Bürgerzentrale soll Leben auf dem Land fördern

Service und Beratung stehen im Mittelpunkt

Gronau (gök). Kaum ein Projekt in Gronau wurde in den vergangenen Jahren so diskutiert, wie die Hauptstraße 8 in Gronau. „Das Gebäude ist aber ein Stück Stadtgeschichte, was man nicht nur rein wirtschaftlich sehen kann – Kultur kann nicht wirtschaftlich gesehen werden“, hat Bauamtsleiter Maik Götze auch eine eigene Meinung zu dem historischen Fachwerkgebäude in der Gronauer Innenstadt, was künftig ein wichtiger Punkt im Bereich der Daseinsvorsorge sein wird. Für Götze ist etwa der Brunottische Hof in Wallenstedt ein gutes Beispiel für solche wertvollen Kulturgüter. Früher wollte den Hof aus seiner Sicht keiner haben, doch jetzt rühmt sich der ganze Ort damit.

Auch in Gronau drohte das historische Fachwerkhaus zu verfallen. Das Dach war an einigen Stellen so marode, dass ohne Sanierung in kürzester Zeit der Einsturz zumindest in Teilen gedroht hätte. In den letzten Jahrzehnten wurde das Haus auf verschiedene Arten genutzt. Ein Bürstenmacher war dort aktiv oder aber es wurde als Ausstellungsfläche genutzt und auch Wohnraum gab es im oberen Teil des Gebäudes.

Die Ratsmitglieder in Gronau entschieden sich schließlich dazu, das Gebäude für die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum herzurichten, wie es bereits in anderen Ortsteilen wie etwa Banteln mit dem Lindenhof vollzogen wurde. Schwerpunkt werden in dem Gebäude Tourismus, Kultur, Vereine und Mobilität sein. Gerade als Tourismusinformation soll das Gebäude vor allem Touristen ansprechen, die die Stadt besuchen. „Fahrradfahrer vom Leine-Heide-Radweg bekommen dann hier etwa Flyer mit Hinweisen zur Pottlandsauna in Duingen oder etwa dem Fagus-Werk in Alfeld“, erklärt Götze die Idee.

Im unteren Bereich des Gebäudes gibt es zwei offene Arbeitsräume für den Bereich Kultur und Tourismus, wobei auch Mobilität dann besetzt werden soll. Mit Claudia Hennies und Stephanie Lübbecke stehen schon zwei Rathausmitarbeiterinnen fest, die dort im Eingangsbereich ihre Büros beziehen werden. Dort können dann auch Fragen rund um das Vereinsleben wie die Vermietung von Dorfgemeinschaftshäusern beantwortet werden. Das Haus wird dazu im unteren Bereich barrierefrei sein, so dass alle Menschen das Haus mit nutzen können. Im Haus selber gibt es dann noch weitere Beratungsangebote wie Rentenberatung, Kinder- und Jugendberatung oder auch Schuldnerberatung. Für die sensiblen Themen wie etwa Schuldnerberatung ist dann auch ein Eintritt über den Hintereingang in das Gebäude möglich. „All diese Überlegungen haben in dem Entwurf für den Ausbau schließlich eine Rolle gespielt. Der Kostendeckel für den Umbau liegt bei einer Million Euro, wobei der Eigenanteil bei Förderung aus dem Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“ nur 333 333 Euro beträgt. Ohne solch eine Förderung wäre dieses Projekt aber wohl nie möglich gewesen“, glaubt Götze. Im Februar will Götze mit seinem Team aus dem Fachbereich Bau alle bisherigen Kosten zusammengetragen haben und stellt das dann der Politik in den entsprechenden Sitzungen vor. Wenn die bisherigen Kosten das dann noch zulassen, wird schließlich auch noch über den Einbau des Fahrstuhls und den Ausbau des Dachgeschosses entschieden. Götze schätzt, dass dann noch einmal drei Monate Bauzeit dazukommen würden, wobei aber auch weitere finanzielle Mittel unter Umständen noch von Nöten wären. Während der Sanierung gab es für die Projektleitung viele Überraschungen zu überstehen. Marode Wände und Balken oder aber Diskussionen mit der Denkmalpflege sorgten dafür, dass die Sanierung für den Fachbereich eine große Herausforderung war. Das Haus war vor der Sanierung zwar nicht mehr im originalen historischen Zustand, doch wurden bei der Sanierung viele historische Teile gefunden. Um 1900 wurde ein sogenanntes Zwerchhaus als weiterer Wohnraum auf das vorhandene Fachwerk draufgesetzt, was am Fachwerk dann seine Spuren hinterlassen hatte. Durch statische Maßnahmen ist jetzt auch der Fortbestand dieser prägenden Optik für das historische Stadtbild gesichert worden.

Im ersten Obergeschoss ist nach rund einem Jahr Bauzeit bereits zum 1. Februar das Jobcenter mit zwei Mitarbeitern in die drei vorgesehenen Räume eingezogen. In der abgeschlossenen Büroeinheit kann das Jobcenter dort auch alle Leistungen für die betroffenen Personen anbieten, die man sonst nur in Alfeld oder Hildesheim bekommt. Ohne diese Büroräume wäre der Weggang des Jobcenters aus Gronau laut Götze sehr wahrscheinlich gewesen und hätte wieder ein Serviceangebot weniger in der Stadt bedeutet. Synergien werden vor Ort auch dadurch erreicht, dass der Flüchtlingskoordinator Jens Wolf neben dem Jobcenter auch ein Büro beziehen wird. Verena Weduwen kontrollierte als Projektleiterin in den letzten Tagen noch alle Einzelheiten, ehe die ersten Nutzer in das Gebäude einziehen. Von Beginn an sollen sich die Nutzer in dem Gebäude auch wohlfühlen, wobei sich Götze bei dem sehr gelungenen Ergebnis der Sanierung dabei schon sehr sicher ist.

Foto4333: Auf dem Fachwerk sitzt oben das Zwerchhaus, welches etwa 1900 angebaut wurde

Foto4335: Auch für die Rentenberatung wird es ein Büro geben

Foto4336+4339: Die Büros des Jobcenters sind schon bezugsfertig

Foto4340: Im Sozialraum wird auch ein Tisch für größere Besprechungen stehen

Foto4343: Verena Weduwen kontrollierte alle Bereiche genau vor dem Einzug

Foto4344: Die neue Bürgerzentrale stellt in der Innenstadt einen neuen optischen Höhepunkt da