Startschuss für die Laufsaison auf dem Kamm des Erzgebirges

Heimische Läufer trotzen Corona beim 71 Kilometer langen Sachsentrail

Osterwald/Oberwiesenthal (gök). Für Sportbegeisterte ist die Corona-Zeit mit ausgefallenen Wettkämpfen und dadurch bedingter fehlender Trainingsmotivation bisher eine besonders schwierige Zeit gewesen. So auch für die beiden Langstreckenläufer Timo Hedderich aus Oldendorf und der für die Fastflitzer aus Osterwald startende Eike Dempewolf, die für den abgesagten Paris-Marathon im April viele regenreiche Wochen zuvor trainiert hatten. Nach dem schmerzlichen Corona-Einschnitt im Frühling haben sie aus der Not eine Tugend gemacht. Intensives Training statt Couch war angesagt – allein vier private Läufe über die Marathondistanz im Harz, im Solling und rund um das Steinhuder Meer wurden absolviert.

Ihr gemeinsames Ziel war die siebte Ausgabe des Sachsentrail in den waldreichen Hochlagen des Erzgebirges, der nach Vorlage eines umfassenden Hygienekonzeptes als eine der ersten großen Laufveranstaltungen in Europa überhaupt von den Behörden genehmigt worden war. Ort des Geschehens war der knapp 1000 Meter hohe Rabensberg zwischen dem tief eingeschnittenen Schwarzwasssertal bei Johanngeorgenstadt und den Ausläufern des Fichtelbergs bei Oberwiesenthal gewesen. Als sich frühmorgens die 200 Läufer auf die Strecke des UltraRun begaben, hatten sie 71 Kilometer und knapp 2000 Höhenmeter bergauf vor sich. Waren die Sportler im weitläufigen Startbereich noch mit Schutzmaske ausgestattet, sollten Corona-bedingte Einschränkungen im weiteren Verlauf des Wettkampfs nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. „Die Königsdistanz des Sachsentrail gilt als einer schönsten, aber auch technisch schwierigsten Geländeläufe weit und breit, über 80 Prozent der Strecke müssen über steinig-wurzelige Passagen mit herausfordernden Steigungen und Gefälle gemeistert werden, die fortwährend eine hohe Konzentration erfordern“, so Dempewolf. Berüchtigt sind besonders der steile Mountainbike Downhill-Parcours nach Erlabrunn und der schmale, moosige Grenzpfad unmittelbar an der Grenze zu Tschechien. Vereinzelt lagen Baumstämme auf der Strecke und mussten überstiegen werden, dutzende matschige und felsige Passagen galt es zu überwinden, das anspruchsvolle Gelände machte es den Läufern generell schwer, einen eigenen Rhythmus zu finden. Ab Kilometer 40 mussten die Ultraläufer zunehmend an ihre Grenzen gehen, jeder Anstieg machten ihnen zu schaffen und jede Verpflegungsstation wurde ausgiebig zur Flüssigkeitsaufnahme genutzt. Viele Läufer sollten diesen herausfordernden Bedingungen Tribut zollen, etwa 30 Prozent der Teilnehmer mussten bei hochsommerlichen Temperaturen erschöpft oder verletzungsbeding ausscheiden.

Hedderich und Dempewolf waren schließlich froh und stolz, nach zehn Stunden und 30 Minuten zusammen das Ziel im Sportpark Rabenberg erreicht zu haben. „Es ist definitiv ein perfekt organisiertes und sehr forderndes sportliches Abenteuer gewesen, die Hitze und der schwierige Untergrund spielten heute das ganze Rennen über eine große Rolle“, so resümierten die Beiden einhellig und sind froh, dass es jetzt endlich wieder offizielle Laufveranstaltungen in Deutschland gibt.

Foto1: Hedderich und Dempewolf freuen sich im Ziel über das Geschaffte

Foto3: Eike Dempewolf hatte wie alle anderen Läufer mit dem matschigen Untergrund zu kämpfen

Foto5: Teilweise ging es steil bergauf, was die Läufer richtig forderte