Senioren freuen sich über „Post für Dich“

Alfelder Seniorenakademie organisiert Briefwechsel zwischen Senioren

Alfeld (gök). Besonders Senioren gelten in der Corona-Pandemie als Risikopatienten. Das Hauptaugenmerk liegt aber für viele Menschen dabei nicht nur auf dem körperlichen Zustand. Auch für die Psyche vieler Senioren ist diese Zeit oft eine Belastung, leben sie doch gerade im Alter oft alleine oder dürfen etwa im Seniorenheim auch nur beschränkt oder gar nicht Angehörige zum Besuch empfangen.

Das Team vom Mehrgenerationen-Treff (MGT) in der „Kleinen Kneipe“ Alfeld hat sich schon mit Beginn des Jahres diesem Problem gestellt und will etwas Freude in das oft einsame Leben von Senioren bringen. „Wir kommen mit dieser Situation zurecht – viele andere Menschen weniger bis schlecht“, erklärt Brunhilde Heinrich im Gespräch. Unter dem Motto „Post für Dich“ hat das Team vom MGT Kontakt mit umliegenden Seniorenheimen aufgenommen und dort schon Kontakt zu einigen Senioren hergestellt. Die Idee dazu entstand aus einer Weihnachtsaktion in Lüneburg, über die im Fernsehen berichtet wurde. An verschiedene Seniorenheime wurden frankierte und an den MGT adressierte Postkarten verteilt, durch die die Senioren schnell und problemlos Kontakt aufnehmen können. „So bekommen wir auch keine Probleme mit dem Datenschutz, da uns ja dann die Senioren anschreiben und ihre Rücksendeadresse uns bekanntmachen“, erklärt Heinrich das System. Corona-konform kann dann der Kontakt aufgenommen werden, wobei bisher Brunhilde Heinrich den Auftakt zu dem Briefwechsel gemacht hat. Im Home-Working können dann mit dem notwendigen Abstand auch andere Mitglieder vom MGT auf die Senioren reagieren und ihnen Briefe schreiben.

„Der erste Kontakt ist immer recht einfach für mich. Meistens schreibe ich zuerst etwas über mich und stelle mich so für den Empfänger vor“, erklärt Heinrich im Gespräch den ersten Inhalt der Briefe. Der Vorteil von Heinrich ist dann, dass sie auf das Repertoire des MGT zurückgreifen kann, wo es vor Corona auch einen Autorenkreis gab. So kann sie in den Briefen auch Kurzgeschichten oder Gedichte mit übersenden, was die Post für die Senioren dann noch attraktiver macht. Dank der Hilfe der Seniorenakademie werden aber auch mal kleine Geschenke wie selbstgebastelte Herzen mit reingelegt, worüber sich die Senioren laut ersten Reaktionen sehr freuen. Fleißige Bastler oder Näherinnen wie die Vorsitzende der Seniorenakademie Lieselotte Herwig haben in den letzten Monaten viele kleine Geschenke gefertigt, über die sich die Senioren dann erfreuen. Auch passend zum Valentinstag am 14. Februar gab es eine kleine Überraschung, was bei den Empfängern sicher gut ankam.

Das Schreiben mit den Senioren ist laut Heinrich auch ein Gewinn für die Schreiber der Seniorenakademie, da ihnen das Schreiben einfach auch Spaß macht. Die Antworten der Senioren sind dann für das Team der Briefschreibe-Gruppe oft herzerwärmend. Eine Seniorin etwa antwortete, dass sie sich mit ihren 81 Jahren auch wieder im Vorlesen übt, da ihre Nachbarin blind ist und sich über das Vorgelesene sehr freut. „Wir freuen uns über die Freude anderer und spüren von Draußen nach Drinnen und auch umgekehrt ein Füreinander“, so Heinrich.

Seit Anfang Januar gab es aus den Seniorenheimen schon zehn Rückläufer, auf die mit einem Brief geantwortet wurde. Der Mehrgenerationen-Treff möchte daraus noch eine größere Entwicklung machen, in dem sich auch außerhalb der Seniorenheime einsame oder interessierte Senioren für einen Briefwechsel melden können. Brunhilde Heinrich sagt zu, dass auf Briefe an den Mehrgenerationen-Treff (Adresse Unter der Kirche 9 in 31061 Alfeld) auch geantwortet wird. Damit jeder Senior auch unterschiedliche Inhalte in seinen Briefen bekommt, führt Heinrich genau Buch über die versendeten Briefe.

Finanziert wird die Aktion bisher rein aus Spenden für den Mehrgenerationen-Treff oder aus Zuschüssen von der Seniorenakademie, so lange deren Mittel dafür noch ausreichen. Ewig werden die finanziellen Mittel der Seniorenakademie zwar aufgrund anderer Belastungen wie etwa der Miete für die „Kleine Kneipe“ nicht reichen, doch das Team wird so lange es geht weitermachen. „Das alles ist überhaupt nur möglich, weil wir alle ehrenamtlich aktiv sind. Die soziale Arbeit gibt uns aber auch eine tolle Rückkopplung und hält uns selber auch im Alter noch kreativ“, ist Lieselotte Herwig für die Erlebnisse dankbar.

Foto5229: Gedichte wie diese liegen dann den Briefen bei

Foto5231: Eine Auswahl an kleinen Geschenken, die auch mit verschickt werden

Foto5234: Alle Briefe werden mit viel Liebe von der Briefschreibe-Gruppe geschrieben

Foto5235: Brunhilde Heinrich und Lieselotte Herwig freuen sich im Mehrgenerationen-Treff in der Kleinen Kneipe in Alfeld über das tolle Ergebnis der Aktion in den ersten Wochen