„Krumm, schief und niedlich“ kommt gut an

Töpferei Wolkentänzer in Elze nimmt wieder Fahrt auf / Spendenaktion

Elze (gök). Ines-Mercedes Strothmann hat dem lang leerstehenden Geschäft vor vier Jahren wieder Leben eingehaucht und dort ihre Töpferei Wolkentänzer eröffnet, die sie seit Dezember 2019 alleine betreibt. Vor dem Schaufenster des Töpferateliers in der Elzer Hauptstraße bleiben die Menschen gerne stehen und lassen sich von den modernen Töpferwaren etwas verzaubern. „Krumm, schief und niedlich“ ist dabei das Motto der Künstlerin, was auch die Kunden und Kursteilnehmer zu schätzen wissen. Auch wenn sie das Atelier nur als bezahltes Hobby betreibt, hat sie sich doch einen Traum erfüllt. Seit über 20 Jahren töpfert die Elzerin schon, wobei sie die Töpferei besonders zum Ausgleich ihres Hauptjobs als Familienbegleiterin nutzt. „Durch das töpfern bekomme ich einfach am besten den Kopf wieder frei“, erklärt Strothmann ihre Liebe zum Töpfern. Im Atelier wird aber auch viel gelacht und soziale Kontakte gepflegt.

Auch wenn das Atelier schnell Fahrt aufnahm, musste es dann im Frühjahr 2020 zum ersten Lockdown wieder geschlossen werden. „Die Kurse für Erwachsene und Kinder wurden zunächst gut angenommen, wobei auch Kindergeburtstage sehr gefragt werden“, erinnert sich die 51jährige Besitzerin an den Start in den ersten drei Jahren gerne zurück. Der Lockdown hat die Elzerin zwar schnell ausgebremst, doch die Kursteilnehmer hielten der Künstlerin die Treue. Während des Lockdowns erfolgte zumeist direkt vor dem Atelier eine Beratung, wo auch die Materialien rausgegeben wurden. Früher nahmen an den Kursen in dem Atelier bis zu sechs Menschen teil, wobei Strothmann die Anzahl aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln jetzt halbiert hat. Nichtgeimpfte Teilnehmer müssen sich aber zur Sicherheit noch testen lassen, wobei Kinder generell Maske tragen müssen. „Das fühlt sich für mich aber sehr komisch an, da ich sonst auch als Familienhelferin ja nah an den Menschen dran bin“, erklärt Strothmann, die sich aber trotzdem natürlich an die Regeln hält.

Strothmann ist auch über Kurse damals selber zum Töpfern gekommen, wo sie ihre Kreativität ausleben konnte. „Nach all den Jahren bilde ich mich derzeit auch über alle möglichen Wege weiter. Dabei helfen auch Youtube-Videos oder Töpfergruppen in sozialen Netzwerken, wo wir uns zu den verschiedenen Techniken austauschen“, so die Elzerin. In dem Atelier findet man aber keine Töpferscheibe, da es sich um reine Aufbaukeramik handelt. Dankbar ist Ines-Mercedes Strothmann aber, dass ihr damals zum Ofen auch eine Tonpresse verkauft wurde. So kann sie den Ton für ihre Kursteilnehmer deutlich leichter vorbereiten, wodurch das eigenständige und kraftraubende Walzen entfällt. „Trotzdem braucht man eine hohe Frustrationstoleranz, da Fehler auch schnell teuer bezahlt werden. Wenn in den Kunstwerken etwa ein Luftbläschen enthalten ist, kann einem der ganze Inhalt im Brennofen explodieren und den Ofen beschädigen“, erklärt die Künstlerin. Das Schöne am Ton ist für die Teilnehmer aber die Flexibilität. Ton kann anders als Holz oder Stein immer wieder erweitert werden. Die Arbeit mit Ton hat dabei auch einen therapeutischen Aspekt und wird auch bei verschiedenen Krankheiten in den jeweiligen Therapien eingebaut. „Eine Kursteilnehmerin mit Arthrose hat von der Arbeit zum Beispiel profitiert und ist wieder beweglicher in ihren Händen geworden“, erklärt die Elzerin.

Auch das Töpfern für den guten Zweck kommt in dem Atelier nicht zu Kurz. Derzeit töpfert die Inhaberin etwa fleißig Seifenschalen für ihr Herzensprojekt, die dann für 20 Euro verkauft werden. In jede Seifenschale investiert Strothmann etwa drei Stunden Arbeit, was die Käufer auch immer zu schätzen wissen. Der komplette Erlös wird dann zu Gunsten der Opfer von der Flutkatastrophe im Westen von Deutschland gespendet. Susanne Kuhställer aus Elze ist auch schon länger in dem Atelier aktiv und töpfert auch oft für den guten Zweck. Die Einnahmen aus den Versteigerungen ihrer Kunstwerke kommen dem Tierschutzverein „Pro Canes“ zu Gute, der sich um osteuropäische Straßenhunde kümmert. Töpferinnen wie Gisela Bartsch etwa töpfern sich auch eine eigene kleine Welt. Zuhause ziert schon eine Märchenwelt eine ganze Fensterfront, wo Figuren wie die sieben Zwerge oder Rübezahl zu bewundern sind. Besonders Deko-Artikel, Schmuck, Türschilder oder aber auch Gebrauchskeramik werden in Elze in liebevoller Arbeit erstellt, was bei den Teilnehmern sehr gut ankommt.

Das Atelier kann sich Ines-Mercedes Strothmann aber auch nur mit einem Lachen leisten. Gerade durch die Pandemie musste sie privat viel investieren, um ihr Atelier zu halten. Daher tat dann auch der Zuspruch von außen gut, wenn etwa das bunte Schaufenster an der Elzer Hauptstraße gelobt wurde. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda, die Homepage www.wolkentänzer.de und einige Gutscheinaktionen wird das Atelier aber immer beliebter und besser frequentiert. Geöffnet wird das Atelier jeden Freitag ab 11 Uhr und mittwochs von 11 bis 14 Uhr für die Kurse. Zusätzlich sind dann auch noch nach Absprache Öffnungen möglich.

Foto1323: In dem eigenen Ofen werden dann die Kunstwerke gebrannt

Foto1325+1329+1349: An der Presse wird der Ton für die Kursteilnehmer durch Ines-Mercedes Strothmann in Form gebracht

Foto1335: Susanne Kuhställer töpfert viel für den guten Zweck zum Wohl von osteuropäischen Straßenhunden

Foto1343: Bevor Tonteile verbunden werden, werden sie auf Gehrung geschnitten und dann mit Hilfe von flüssiger Tonmasse verbunden

Foto1337: Zu Gunsten der Flutopfer werden von Ines-Mercedes Strothmann Seifenschalen produziert und verkauft

Foto1351: Das Schaufenster des Ateliers ist für die Elzer ein richtiger Blickfang geworden

Foto1344: In ihrem Fundus hat Ines-Mercedes Strothmann allerhand Utensilien, mit denen sich der Ton formen lässt

Foto1550+1554: Gisela Bartsch töpfert gerne Märchen nach

Foto1556: Die Eidechse ist das neueste Werk von Gisela Bartsch