Schutz in die eigene Hand genommen

35 000 Masken durch “Hilfe zur Selbsthilfe” im Ehrenamt hergestellt / Überschuss an Vereine

Brünnighausen/Salzhemmendorf (gök). Die eigentliche Idee kam Silke Stenger, als sie eine verzweifelte Mitarbeiterin des DRK traf, die zu Beginn der Corona-Krise über keinen Mund-Nasen-Schutz verfügte. „Als sie nach Hause kam, sagte sie mir, dass ich doch mal was vernünftiges machen könnte“, erklärte Udo Stenger mit einem Augenzwinkern im Dorfgemeinschaftshaus Brünnighausen vor zahlreichen Gästen die Initialzündung zur ehrenamtlichen Herstellung von den Masken mit der Arbeitsgruppe “Hilfe zur Selbsthilfe”. Welch harte Arbeit aber hinter der Idee von einem Mund-Nasen-Schutz für 35 000 Menschen steht, hätte das Salzhemmendorfer Ratsmitglied vorher nicht gedacht. Mit Unterstützung von einem großen Organisationsteam machte sich Stenger daran, die Idee umzusetzen. Stenger betont aber, dass ohne Experten wie Manfred Roth oder Nähkreise in der Region das nicht möglich gewesen wäre. Nachdem man Stoff aus der Nähe der holländischen Grenze, Gummiband aus Bayern und Garn aus Schleswig-Holstein organisieren konnte, nahm das Projekt langsam Formen an.

Überrascht war Stenger aber darüber, dass eine Institution wie der Krisenstab vom Landkreis Hameln-Pyrmont nicht daran interessiert war, einen Mund-Nasen-Schutz für viele Menschen selber herzustellen. Dieser verließ sich auf eine Bestellung, von der sie aber später enttäuscht wurden. Auch hätten die Organisatoren gerne mehr Gemeinden als Coppenbrügge und Salzhemmendorf mit einbezogen, doch das funktionierte leider auch nicht. Als Arbeitsplatz waren die Räumlichkeiten der Grundschule Bisperode vorgesehen, doch die am Anfang 40 Näherinnen wollten lieber Zuhause arbeiten. Mit der Gemeinde Coppenbrügge und deren Bürgermeister Hans-Ulrich Peschka fand das Organisationsteam schließlich einen wertvollen Unterstützer, der das Projekt mit ankurbelte.

35 000 Masken in dreieinhalb Monaten

Mit Hilfe des Bürgerbus wurden die am Ende auf 80 Näherinnen angewachsenen Ehrenamtlichen dreimal die Woche angefahren, Material gebracht und fertige Masken abgeholt. In dreieinhalb Monaten entstanden so 35 000 Masken, mit denen zunächst Einrichtungen wie DRK, Kindergärten oder Krankenhäuser versorgt wurden. „Eigentlich ist es ein Trauerspiel, dass ein Industriestaat wie Deutschland das nicht leisten konnte“, ist Peschka immer noch enttäuscht von der Deutschen Wirtschaft. Von Anfang an wollten die Ehrenamtlichen aber keine Konkurrenz zu Betrieben sein und stellten die Arbeit schließlich ein, als genügend Masken für den Schutz der Menschen geliefert werden konnten.

Überschuss an Vereine verteilt

Nicht alle Masken wurden aber an Institutionen verteilt, sondern viele auch über Apotheken in der Region verkauft. Der Überschuss aus diesem Verkauf im insgesamt fünfstelligen Eurobereich verteilte die Initiative im Dorfgemeinschaftshaus Brünnighausen jetzt an Vereine aus den beiden Flecken. Neben den Bürgerbus-Vereinen, Dorfgemeinschaftsvereinen, der Osterwaldbühne oder den Naturfreunden Lauenstein erhielten vor allem Posaunenvereine finanzielle Zuwendungen. „Die tolle Idee der Posaunenvereine, in der Krise am Fenster oder vor Altenheimen für vor allem ältere Menschen zu musizieren, wollten wir so etwas honorieren“, erklärte Peschka die Zuwendungen für die Musikvereine. Bevor aber in Brünnighausen die Zuwendungen verteilt wurden, stellten Peschka und Stenger klar, dass die 80 Ehrenamtlichen schon vorher ein Präsent für ihr Schaffen bekommen haben. Auf eine gemeinsame feierliche Zusammenkunft wurde nur aufgrund der Hygiene- und Abstandsregelungen verzichtet.

Zum Orga-Team gehörten Udo Stenger, Hans-Ulrich Peschka, Manfred Roth, Gerald Mehrtens, Ingrid Renn, Silke Stenger, Vanessa Renziehausen-Philipps und Maximilian Stenger.

In den Genuss einer Zuwendung aus dem Überschuss der Aktion kamen die Vereine und Institutionen Osterwaldbühne, die Bürgerinitiative Stoppt Voska/Rettet den Ith, die Bürgerbus-Vereine Salzhemmendorf und Coppenbrügge, der Heimat- und Verkehrsverein Salzhemmendorf, Unsere Schwimmhalle Salzhemmendorf, der Kirchenchor St. Margarethen, die Salzhemmendorfer Söltjer, die Dorfgemeinschaft Levedagsen, der Kirchenchor Hemmendorf, die Kulturgemeinschaft Hemmendorf, der Spielkreis Altennachmittag Hemmendorf, der Bläsercorps Hemmendorf, DorfKulTour Wallensen-Thüste-Ockensen, die Dorfgemeinschaft Thüste, die Dorfgemeinschaft Ockensen, der Grenzbeziehungsverein Oldendorf, die Dorfgemeinschaft Benstorf, die Dorfgemeinschaft Ahrenfeld, das Naturerlebnisbad Lauenstein, die Naturfreunde Lauenstein, die Dorfgemeinschaft Bäntorf, die Dorfgemeinschaft Herkensen, die Dorfgemeinschaft Dörpe, der Verein für Kultur und Kinder Marienau, der Posaunenchor Hohnsen, der Posaunenchor Harderode, der Posaunenchor Coppenbrügge, die Dorfgemeinschaft Diedersen, die Dorfgemeinschaft Behrensen, die Dorfgemeinschaft Bessingen, die Dorfgemeinschaft Bisperode, die Dorfgemeinschaft Brünnighausen, die Laienspielgruppe Brünnighausen, die Dorfgemeinschaft Coppenbrügge und der Campingverein Coppenbrügge.

Foto1698: Udo Stenger (rechts) erklärt den Vereinsvertretern die ganze Aktion

Foto2147: Rund 25 Vereine wurden bei der Aktion mit finanziellen Mitteln aus dem Überschuss bedacht

Foto8497+8660: Zahlreiche Vereinsvertreter waren in Brünnighausen anwesend, als der Überschuss aus der Aktion an diese verteilt wurde