Farbenvielfalt auch in den Ateliers

Offene Ateliers Alfeld laden zum Bummeln ein

Alfeld (gök). Anke Sowada hatte sich wieder richtig Mühe gegeben. Nachdem im letzten Jahr die Offenen Ateliers zwei Wochen vorher wegen der Pandemie abgesagt wurden, fieberten dieses Jahr viele Künstler aus dem Alfelder Stadtgebiet und Lübbrechtsen dem „Offenen Ateliers Alfeld“ entgegen. Passend zum Herbst wurden auch in den Ateliers den Besuchern viele Farben nähergebracht.

Relativ neu in der Gruppe der Künstler ist noch Nasser Jahromi aus Langenholzen, der sein Geld eigentlich als Musiklehrer verdient. Seit rund 15 Jahren aber hat Jahromi wieder das Malen für sich entdeckt, wobei der 63jährige vor allem Landschaften malt. „Ich muss die Bilder erlebt haben, die ich male“, so Jahromi. Demzufolge ist Jahromi auch als Auftragsmaler nicht geeignet. Für ihn ist es aber auch ein Privileg, dass er mit seiner Kunst kein Geld verdienen muss. Als studierter Musikkomponist malt er auch regelrecht mit der Musik und hat so die Verbindung zur Kunst schnell gefunden. „Die Musik hilft mir dabei, die Kunst besser zu verstehen und auch andersrum. Ich interpretiere die Musik nicht wie ein Pianist, sondern sammle dort wie auch in der Musik Ideen“, nennt er die Vorzüge seiner zweiseitigen Kreativität. Viele Bilder sind für ihn dabei wie Kinder und auch unverkäuflich.

Ingrid Knust dagegen ist keine Malerin, betreibt aber am Alfelder Bahnhof ein großes Atelier, wo Anne Göbel, Hanne Kocinski und Renate Partsch ihre Kreativität bei der Malerei ausleben. Die Witwe des im vergangenen Jahr gestorbenen Rolf Knust betreibt das Atelier im Sinn ihres Mannes weiter und zeigt damit, dass auch in schweren Stunden Farben sehr froh wirken können. Bis kurz vor seinem Tod malte Knust mit viel Leidenschaft und änderte sein Stil mit Beginn seiner Krankheit noch einmal. Farbenfrohe Bilder sorgten dann dafür, dass der Betrachter schnell an seinen Bildern hängenblieb. Als Thema stellte Ingrid Knust „Paare“ in den Mittelpunkt bei dieser Ausstellung, wofür sie viele Bilder raussuchte. „Weit über ein Jahr nach seinem Tod wollte ich damit zeigen, dass wir ein tolles Paar waren“, so Knust im Gespräch. Dem gegenüber stehen die Bilder der anderen Künstlerinnen, die verschiedene Techniken wie Aquarelle, Gießtechnik oder Ölbilder zeigen. „In diesem lebendigen Atelier malen wir alles, was Spaß macht und für gute Laune sorgt“, so Hanne Kocinski.

Gegensätze bekommen die Besucher in Brunkensen bei Barbara und Dirk Dräger zu sehen. Barbara Dräger malt mit Acryl heimische Wildtiere in abstrakten Farben, was vor allem bei Jägern gut ankommt. Dort schließt sich auch die Kunst von Dirk Dräger an, der gerne auch aus Jagdtrophäen Schmuck herstellt, wobei auch normaler Metallschmuck zu seinen Fähigkeiten gehört. In dem Garten des Paares gibt es aber viel zu entdecken, da auch Skulpturen zwischen den Pflanzen auf den Besucher warten. Dirk Dräger schreckt auch nicht davor zurück, auch mal aus alten Sandsteinpfosten Zackenbarsche hervorzuholen, die von den Kindern „Fritz-Karl“ und „Don Petro“ getauft wurden.

Eingeladen hatte zum Besuch auch Birgit Hagen aus Lübbrechtsen. In der Vergangenheit hatte die leidenschaftliche Künstlerin auch zusammen mit anderen Künstlern schon Ausstellungen veranstaltet. „Dieses Mal wollte ich aber alleine ausstellen, da ich auch keinen meiner Freunde anderen vorziehen wollte“, so Birgit Hagen. Besonders genossen hat Hagen dabei die vielen tollen Gespräche an dem Ausstellungswochenende. Für 2023 hat sie allerdings mit Claudia Imogen Vollmer die nächste Ausstellung ihrer Reihe „Kunst(t)räume“ geplant, wobei auch jetzt die Besucher nicht nur Bilder von Birgit Hagen zu sehen bekamen. In ihrem Portfolio sind auch viele Skulpturen, die den Besucher in den Bann ziehen. „Passend zum Herbst habe ich bei dieser Ausstellung viel mit Licht gearbeitet und so auch für ein kuscheliges Ambiente gesorgt“, so die gelernte Dekorateurin.

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Foto4457: Nasser Jahromi aus Langenholzen öffnete auch sein Atelier

Foto4458: Das Atelier von Nasser Jahromi

Foto4459: Landschaften sind das Lieblingsmotiv von Nasser Jahromi

Foto4460: Kurz vor seinem Tod wechselte Rolf Knust seinen Stil mehr ins Farbenfrohe

Foto4465: Hanne Kocinski vor ihren Bildern

Foto4466: Das letzte Bild von Rolf Knust blieb unvollendet

Foto4467+4468: Dirk Dräger fertigt Kunst für jeden Geschmack – auch für Jäger

Foto4469: Die Klopapierrolle „Corona classik“ kann keiner nutzen, sie ist aus Thüster Kalksandstein von Dirk Dräger gefertigt

Foto4470: „Fritz-Karl“ und „Don Petro“ sind Blickfänger im Garten von Barbara und Dirk Dräger

Foto4474: Dirk und Barbara Dräger mit einem Werk der Künstlerin

Foto4479: Die Besucher genießen die farbenfrohen Bilder von Barbara Dräger

Foto4485+4482: Birgit Hagen malt vor allem großflächig