Landwirte sind Politik einen Schritt voraus

Freiwilligkeit vor Zwang / Blühende Wiesen im Saaletal

Eggersen (gök). Das Thema ist gerade für die Landwirte im Flecken Salzhemmendorf ein Reizthema. Immer wieder gibt es gerade aus der Politik Spitzen, dass die Landwirte angeblich für Monokulturen sorgen und auch hauptsächlich für das Insektensterben verantwortlich sind. Das wollen die Landwirte im Flecken aber so nicht stehen lassen. In der letzten Sitzung des Bauausschusses ärgerte sich schon Eckhard Füllberg (CDU) über die Vorwürfe von Karsten Appold (Grüne) zum Insektensterben. „Natürlich betreiben wir Landwirtschaft um Geld zu verdienen. Wir arbeiten aber auch aktiv an der Vielfalt in der Landwirtschaft“, erklärte Füllberg in der Sitzung.

Anders als bisher nur über die Anlegung von Blühwiesen wie die Ortspolitiker zu diskutieren, sind die Landwirte aber schon vor langer Zeit tätig geworden und den Politikern mindestens einen Schritt voraus. Schon in den vergangenen Jahren wurden Blühstreifen oder Blühflächen angelegt. Blühstreifen sind mindestens sechs Meter und maximal 30 Meter lang. Blühflächen dagegen sind auch mindestens sechs Meter lang und haben eine Gesamtfläche von maximal zwei Hektar. Alleine im Saaletal haben die Landwirte Florian Bremer, Moritz Ehle, Cort Brinkmann, Christoph Andreas, Andreas Veith und der Hof Block über 60 Hektar an ein- und mehrjährigen Blühstreifen oder Blühflächen angelegt. „Das Interesse an der Erhaltung der Artenvielfalt ist im Gegensatz zu häufigen öffentlichen Darstellungen bei uns Landwirten auch groß. Es muss aber händelbar und freiwillig mit wirtschaftlichen Anreizen sein“, stellt Florian Bremer klar. Von Zwangsmaßnahmen zur Öko-Landwirtschaft hält Bremer dagegen nichts. In seinem Betrieb etwa kann von Monokultur keine Rede sein. Roggen, Raps, Zuckerrüben, Mais oder Weizen – in seinem Betrieb achtet Bremer auf eine vernünftige Fruchtfolge. Alleine er hat knapp fünf Prozent seiner eigenen bewirtschafteten Flächen als Blühstreifen angelegt.

Zuerst blüht die Phacelia in blau-violetten Farbtönen und auch der Alexandrinerklee lockt auf der Wiese am Rand des Ith schon zahlreiche Insekten, Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge an. Bremer blickt zufrieden auf die surrende Fläche, die sich idyllisch in die Landschaft einbettet. Bei der Gestaltung der Blühstreifen oder Blühflächen gibt es für die Landwirte aber strenge Vorgaben. Bei den einjährigen Blühstreifen muss die Aussaat bis 15. April erfolgt sein, wobei mindestens fünf Pflanzenarten aus einer Liste gepflanzt werden müssen. Nicht erfolgen darf dazu eine Düngung, Maßnahmen des Pflanzenschutzes oder Nutzung des Aufwuchses. 30 Prozent der Fläche müssen dazu mindestens für eine Winterruhe vorgesehen sein und auch der Rest der Fläche darf frühestens am 15. Oktober geräumt werden. Das machen die Landwirte in der Regel aber sowieso nicht, da für die Blühstreifen oft Flächen genommen werden, die eh nicht gut bewirtschaftet werden können. An Hangstücken, an Hecken oder direkt an der Saale entstehen so viele kleine Insektenparadiese, wo die verschiedenen Arten in Ruhe leben und sich entwickeln können. Schon die Erweiterung der FFH-Gebiete vor einigen Jahren entlang der Saale konnte Bremer damals nicht nachvollziehen, da die Landwirte entlang der Saale sowieso sehr vorsichtig sind und schon lange Jahre dort Blühflächen angelegt haben.

„Die Blühflächen dienen auch als Rückzugsmöglichkeit unserer heimischen Wild- und Vogelarten. Der Arbeitsaufwand darf dabei aber nicht unterschätzt werden. Alleine wir sechs Betriebe aus unserer Agrargemeinschaft investieren da eine Menge Arbeit“, erklärt Bremer im Gespräch. Die insgesamt 69 Einzelflächen mit ein- und mehrjährigen Blühstreifen müssen jeweils mindestens viermal im Jahr bearbeitet werden, wodurch insgesamt eine hohe Belastung für die Landwirte entsteht, was diese nach Aussage von Bremer für den Arten- und Naturschutz aber gerne machen.

 

Foto7055+7059: Florian Bremer freut sich über den surrenden Blühstreifen unterhalb des Ith

Foto7064: Der Blühstreifen liegt zwischen Maisfeld und Saale und bildet dort ein wahres Insektenparadies