Wie geht es mit dem Naturerlebnisbad weiter?
Sanierung in Lauenstein ist notwendig / Genaue Kosten noch unklar
Lauenstein (gök). Richtige Spannung lag nicht in der Luft, als der Landschaftsarchitekt Franz Griebel aus der Nähe von Kassel ein Vorkonzept für die Sanierung des Naturerlebnisbades Lauenstein während der Sitzung für Soziales im Lauensteiner Okal-Cafe vorstellte. Griebel beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Planung öffentlicher Naturbäder und kennt dadurch auch die Vorteile und Schwächen der Naturbäder nach eigener Aussage sehr genau. Die meisten Anwesenden kannten das Papier schon, wussten nur die enthaltenen Zahlen noch nicht richtig zu deuten.
Recht nüchtern zählte Griebel den Umfang der Maßnahmen auf, die im Naturerlebnisbad bei einer Sanierung seiner Ansicht nach durchgeführt werden müssten. Posten wie Filteraufbau, Erneuerung von Mauern und Fundamenten, Entsorgung, Technikerneuerung oder Abdichtungen sorgten am Ende dafür, dass brutto die Kosten bei fast 1,3 Millionen Euro lagen. Griebel stellte klar, dass keiner voraussagen kann, wie lange alleine die Filtertechnik noch funktionieren wird und generell der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Durch Absperrung von gewissen Bereichen konnte diese Saison der Betrieb aufrechterhalten werden. Er hält es aber für unerlässlich, die Durchströmung des Beckens zu ändern, weil diese nicht mehr den Richtlinien entspricht. Einige Dinge könnte man laut Griebel zurückstellen, um von den bezifferten 1,3 Millionen etwas runterzukommen.
Der Frage von Friedrich Lücke (CDU) nach einer möglichen Teilung in mehrere Bauabschnitte entgegnete Griebel, dass das sehr schwierig sei. Der Frage von Marcus Flügel (SPD) nach alternativen Filtermethoden entgegnete Griebel, dass das zwar möglich sei, aber bei längeren Hitzeperioden zu Problemen führen könnte.
Von den anwesenden Vertretern des Trägervereins des Naturerlebnisbades war zu hören, dass sie vor einer jetzt beabsichtigten Weitergabe zur Beratung in den Fraktionen lieber erst ein eigenes Konzept mit der Gemeinde beraten hätten. Bei der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung erklärte der Vereinsvorsitzende Mark Wendlandt noch, dass bereits intensiv an einem Sanierungskonzept gearbeitet wird.
Noch teurer wurde es dann, als Viktor Reich vom Bauamt auf die Gebäude des Naturerlebnisbades einging. In einer groben Kostenschätzung geht Reich von Sanierungskosten für die Gebäude von noch einmal 440 000 Euro aus. Reich ging zudem noch von einer möglichen Erhöhung von 20 bis 30 Prozent aus, da es sich nur um eine Schätzung handelt und bei der Sanierung von Altgebäuden immer mit Überraschungen gerechnet werden müsse. „Vielleicht ist sogar ein Abriss des Erdgeschosses und ein Neubau dann sogar einfacher“, gab er zu Bedenken. Die Arbeiten an den Gebäuden wären aber nach seiner Einschätzung in mehreren Bauabschnitten möglich.
Nach einer Sanierung entsprechend des Vorkonzeptes wäre das Naturerlebnisbad dann für die Nutzung von zeitgleich etwa 1300 Badegästen ausgelegt. Bei einer Wasserumwälzung von 2300 Kubikmetern am Tag wäre nur noch eine Frischwasserzufuhr von 40 Kubikmetern am Tag notwendig, womit etwa der Verlust durch Verdunstung ausgeglichen wird. Die Gesamtwasserfläche würde sich etwas verringern auf 1900 Quadratmeter, wovon noch 1250 nutzbar wären. Der Schwimmerbereich wäre dann 20 mal 30 und der Nichtschwimmerbereich 20 mal 20 Meter groß. Wenn die Sanierung wie im Vorkonzept genannten Umfang durchgeführt wird, müsste man mit einer Bauphase von etwa neun Monaten rechnen.
Der Trägerverein wird sich aber auch von den ersten Zahlen nicht beeinflussen lassen und parallel zu den bevorstehenden Beratungen in den Fraktionen ein Sanierungskonzept forcieren und mit der Gemeindeverwaltung durchdiskutieren. „Uns vom Vorstand und allen Beteiligten ist vollkommen klar, dass die Modernisierung in dieser Luxusvariante aus dem Vorkonzept nicht realisierbar ist. Wir werden mit dem Planer Anfang Oktober damit beginnen, eine umsetzbare Variante auszuarbeiten, die dann auch eine Chance bei den Beratungen und Beschlüssen im Gemeinderat hat“, stellte Wendlandt nach der Sitzung im Gespräch klar. Dabei soll geklärt werden, was in den nächsten zwei Jahren zwingend notwendig ist und in welchen Etappen das Naturbad über mehrere Jahre saniert, modernisiert und schrittweise auch finanziert werden kann. Ein großes Augenmerk wollen die Verantwortlichen auch noch auf mögliche Fördertöpfe legen, was den Gemeindehaushalt deutlich entlasten könnte. „Jetzt fangen wir mit den Planungen richtig an und in den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir auch noch problemlos öffnen können und stehen noch nicht vor dem Aus“, machte Wendlandt deutlich. Erst nach der Vorlage des Konzeptes werden dann auch konkrete Zahlen für eine endgültige Entscheidung sorgen, ob die Gemeinde sich eine Sanierung leisten will und kann. Auch die Ausschussvorsitzende Petra Haehnel (SPD) bekannte, dass das Thema für eine Beschlussfassung noch zu komplex ist und daher jetzt auch nur in den Fraktionen beraten wird.
Foto5923: Im Okal-Cafe wurde das Vorkonzept vorgestellt
Foto6572: Das Naturerlebnisbad in Lauenstein muss saniert werden