Thüste stellt sich schlimmer Vergangenheit

Gedenktafel erinnert an ermordete Zwangsarbeiter

Thüste (gök). Eigentlich sollte die Veranstaltung schon letztes Jahr stattfinden, doch Corona machte damals den Plan zunichte. Letztes Jahr am 15. April jährte sich der Mord an den zwei polnischen Zwangsarbeitern Aleksander Bukowski und Marian Kubicki zum 75. Mal. Eigentlich bestand für die polnischen Zwangsarbeiter damals gar keine Gefahr mehr, da die Amerikaner drei, vier Tage vorher Thüste schon befreit hatten. Doch auswärtige Zwangsarbeiter aus Hildesheim wollten das von der Wehrmacht eingerichtete Kleidungslader im Ort plündern und brachten eine brisante Stimmung in den Ort. Laut dem Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom wurden auch örtliche Bauern angegangen, die angeblich ihre Zwangsarbeiter schlecht behandelt hatten. Die beiden örtlichen polnischen Zwangsarbeiter wollte der Dorfpolizist Hermann G. dann in diesem Zusammenhang verhaften, obwohl diese nach verschiedenen Aussagen nichts mit den Vorgängen zu tun hatten. Als diese sich der Festnahme verweigerten, erschoss Hermann G. sie kurz nacheinander.

Nach den Todesschüssen zeigten die Amerikaner zunächst eine entschlossene Haltung und verhafteten den Dorfpolizisten. Doch nach unbekannter Zeit kam er wieder frei und setzte seinen Dienst in Thüste auch fort. „Er wurde aber dafür wohl nie vor Gericht gestellt“, hat zumindest Gelderblom dafür keine Nachweise bei seinen Recherchen gefunden. Jahre später ist der Dorfpolizist dann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Die beiden ermordeten Zwangsarbeiter wurden auf dem Thüster Friedhof beigesetzt und bekamen auch einen Grabstein aus Thüster Kalksandstein. Seit der Beerdigung wird das Grab von Thüster Einwohnern gepflegt. Gelderblom lobt die gute Erinnerungskultur in Thüste, wo sich der Ort so seiner schlimmen Vergangenheit stellt. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Grießner (SPD) weihte jetzt zusammen mit den Ortsratsmitgliedern und Gelderblom eine kleine Gedenktafel ein, die an die Umstände des Todes der beiden Polen erinnert. Für die Erklärungen hatte Gelderblom recherchiert und den Text geschrieben. Schon vor rund zehn Jahren hatte Gelderblom die jüdische Vergangenheit von Wallensen aufgearbeitet und über die Jahre den Kontakt in die Region gehalten. Die laut Grießner überschaubaren Kosten für das Schild wurden vom Ortsrat übernommen und laut dem Ortsbürgermeister hat der Flecken zugesagt, sich weiter um den Erhalt des Grabes zu kümmern.

Foto6836: Bernhard Gelderblom (links) erläutert die Umstände vom Tod der beiden polnischen Zwangsarbeiter

Foto6839: Auf dem Grabstein steht fälschlicherweise Pajdowski, richtig ist Bukowski