Digitale Entwicklung hilft im Uni-Alltag

Vor- und Nachteile im Studentenleben

Benstorf/Braunschweig (gök). Seit rund einem Jahr ist auch für Studenten alles anders. Bedingt durch die Corona-Pandemie wurde vergangenes Frühjahr der normale Unterricht mit Vorlesungen in der Uni abgebrochen. Die Dozenten waren dann gezwungen, sich alternative Unterrichtungsmöglichkeiten zu suchen. Doch nicht nur für die Dozenten gab es viele Änderungen, sondern auch die Studenten mussten sich gehörig umstellen. Der gemeinsame Kaffee am Morgen oder die gesellige Zusammenkunft am Abend sind seit rund einem Jahr passé, was Alina Schernikau, Sabrina Wolters und Madeleine Kleyer im Gespräch etwas wehmütig erzählen. Im vergangenen Jahr stand das Lernen nicht nur im Vordergrund, sondern es bot sich auch keine Abwechslung zu diesem. „Das Studentenleben ist sonst schon cool, doch der Spaßfaktor fehlt seit Monaten fast komplett“, erklärt Sabrina Wolters während einem Online-Meeting mit etwas Augenzwinkern. Zusammen mit Alina Schernikau studiert sie Mathematik und Deutsch auf Lehramt in der TU Braunschweig. Mit Madeleine Kleyer aus Benstorf arbeiten die beiden derzeit an einem Gruppenprojekt, welches aber nicht wie sonst gemeinsam in einer Lerngruppe ausgearbeitet werden kann.

„Bedingt durch die Hygieneregeln während des Lockdown arbeiten höchstens Alina und Sabrina in ihren Wohnungen in Braunschweig gemeinsam, während ich mich dann digital dazuschalte“, erklärt Kleyer. Die 19jährige Benstorferin studiert neben Germanistik auch noch Erziehungswissenschaften. Durch die Abstandsregeln wurden aber nicht nur Gruppenarbeiten erschwert, auch der Tagesablauf der Studenten hat sich komplett gewandelt. „Früher war Uni und Privates gut voneinander getrennt. Nach dem Alltag im Uni-Hörsaal oder Seminaren in kleineren Gruppen und gewissen Lernzeiten danach stand abends das Private im Vordergrund. Jetzt ist die Trennung schwieriger und man schaltet auch weniger ab, da man auch abends noch viel aus den Online-Sitzungen nachbereiten muss“, so Sabrina Wolters. Die Dozenten gestalten den Unterricht zwar sehr unterschiedlich, doch alle eint, dass der Stoff wesentlich intensiver durchgenommen wird. Online ist laut Madeleine Kleyer aber auch die Mitarbeit viel wichtiger, so dass man immer gefordert ist und sich nicht zurücklehnen kann. Auch online ist die Anwesenheit wichtig, da darüber die notwendigen Leistungspunkte erlangt werden.

Klausuren werden jetzt auch in einem ungewöhnlichen Format durchgeführt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. So gibt es einige webbasierte Tests, wo etwa im multiple- oder single choice-Verfahren Fragen beantwortet werden. Bei anderen Formaten müssen Klausuren aber im normalen Zeitansatz auch Zuhause geschrieben und im Anschluss eingescannt und hochgeladen werden. Für die technische Umsetzung wird dann noch ein Extra-Zeitansatz gewährt.

Die neuen Unterrichtsmethoden sind zwar fordernder, haben für die Studenten aber auch einige Vorteile. „Früher ist man im Hörsaal oft mal nicht mitgekommen. Jetzt kann man die Videos von Vorlesungen oder Erklärungen auf Pause schalten oder zurückspulen und sich den Stoff noch einmal anhören. Man wird zeitlich flexibler“, so Alina Schernikau. Für Schernikau und Wolters hat die Situation derzeit auch den Vorteil, dass sie bei ihren Studiengängen alles besser planen können. Gerade die Mathematik- und Deutsch-Vorlesungen waren vor dem Lockdown oft zeitgleich, so dass man sich für einen Unterricht entscheiden musste. Jetzt kann man sich online alles nacheinander angucken. Die Digitalisierung empfinden die Studenten daher nicht als Nachteil und können sich für das weitere Studentenleben vorstellen, dass aufgenommene Vorlesungen oder die sehr beliebten Erklärvideos einzelner Dozenten für später auch bestehen bleiben und das Studentenleben erleichtern. Für ihre Dozenten haben die Studenten sowieso nur lobende Worte übrig. „Alle Dozenten geben sich vor allem mit der technischen Umsetzung große Mühe und die Ergebnisse werden dabei immer besser. Auf Hinweise zu technischen Verbesserungen wie etwa Mikroproblemen wird meistens sofort reagiert“, so Sabrina Wolters mit den anderen beiden im Einklang.

Der Fernunterricht seit dem letzten Lockdown ist aber nicht an allen Studenten spurlos vorbeigegangen. Einige kamen mit der Situation nicht zurecht und wollen später ein Semester dranhängen oder haben im Einzelfall auch ganz ihr Studium abgebrochen. Auch die mangelnden sozialen Kontakte machen sich bei vielen bemerkbar, was negativ auf die Psyche wirkt. „In den letzten Monaten hatte fast jeder unserer Kommilitonen mal ein Tief und so langsam reicht es. Gerade wenn man alleine in seiner Wohnung ist, ist die Situation schon nicht einfach“, sind sich die drei Studenten einig.

Da die Motivation für das Lernen am PC in den letzten Monaten nicht größer geworden ist, hoffen auch die Studenten bald wieder auf die Aufnahme des regulären Uni-Betriebes. Auch wenn die WLAN-Verbindung manchmal in ihrem Elternhaus in Benstorf etwas wackelig ist, ist Madeleine Kleyer froh, dass die Bandbreite ein digitales Arbeiten überhaupt ermöglicht. Sonst hätte sie in Braunschweig alleine in ihrer kleinen Wohnung leben müssen, statt so wie jetzt in der Freizeit wenigstens ihre Familie um sich zu haben. Wenn jetzt im Frühjahr das Sommersemester startet, hoffen die Studenten wieder auf eine Normalisierung der allgemeinen Lage, so dass langsam das normale Uni-Leben auch wieder aufgenommen und das Studium auf normalem Weg beendet werden kann.

 

Foto5084: Madeleine Kleyer schaltet sich aus ihrem Elternhaus in Benstorf immer online dazu

Foto5085: Über die Uni-Software halten die drei Studenten in einer Videokonferenz online den Kontakt

Foto8724: Zu Beginn ihrer Studienzeit saßen die Studenten noch normal im Hörsaal