Große Fahrzeuge für kleinen Preis

Oliver Ziegenhorn lebt Modellbau-Traum

Wallensen (gök). Die Begeisterung für den Modellbau wurde Oliver Ziegenhorn praktisch schon in die Wiege gelegt. Schon sein Vater und Großvater hatten eine Modelleisenbahn, weshalb seine Leidenschaft in der Familie später keinen verwunderte. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte Ziegenhorn in Elze und lief damals am Tennisplatz schon den ersten Modellautos hinterher, wenn dort Modellbauer ihre Autos fahren ließen.

Als sich die Eltern von Ziegenhorn trennten, zog er mit seiner Mutter in das Ruhrgebiet und wurde in Duisburg heimisch. Dort verbrachte er schnell viel Zeit in einem Modellbauladen am Kaiserberg, wo er schließlich auch sein erstes LKW-Modell kaufte. „Dafür habe ich als Schüler quasi alle Arbeiten angenommen und fast alle Gärten in der Nachbarschaft gemäht“, erinnert sich Ziegenhorn mit einem Lächeln an diese unbeschwerte Zeit zurück.

Die Technik der Modelle entwickelte sich dabei immer weiter. Waren anfangs noch Verbrenner-Motoren unter Modellbaufreunden angesagt, entwickelte es sich später zu bürstenlosen Elektro-Motoren hin. „Durch die Elektromotoren wurde der Modellbau auch etwas kostengünstiger, da weniger Ersatzteile oder Kraftstoffe notwendig waren“, erklärt Ziegenhorn. Die Modelle wurden laut dem 38jährigen immer besser und seine Leidenschaft viel größer. Zwar probierte er sich in vielen Bereichen des Modellbaus wie etwa dem Drifting aus, doch schon vor einigen Jahren landete er beim ScaleART-Modellbau. Dabei werden die Modelle ihren großen Vorbildern im reellen Leben möglichst detailgetreu nachgebildet, wobei hohe Geschwindigkeiten dann keine Rolle mehr spielen.

Besonders gut eignen sich für den ScaleART-Modellbau die Spielzeug-Modelle von Bruder, da sie laut Ziegenhorn sehr robust sind. „Das sind halt stabile Spielzeuge, die an sich schon sehr detailgetreu sind“, erklärt der jetzige Wallenser die Vorzüge. Der Umbau eines Modells dauert dann oft aber Monate, da auch die Familie mit den zwei Kindern ihre Zeit fordert. Ziegenhorn hat allerdings den Vorteil, dass seine Familie für das Hobby sehr viel Verständnis hat und sich teilweise auch mit einbringt. So bastelt er oft schon zusammen mit seinem fünfjährigen Sohn Elias oder nimmt die ganze Familie zum „Ausfahren“ der Modelle mit. Die Kosten für so einen Umbau halten sich auch in Grenzen. „Es ist durchaus realistisch, ein fahrbares Modell für unter 100 Euro zu bauen“, so der leidenschaftliche Modellbauer. Nach oben gibt es aber natürlich auch im Modellbau keine Grenzen. Der Wallenser kennt auch Sammler aus einer Gruppe, die Modelle im Wert von über 10 000 Euro fahren. Bei seinen Modellen geht Ziegenhorn aber auch Kompromisse ein. So nimmt er Lackierungen etwa selber vor und nutzt das alte Baumhaus seiner Kinder auch mal als Lackierraum. Von dem eigentlich gekauften Modell bleibt dann meist nur die Außenhülle über und wird mit einem elektrischen Innenleben versehen. So wird ein Motor mit Antrieb eingebaut oder auch für Sound und Beleuchtung gesorgt. Die Fahrzeuge bewegen sich dann in der Regel nicht sehr schnell, wodurch es bei der Lenkung dann aussieht, als ob ein Fahrer die Räder richtig lenkt. Bei Modellen mit Rädern werden diese zumeist auch ausgetauscht, da bei den Spielmodellen nur Plastikräder genutzt werden. Neue Vollgummireifen sorgen dann aber für den richtigen Look. Die fertigen Modellbauten werden dann von Ihren Besitzern nicht nur gerne gefahren, sondern oft auch in der Umgebung fotografiert. Erst ein sehr genauer Blick lässt dann auf dem Foto erkennen, dass es sich nur um ein Modell und nicht um das Original handelt.

„Jeder Modellbauer hat natürlich beim Bau seine Eigenarten und kann seine Kreativität richtig ausleben. Mir ist wichtig, dass meine Modelle auch nach Arbeit aussehen“, erklärt Ziegenhorn im Gespräch. Seine Baufahrzeuge, LKWs oder anderen Fahrzeuge haben etwa auch künstliche Roststellen. Mit Hilfe von Putzstahlschwämmen, Salzwasser, Essig und viel Geduld hat er sogar seinen eigenen Rost hergestellt, den er mit Fingerspitzengefühl auf das Plastik bringt. Bisher ließ er seine Fahrzeuge immer beim Besuch auf Modellbau-Strecken wie in Melle oder Quickborn fahren, doch zusammen mit anderen Modellbaufreunden arbeitet er im Saalepark an einer eigenen Modellbaustelle (diese Zeitung berichtete). Bis zur geplanten Einweihung wird die Arbeit an den eigenen Modellen zu Gunsten der dortigen Arbeiten auch noch etwas vernachlässigt. Aber Ziegenhorn freut sich schon, wenn er auch im Saalepark seine Fahrzeuge in Szene setzen kann.

Oliver Ziegenhorn arbeitet hauptberuflich in einem Betrieb in Emmerthal in der Produktion oder im Lager, was ihm auch Spaß macht. Sein Traum war aber immer ein eigenes Modellbaugeschäft, was man nach seiner Meinung aber in Zeiten des Internets nicht mehr wirtschaftlich betreiben kann. Er selber hält den kleinen Modellbaugeschäften noch die Treue und kauft seine Teile nach Möglichkeit immer dort ein. „Ich schätze halt auch den Service vor Ort“, bricht Ziegenhorn auch eine Lanze für die Region.

   

Foto0704: Mit dem Tamiya Arocs kann man in diesen Tagen sogar Schnee schieben

Foto0710: Oliver Ziegenhorn beim Bauen an einem Modell

Foto4888: Ziegenhorn setzt lieber auch aus Kostengründen lieber auf Gewindestangen, als auf Hydraulik

Foto4891: Oben das Originalmodell von Bruder, unten der fahrbare Umbau mit entsprechendem „Arbeits-Look“

Foto4893: Federn aus Wäscheklammern sorgen schon mal für Achsfederung eines Aufliegers

Foto4895: Der Blick in das Innenleben eines Modells

Foto4897: Auch die Scheibe der Fahrerkabine hat gewollt einen gebrauchten Look

Foto4900: Mit den Modellen kann man richtig arbeiten, wenn natürlich auch im kleineren Rahmen

Foto125642: Im Baumhaus der Kinder wird schon mal ein Trailer lackiert

Foto172242+103+152+156+562+574: Auf den ersten Blick sehen die Modelle wie ein originales Fahrzeug aus