtschaftlich für alle lohnen würde. Aber auch für den nördlichen Bereich von Duingen werden verschiedene Maßnahmen geprüft. In der Machbarkeitsstudie werden dann auch Finanzierungsmöglichkeiten aufgezeigt, wo es nach Ansicht des Hochschulprofessors verschiedenste Möglichkeiten geben kann. Für den Duinger Hausbesitzer werden sich die Investitionen voraussichtlich in Grenzen halten. So muss das Haus unter Umständen nur an ein mögliches Netz über eine Hausübergabestation angeschlossen werden. Steins vergleicht die Kosten dabei im Groben mit einem Erdgasanschluss, wobei auf eine entsprechende Brenntechnik im Haus ja verzichtet werden kann.

Die Wärme soll dabei aus regenerativen Energien kommen und durch die Industrie-Abwärme der örtlich bereits vorhandenen Backindustrie noch ergänzt werden. Die Infrastruktur soll dabei so aufgestellt sein, dass ein späterer Wechsel auf eine alternative Energieversorgung wie zum Beispiel Wasserstoff möglich sein soll. Die Vorgabe vom Bundeswirtschaftsministerium für eine Förderung der Anlage wäre die Mindestabnahme von 100 Haushalten oder drei GWh Wärme.

Professor Kühl schätzt, dass alleine durch die Firma Kuchenmeister 25 Prozent des Wärmebedarfs eventuell aufgebracht werden könnte. Erste Gespräche mit Kuchenmeister haben ergeben, dass die Firma aufgrund der bestehenden Gesetze sehr an einer Nutzung seiner Abwärme interessiert ist. Um das Wärmenetz dann auch stabil zu halten, ist auch die Installation eines Langzeitwärmespeichers wohl nötig, der im Bereich der jetzigen Industriebrache gegenüber von Kuchenmeister auf dem gemeindeeigenen Grundstück entstehen könnte.

„Für ganz Duingen ist das wirklich eine sehr positive Geschichte und der Zuschuss ist dabei für uns eine sehr wichtige Anschubfinanzierung“, ist Krumfuß für die positiven Nachrichten dankbar. Krumfuß und Steins rechnen damit, dass ein wirtschaftliches Nahwärmekonzept auch positive Auswirkungen auf weitere Arbeitsplätze oder bezahlbaren und attraktiven Wohnraum hätte. Erste Energieversorger haben auch schon Interesse an dem Vorhaben gezeigt, wollen nun aber erst die Machbarkeitsstudie abwarten, der die Gemeindeverwaltung positiv entgegenblickt.

Seit dem ersten Aufschlag vor rund drei Jahren bei einer Informationsveranstaltung in der Duinger Grundschule sind die ersten Datenerhebungen schon vielversprechend verlaufen. So wurden rund 70 Objekte in einer persönlichen Befragung ausgewertet und für weitere 56 Objekte gab es den Rücklauf eines Fragebogens, der an alle Haushalte verteilt wurde. Die restlichen 780 Objekte im Datenerhebungsgebiet wurden einer visuellen Beurteilung unterzogen, wodurch erste wertvolle Daten gesammelt werden konnten. Etwa 71 Prozent aller Befragten in Duingen sind bereit, Sanierungsmaßnahmen jeglicher Art durchzuführen, wodurch langfristig Energiekosten stark gesenkt werden könnten. Lediglich sieben Prozent schließen eine Investition vorwiegend aus Altersgründen kategorisch aus.

Im Rahmen des Sanierungsmanagements besteht schon seit Januar letzten Jahres die Möglichkeit, Fördergelder für Sanierungsmaßnahmen in Duingen zu beantragen. Zur Beratung der Duinger Eigentumsbesitzer wurde ein Sanierungsbüro eingerichtet, im dem zahlreiche Informationen zur Sanierung und Energieberatung bereitgestellt werden. Der Sanierungsmanager Duingen Dipl.-Ing. Gunnar Schulz-Lehnfeld ist den Einwohnern dabei behilflich, Schwachstellen im jeweiligen Bestand ausfindig zu machen, Einsparpotentiale aufzuzeigen und geplante Maßnahmen zu bewerten. Auch die Prüfung von Fördermöglichkeiten beispielsweise über die KfW kann nach Wunsch übernommen werden, wodurch die Duinger bares Geld sparen können. Auch die steuerlichen Vergünstigungen sind dabei enorm. Bei Sanierungsmaßnahmen innerhalb des Sanierungsgebietes Duingen besteht die Möglichkeit, die energetischen Maßnahmen steuerlich geltend zu machen und Sonderabschreibungen zu tätigen, worüber auch der Sanierungsmanager informieren kann. Im ersten Jahr sind bereits 20 Erstberatungen, sechs konkrete Beratungen über Fördermöglichkeiten, zwei Baumaßnahmen und ein Projekt komplett abgeschlossen worden.

Der Sanierungsmanager steht alle vierzehn Tage im Rathaus für Beratungsgespräche zur Verfügung oder vereinbart unter Tel 05331/9455566 oder per email unter sanierungsmanager_duingen@low-e-ingenieure.deauch Vor-Ort-Termine.

Foto3059+3069+3061: Die Einwohner von Duingen können auf ein Nahwärmekonzept und dadurch günstigere Heizkosten hoffen

Foto5030: Kai Weber, Klaus Krumfuß, Professor Dr.-Ing. Lars Kühl, Joachim Grutzeck, Andrea Prell mit dem Förderbescheid vom Bund