Streichung der Busverbindungen sorgt für Unverständnis

Öffis begründen Maßnahmen mit Lockdown

Wallensen/Hameln (gök). Seit Jahren klappt die Fahrt zur Arbeit und zurück für Tamara Biskup aus Wallensen eigentlich sehr gut. Die Wallenserin verlässt sich für ihren Arbeitsweg auf den öffentlichen Personennahverkehr und nutzt die Linie 50 der Öffis für ihren Weg zur Arbeit von Wallensen nach Coppenbrügge.

Glücklicherweise hat die im Gesundheitswesen tätige Zahnarzthelferin zwischen den Jahren jetzt aber Urlaub. Denn die Öffis haben die Fahrten der Linie 50 ordentlich zusammengestrichen. Bis zu den Weihnachtstagen hatte sich zunächst nichts geändert, galt doch zunächst der Ferienfahrplan. Doch seit dem 28. Dezember wurde der Ferienfahrplan noch einmal reduziert, was dann auch Arbeitnehmer wie Tamara Biskup oder vor allem auch ältere Menschen ohne eigenes Fahrzeug betrifft. „Wir leben in Wallensen schon am Ende des Landkreises und werden jetzt noch mehr gebeutelt“, so Biskup. Die Zahnarzthelferin hat für den Lockdown vollstes Verständnis und findet die Maßnahmen grundsätzlich gut. Doch für sie liegt der Teufel im Detail und vieles wird auf dem Rücken von Berufstätigen oder anderen Personengruppen ausgetragen. Biskup muss nun private Lösungen finden, wie sie denn ab dem 4. Januar zur Arbeit kommen soll. Der zusammengeschrumpfte Fahrplan soll noch mindestens bis 10. Januar gelten.

Astrid Reinbach von den Öffis bedauern die persönliche Situation von Tamara Biskup. „Die Reduzierung des Fahrplans erfolgte aber auf Anweisung des Landkreises, welcher als Aufgabenträger über das Fahrplanangebot bestimmt“, erklärt Reinbach auf Nachfrage. Reinbach führt aber weiter aus, dass die Bundes- und Landespolitik im Zuge einer Interessenabwägung die Entscheidung getroffen hat, dass im Zweifelsfall der Gesundheit Vorzug einzuräumen ist. Für Reinbach ist es derzeit eine schwierige Ausnahmesituation, die auch das normale Leben einschneidet. Sie stellt aber klar, dass der Sonderfahrplan so aufgebaut ist, dass auf den Hauptverkehrsstrecken eine zwar eingeschränkte, aber durchgehende Verbindung besteht, um die Grundversorgung an Mobilität aufrechtzuerhalten.

Die Öffis haben öffentlich bekanntgegeben, dass sich mit dem Landkreis Hameln-Pyrmont auf ein Ersatzkonzept für montags bis freitags verständigt wurde. Dazu wurde neben den wenigen verbliebenen Fahrten etwa das Ergänzungsnetz im Regionalbereich auf einen Rufbusbetrieb umgestellt, der jedoch nur einen stark eingeschränkten Verkehr sicherstellt. Dazu muss man sich auch rechtzeitig vor Fahrtantritt anmelden.

Für die Einstellung des Bürgerbusses im Flecken Salzhemmendorf hat Biskup dagegen Verständnis. „Da sind ja ehrenamtliche Fahrer aktiv, die selber mit Masse zur Risikogruppe gehören. Bei den normalen Buslinien aber sind die Fahrer durch die Abgrenzungen und die ersten gesperrten Sitzreihen doch gut geschützt. Da jetzt auch noch kein Schülerverkehr herrscht, könnte man sich in den Bussen zumindest bis zum 10. Januar noch gut aus dem Weg gehen und alle auch wie gewohnt pünktlich zur Arbeit kommen“, hat Biskup für die bisherigen Planungen der Öffis zur Minderung der Kontakte kein Verständnis. Begründet wurden die Maßnahmen neben der Verminderung von Kontakten auch mit geschlossenen Läden und dem damit verbundenen Rückgang der Fahrgastzahlen.

Aufgrund der Kurzfristigkeit des Lockdowns war es den Öffis auch nicht möglich, die Aushangfahrpläne an allen Haltestellen wie etwa auch in Wallensen zu berichtigen. „Vor allem ältere Menschen könnten hier umsonst auf einen Bus warten, wenn sie vorher nicht auf anderen Wegen informiert worden sind“, bemängelt Biskup. Zumindest an den dynamischen Fahrgastanzeigern an anderen Haltestellen finden sich auf jeden Fall die aktuellen Zeiten. Das Öffi-Reisezentrum in Hameln hat zwar bis 10. Januar noch geschlossen, doch ein Fahrscheinverkauf soll nun auch wieder in den Bussen möglich sein. Möglich wird das durch die Fahrerschutzscheiben, mit denen mittlerweile fast alle Busse ausgerüstet sind. Die Sonderfahrpläne sind auf www.oeffis.de veröffentlicht worden.

Foto: Tamara Biskup kann für ihren Arbeitsweg ab 4. Januar nicht wie gewohnt den Bus nutzen und würde dann wohl vergeblich an der Bushaltestelle warten