Die Fahrradwerkstatt ist unbezahlbar

Gronauer Sozial-Fahrradwerkstatt mit Niedersachsenpreis ausgezeichnet

Gronau (gök). Im Spätsommer 2015 begann die große Flüchtlingswelle und vor allem aus Syrien und Ländern wie Irak oder Afghanistan kamen viele Menschen in Deutschland an. Auch die Samtgemeinde Leinebergland nahm damals viele Flüchtlinge auf, wofür sich dann einige Initiativen zur Integration gründeten. 2016 startete auch Friedel Beckmann seine Hilfe zur Selbsthilfe für viele Flüchtlinge in der ehemaligen Grundschule Rheden. Dem Gronauer war aufgefallen, dass die Menschen in ihren Unterkünften oft nicht mobil sind und ihre Gegend nicht erkunden können oder aber nicht zur Arbeit kommen. So kam ihm die Idee, dass die Flüchtlinge gespendete Fahrräder selber reparieren und sich dadurch auch noch wertvoll und gebraucht fühlen. Mittlerweile steht die Sozial-Fahrradwerkstatt allen Menschen aus dem unteren Einkommensbereich offen und hilft, wo sie nur kann.

Von 2016 bis jetzt wurden fast 800 reparierte Fahrräder ausgegeben, so dass viele Menschen mobil geworden sind. Zwischendurch lagen bis zu 60 Fahrräder auf dem Grundstück von Beckmann, ehe die Samtgemeinde später ein Haus in der Tweftje als Lagerraum und die Garage als Werkstatt zur Verfügung stellte. Auch in Duingen gibt es mittlerweile eine Anlaufstelle, wo den Menschen geholfen wird. „Durch die gemeinsame Arbeit und Kommunikation in deutscher Sprache wurde auch die Integration verbessert und die Menschen kommen auch aus verschiedenen Ländern miteinander ins Gespräch“, so Beckmann.

Für das große Engagement bekam Beckmann stellvertretend für die Fahrradwerkstatt nun digital in einer Videokonferenz unter anderem von Ministerpräsident Stephan Weil den Niedersachsenpreis für Bürgerengagement unter dem Motto „unbezahlbar und freiwillig“ verliehen. Der Preis ist mit 3 000 Euro dotiert, womit Beckmann das Projekt noch einmal verbessern möchte. „Mit dem Geld will ich weiteres Material zum Reparieren kaufen und vor allem auch Sonderfahrräder erwerben, mit dem etwa auch Behinderte fahren können“, so Beckmann. Sehr gut kam in der Vergangenheit auch der Besuch mit Jugendlichen und Kindern in Freizeit-Parks an, wovon vor allem traumatisierte Kinder profitierten und einen sorglosen Tag erleben konnten. Auch hierfür soll einiges von dem Geld verwendet werden.

Für die Zukunft wünscht sich Beckmann, dass sich Menschen genauer mit Flüchtlingen und ihren Schicksalen beschäftigen. Mit offenem Herzen auf die Menschen zuzugehen, ist dabei der beste Tipp, den Beckmann anderen Menschen geben kann. „Man sollte sich fragen, was die Menschen erlebt haben“, schlägt Beckmann vor. Gerade mit Afghanen hatte Beckmann schon tolle Erfahrungen, die ihn auch als „Opa“ in ihr Familienleben mit einbezogen haben. Noch heute steht Beckmann mit rund 250 Flüchtlingen in persönlichem Kontakt, wo auch außerhalb der Fahrräder oft unproblematisch geholfen wird.

Einen großen Dank richtet Beckmann neben verschiedenen Spendern und dem Förderkreis Integration auch an die Vereine Asyl e.V. und den Kinderschutzbund Gronau, die so eine Hilfe auch finanziell erst möglich machen.

Foto: Friedel Beckmann mit dem Preis vor der ehemaligen Grundschule in Rheden, wo 2016 das Engagement begann

Foto: In der Duinger Fahrradwerkstatt wird Hilfe zur Selbsthilfe gegeben, wo die Flüchtlinge selber Fahrräder reparieren können