Internet kann soziale Kontakte nicht ersetzen

Ruhige aber arbeitsreiche Momente in der KGS Salzhemmendorf

Salzhemmendorf (gök). So ruhig ist es in der KGS Salzhemmendorf sonst nur in den Ferien. Lediglich ein paar Handwerker laufen über die Gänge, wenn man in diesen Tagen die Schule in Salzhemmendorf betritt. Bedingt durch das Corona-Virus sind fast alle Schüler Zuhause. Lediglich zwei von rund 1000 Schülern haben das Angebot einer Notbetreuung wahrgenommen. „In den anderen Schulen im Landkreis sieht das ähnlich aus“, weiß KGS-Leiter Dr. Wilhelm Koops zu berichten.

Langweilig wird den Lehrern aber nicht. Aufgaben, die sonst im normalen stressigen Schulalltag liegenbleiben, werden jetzt erledigt. Unterrichtsmaterial wird von den Lehrern vor Ort gesichtet, geordnet, digitalisiert und zum großen Teil auch über das interne ISERV-System an die Schüler weitergeleitet, die sich so Zuhause auch auf den Unterricht vorbereiten können. „Zusätzlich werden auch verschiedene Themen von den Lehrern bearbeitet, die dann zukünftig im Unterricht weiterhelfen. Fast alle Lehrer haben sich freiwillig ausgewählten Themen gewidmet und gehen laut Dr. Koops und der didaktischen Leiterin Christina Müller motiviert zu werke. Schulentwicklungsplanung, Homepageaktualisierung, englischer Vorlesewettbewerb oder Präsentationsprüfungen im Kunstunterricht sind Themen, die von den Lehrern bearbeitet und zukünftig wieder die Schule bereichern werden. „Durch die Bearbeitung dieser Themen gibt es unter den Lehrern eine hohe Motivation und Arbeitszufriedenheit, da die zusätzliche Zeit sinnvoll genutzt wird. Die erste Woche ohne Schüler ist so schnell vergangen“, erklärt Dr. Koops im Gespräch. Bei der Arbeit der Lehrer hilft vor allem das große Schulgebäude, wo sich auch die Lehrer aus dem Weg gehen können. „In kleinen Dorfschulen ist das für Lehrer sicher wesentlich schwieriger“, schätzt Christina Müller.

Da derzeit viele Lehrer bundesweit über Schulserver Kontakt mit ihren Schülern halten, sind die Server zum Teil richtig heißgelaufen. „Unterricht ohne Lehrkraft vor Ort ist aber etwas völlig anderes, die Aufgabenportale können das nicht auffangen. Bei vielen Schülern ist die Selbstorganisation beim Lernen schwierig“, erklärt Dr. Koops. Besonders im Fokus der Lehrer sind vor allem die Schüler, die dieses Jahr noch Abschlussprüfungen vor sich haben. Der durch den Wechsel auf G9 ausgefallene Abitur-Jahrgang an der KGS erleichtert den Lehrern dabei die Arbeit. „Das ist in dieser Situation für Lehrer und Schüler ein Segen“, so Müller.

Durch das Corona-Virus konzentrieren sich alle auf das vermeintlich wesentliche und vieles wird nebensächlich. Doch Dr. Koops und Christina Müller sind sich einig, dass Schule am besten über persönliche Beziehungen funktioniert. Der digitale Unterricht aus der Ferne kann nur über einen begrenzten Zeitraum die Schule ersetzen. Besonders auf die lernschwächeren Schüler können Lehrer in der digitalen Kommunikation schlechter eingehen. „Schule ist für viele aber nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum. Bei schwierigen Familienverhältnissen ist die Schule oft sogar der einzige soziale Kontakt. Vielen Schülern bricht durch den Unterrichtsausfall etwas weg und sie bekommen nicht mehr genug Aufmerksamkeit“, so Müller. In den letzten zehn Jahren hat laut Müller besonders die Prävention und Schulsozialberatung enorm zugenommen. In der Öffentlichkeit wird nach ihrer Meinung Schule zu oft nur noch auf den Unterricht reduziert.

Für viele Schüler ist der Unterrichtsausfall schon bitter, doch besonders manche Kooperationspartner wie etwa der Verein „Smiley e.V.“ leiden extrem unter der Situation. „Deren Wirken ist komplett auf die Schulen ausgelegt und sie haben jetzt besonders große Einbußen. Gerade im Bereich der Medienprävention wäre diese Aufgabe jetzt aber wohl wichtiger denn je“, schätzt Müller. Nicht angenehm ist die Situation auch für den vierten Schuljahrgang. Zwar sind die Infotage an den Schulen schon gelaufen, doch die Schnupperstunden fallen der Corona-Krise definitiv zum Opfer.

 

Foto: Dr. Wilhelm Koops und Christina Müller sind von der Motivation ihrer Kollegen sehr angetan, die sich jetzt vielen anderen Themen widmen