Fußpflege wieder möglich

Diabetiker atmen auf – Podologen behandeln wieder

Duingen/Alfeld (gök). Gerade Diabetiker können dieser Tage wieder aufatmen. Das Land Niedersachsen lässt mittlerweile die medizinische Fußpflege wieder zu, die gerade bei Diabetikern sehr wichtig ist. Die Podologin Petra Tomiak etwa besucht jetzt wieder regelmäßig mit ihrem Ehemann Rainer das Seniorenheim in Duingen und können dort ihre zahlreichen Patienten behandeln. Duingen ist dabei eines der wenigen Pflegeheime, welches die Hygienevoraussetzungen laut Rainer Tomiak bisher überhaupt umsetzen konnte.

Die Podologie befasst sich mit der nicht-ärztlichen Heilkunde am Fuß, wobei die Behandlung sowohl präventiv, rehabilitativ und therapeutisch erfolgt. Im Gegensatz zur kosmetischen Fußpflege beschäftigt sich die Podologie allein mit der medizinisch indizierten Fußbehandlung.

Medizinische Fußpflege auf Rezept möglich

Die medizinische Fußpflege ist bei Menschen mit Diabetes auf einem besonderen Rezept verordnungsfähig. Dabei stehen vor allem die Hornhautabtragung und die Nagelbearbeitung im Mittelpunkt der Behandlung, wo gerade viele Senioren nicht mehr eigenständig aktiv werden können. Voraussetzungen für eine Rezeptbehandlung sind dabei aber Veränderungen des Fußes als Folge des Diabetes mellitus. Bei dem diabetischen Fußsyndrom kommt es meist zu Veränderungen der Haut oder der Zehennägel bei nachgewiesenen Gefühls- oder Durchblutungsstörungen der Füße. Eine Rezeptausstellung erfolgt aber nur, wenn Folgeschäden ohne Behandlung drohen.

Verschiedene Behandlungsansätze

Neben Diabetikern gehören unter anderem aber auch Rheumapatienten oder Menschen mit Durchblutungsstörungen zum Behandlungskreis eines Podologen. Auch nach operativen Eingriffen erfolgt oft durch einen Podologen eine Nachbehandlung. Neben der Beratung durch geeignetes Schuhwerk helfen Podologen den Betroffenen oft durch Nagelbehandlungen, Massagen oder unter anderem durch Hyperkeratosenbehandlungen, dem Abtragen von übermäßiger Hornhaut oder Schwielen.

„Diabetischer Fuß“ das berüchtigste Syndrom

Eine podologische Behandlung kann aber auch bei Nachbehandlungen nach operativen Eingriffen rund um den Fuß notwendig werden. Für Linderung bei den Beschwerden sorgen auch oft Massagen im Bereich des Fußes oder des Unterschenkels. Der diabetische Fuß ist dabei das berüchtigste Syndrom an den Füßen von Patienten mit Diabetes Typ 2. Jährlich kommt es bei tausenden Patienten zu Fußamputationen, wobei die Ursache vor allem bei Wunden am Unterschenkel oder Fuß zu suchen ist, die nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen abheilen. Um diesen und anderen Beschwerden wie Durchblutungsstörungen der Füße entgegenzuwirken, ist die richtige und gründlichen Fußpflege gerade bei Diabetes von großer Bedeutung. Auch Hautgeschwüre, rissige Haut oder Pilzinfektionen sind für Diabetiker sehr schwer zu behandeln und heilen ohne entsprechende Versorgung nicht richtig. Daher ist die Vorbeugung in diesem Bereich umso wichtiger, die jetzt auch unter herausfordernden Hygienestandards wieder vollzogen werden kann. Im Zusammenspiel mit dem Arzt ist dabei auch eine genaue Kontrolle der Blutzuckerwerte von Bedeutung. Eine dauerhafte, gute Blutzuckereinstellung reduziert die Schwere aller Symptome.

In Duingen behandelt das Ehepaar seine Patienten im Seniorenzentrum jetzt unter verschärften Bedingungen. „Das Seniorenheim hat dabei hier seine Hausaufgaben gemacht. Pflegedienstleiter Waldemar Weber hat dafür gesorgt, dass für jedes Stockwerk ein Therapiezimmer bereitsteht, wo die Patienten dann immer einzeln eintreten können“, lobt Rainer Tomiak die Duinger. Mit Hilfe von Schutzbekleidung, Mund-Nase-Schutz, Handschuhen, Kopfhaube, Schutzbrille und Schuhüberzieher minimieren auch Petra und Rainer Tomiak das Infektionsrisiko auf ein Minimum und arbeiten seit 20. Mai wieder in Pflegeheimen. „Wir hätten auch vorher schon arbeiten dürfen, aber es fehlte die notwendige Schutzausrüstung“, so Rainer Tomiak. Für jeden Patienten haben die beiden Podologen ein eigenes Behandlungsbesteck dabei, dass ähnlich wie bei OP-Besteck vor der Nutzung noch eingeschweißt ist. Auch eine Haftungsabtrittserklärung müssen die Patienten vorher unterzeichnen, damit die beiden Podologen nicht für fortgeschrittene Erkrankungen aufgrund der dreimonatigen Pause verantwortlich gemacht werden können. „Nach der dreimonatigen Pause ist einfach unklar, wie das jeweilige Krankheitsbild aussieht. Wir sind aber bestrebt, die Patienten jetzt wieder bestmöglich zu versorgen“, so Petra Tomiak. Der Zutritt zu Seniorenheimen ist sonst weiter besonders geregelt und auch die Podologen dürfen dort nur zur Behandlung anwesend sein.

Foto7748: Für die Fußpflege haben die Podologen sehr viel Material dabei

Foto7751: Pflegedienstleiter Waldemar Weber mit Petra Tomiak (links) und Rainer Tomiak (rechts), die schon den Vollschutz zur Behandlung angezogen haben

Fotos: Rainer Tomiak bei der Fußpflege