Kunst für den Alltag – „Bitte anfassen!“
Ausstellung im Töpfermuseum startet am 4. Juli
Duingen (gök). Frank Breiter hat im Aufbau seiner Keramik schon eine gewisse Übung. Normalerweise stellt er seine Waren aber sonst in der Regel auf Kunsthandwerker- oder Keramikmärkten in ganz Deutschland aus. „Museen kommt eher selten vor“, verrät der Keramiker aus der Nähe von Kassel im Gespräch im Duinger Töpfermuseum. Gebrauchsgegenstände wie seine Keramik sind in Deutschland eher selten im Museum zu finden. In anderen Ländern wie England geht man damit anders um, wo das viel normaler ist. Die Gebrauchskeramik hat aber laut Breiter auch in Deutschland in den letzten Jahren einen deutlichen Zulauf bekommen, so dass Kunst und Alltag nicht mehr so strikt getrennt werden. „Kunst ist schön und man braucht sie auch. Aber Gebrauchskeramik braucht man halt auch“, erklärt die Duinger Museumsleiterin Ingrid Wolfsberger die Idee einer Sonderausstellung mit Gebrauchskeramik mit einfachen Worten. Das Töpfermuseum hat diesen Trend bei der Gebrauchskeramik frühzeitig erkannt und jetzt eine Sonderausstellung mit Frank Breiter und Reinhild Alber unter dem Motto „Bitte anfassen!“ organisiert.
Ab Sonntag, den 4. Juli wird im Töpfermuseum Duingen die neue Sonderausstellung mit Keramik von Reinhild Alber und Frank Breiter gezeigt. „Dieses Mal verzichten wir aufgrund der Corona-Pandemie allerdings auf eine Eröffnungsveranstaltung“, erklärt Wolfsberger den ungewöhnlichen Ablauf der Sonderausstellung, die bis zum 22. August in Duingen zu sehen sein wird.
In der Keramik liegt Kreativität. Kunst und Handwerk gehen dabei Hand in Hand. Reinhild Alber und Frank Breiter stellen Gebrauchskeramik in bester handwerklicher Form mit einem hohen Anspruch an funktionale und gestalterische Aspekte her – zum Beispiel: Tassen, Teller, Schüsseln, Kannen, Vasen, Lampenschirme, Quicheformen und Gartenkeramik. Dennoch sind es zwei Keramiker mit ganz unterschiedlicher Handschrift.
Reinhild Alber stellt auf der Töpferscheibe gedrehtes Porzellan her. Die Formgebung ist klar und schlicht. Schmale Füße, dünne Ränder und die weiche Oberfläche des unglasierten Porzellans verleihen den Gefäßen eine Leichtigkeit und Zartheit. In einer ausgefeilten Intarsientechnik mit Porzellanengoben setzt sie feine grafische und farbliche Akzente. Gerne verwendet Reinhild Alber dabei lyrische Texte von Joachim Ringelnatz, Ingeborg Bachmann oder Paul Maar: Poetischer Inhalt verschmilzt im wahrsten Sinne des Wortes mit bester Handwerkstechnik. Die kaum entzifferbare Handschrift wird zum Geheimnisträger. Daneben gibt es noch das Steinzeug in „Blau-Türkis“. Diese Keramik mit den leuchtenden Blau- und Grüntönen sowie den sehr gradlinigen Formen wirkt modern und zeitlos.
Frank Breiter dagegen produziert reduzierend im Gasofen gebranntes Steinzeug. Seine bodenständigen Formen nehmen Bezug auf traditionelle Gefäße, kommen in ihrer Ausgestaltung aber dennoch modern und zeitgemäß daher. Er verwendet alte Techniken, beispielsweise den Auftrag einer Salzlösung um unterschiedliche Oberflächenanmutungen zu erzeugen. Oder die aufwändigen Bemalungen, die zum Teil von traditioneller Schlickermalerei inspiriert sind. Sie überzeugen durch klare Strukturen und eine harmonische Farbgestaltung. Der pyrithaltige Ton mit seiner charakteristischen Sprenkelung sorgt zusätzlich für ein lebendiges Bild.
Reinhild Alber und Frank Breiter bedienen ein sehr breites keramisches Spektrum. Zu sehen bekommen die Besucher künstlerisches Porzellan, modernes Steinzeug und Steinzeug in bester traditioneller Handwerkskunst.
Die Ausstellung wird aufgrund der aktuellen Situation später als eigentlich geplant veranstaltet. „Nun ist es aber endlich soweit! Das Museum hat wieder geöffnet und wir freuen uns auf viele Besucher, immer jeweils mittwochs und sonntags von 15 bis 17 Uhr oder nach Voranmeldung“, so Wolfsberger. Der Eintritt ist frei. Die Keramik kann wie immer käuflich erworben und sofort mitgenommen werden. Weitere Infos gibt es unter www.toepfermuseum-duingen.de.

Foto: Ingrid Wolfsberger und Frank Breiter bereiten die Keramik für die Sonderausstellung vor
Foto9554: Gebrauchskeramik von Frank Breiter
Foto9555+9556+9557: Gebrauchskeramik von Reinhild Alber