Fußball geht schweren Zeiten entgegen

Duingen und Marienhagen hadern mit dem Problem der fehlenden Ehrenamtlichen

Duingen/Marienhagen (gök). Der Duinger Sport-Club und der TSV Marienhagen waren in den letzten Jahrzehnten Fußballhochburgen im Hildesheimer Südkreis. Dabei hat vor allem der DSC viele Jahre auch höher gespielt und kam mit seiner Herren-Mannschaft bis in die Bezirksliga. Grundlage des erfolgreichen Fußballs in Duingen und Marienhagen war dabei über die Jahre vor allem die erfolgreiche Jugendarbeit mit der Jugendspielgemeinschaft, die schon über 45 Jahre lang besteht. Voraussetzung für die erfolgreiche Jugendarbeit ist dabei wie in allen Vereinen der Einsatz von ehrenamtlichen Übungsleitern und Betreuern. Derzeit ist der Zulauf anders als in den vielen Jahren zuvor in der Jugendspielgemeinschaft aber überschaubar. Zusammen werden von den beiden Vereinen eine U12, eine U14 und eine A-Jugend betreut, wo die Kinder und Jugendlichen dem Leder hinterherjagen. Durch die wenigen Mannschaften ist zudem der Altersunterschied innerhalb der Mannschaften teilweise sehr groß. Zusätzlich gibt es zwar noch eine Bambini-Mannschaft, die allerdings bisher noch nicht am Spielbetrieb teilnimmt. Auch wenn die Mannschaften gute Ergebnisse in ihren Spielen bringen, haben es die Übungsleiter teilweise nicht einfach. „Beide Vereine würden Lizenzkosten oder auch Fahrtkosten zur Ausbildung bezahlen, doch du findest einfach keine Übungsleiter mehr. Die U12 mit 24 Kindern betreue ich derzeit alleine. Dabei ist zwischen neun und elf Jahren das sogenannte goldene Lernalter, wo ich dann alleine aber nicht auf jeden genau eingehen kann, damit sich die Kids verbessern“, erklärt Stefan Stieler betrübt, der auch als Jugendleiter beim TSV Marienhagen engagiert ist. Stieler wäre schon alleine damit zufrieden, wenn weitere Übungsleiter mit Herz und Interesse dabei wären. Ein Trainerschein ist noch nicht einmal Pflicht, auch wenn es für die Qualität des Trainings sicherlich noch förderlicher wäre.

„Mittlerweile fehlt bei vielen einfach die richtige Einstellung, Aufgaben pflichtbewusst zu übernehmen“, ärgert sich auch DSC-Spartenleiter Dieter Rinne über die heutige Ellenbogengesellschaft mit vereinsfeindlichen Entwicklungen. Trotz beruflicher Herausforderungen ist es für die Vereinsverantwortlichen nicht zu viel verlangt, wenn sich Eltern auch im Vereinsleben einbringen. Vor allem ehemalige Fußballer könnten ihre Kinder im Jugendfußball mehr unterstützen. Bisher hagelte es in Duingen oder Marienhagen auf Nachfrage bei ehemaligen Spielern oder Eltern aber nur Absagen mit den verschiedensten Begründungen. Stieler und der DSC-Jugendleiter Jens Lange haben manchmal das Gefühl, dass Eltern einfach froh sind, dass ihre Kinder im Verein beschäftigt werden und sie sich selber nicht um diese kümmern müssen. „Der Schuh drückt an allen Enden, was man auch an den immer weiterwachsenden Jugendspielgemeinschaften aus vielen anderen Vereinen sieht, wo teilweise sehr viele Vereine beteiligt sind“, sind sich Stieler, Rinne und Lange im Gespräch einig. Oft wird durch die Vereinsverantwortlichen die heile Welt dargestellt, aber laut der drei Verantwortlichen ist nicht alles toll im deutschen Sport, was sich nicht nur auf den Fußball bezieht. Die Probleme, die es in Duingen und Marienhagen gibt, bekommen sie auch aus anderen Vereinen immer wieder mit. Die Rückentwicklung der Mannschaftsanzahl im Jugendbereich liegt für sie nicht nur an den fehlenden Kindern, sondern an fehlenden Ehrenamtlichen. Es gibt immer wieder Leuchttürme bei den Ehrenamtlichen, die zeigen, dass Erfolg im Jugendfußball mit viel Engagement möglich ist. „Wenn die Entwicklung aber so weiter geht, geht der Fußball noch schwereren Zeiten entgegen“, malt Rinne ein betrübliches Bild von der Fußballzukunft. Der 71jährige wird altersbedingt sein Amt als Spartenleiter beim DSC zum Sommer niederlegen und arbeitet derzeit an einer Nachfolgeregelung, die sich aber auch nicht einfach darstellt. Er ist froh, dass er mit Jens Lange zumindest einen engagierten Jugendleiter gefunden hat, der das Ehrenamt schon als Betreuer oder Schiedsrichter im Fußball lebt.

Die Vereine eint derzeit der Umstand, dass man ratlos ist, wie man der Entwicklung entgegensteuern kann. Auch wenn die Forderungen im beruflichen Bereich immer weiterwachsen, kann man laut Rinne für alles Lösungen finden. Rinne hofft auf weitere Ehrenamtliche, damit man die bisherigen Übungsleiter und anderen Ehrenamtlichen nicht wegen Überbelastung verliert. Marco Gerecke etwa betreut derzeit die A-Jugend und wird im Sommer mit den meisten Jugendspielern in die Herren wechseln. Zur neuen Saison wird er dann zusammen mit Jens Kempf als Trainer bei der Herren-Mannschaft mit einsteigen, wobei nach Absprache dann Steffen Thäsler in diesem Bereich kürzertreten wird. Nach jetzigem Stand würde es dann im Spielbetrieb nur noch die jetzige U12 und U14 geben, was in den Folgejahren dann für Lücken im Herrenbereich sorgen wird und so langfristig den ganzen Fußball in Duingen und auch Marienhagen gefährdet. Es müssen laut Rinne die richtigen Schlüsse gezogen und wieder regelmäßig Fußballjahrgänge ins Training gebracht werden. Sonst steht es genau wie in schon vielen anderen Orten schlecht um die Zukunft des Fußballs im Flecken Duingen. Nach Jahren des Erfolgs ist die Duinger Herrenmannschaft mittlerweile in der 2. Kreisklasse angekommen und auch die Herrenmannschaft des TSV Marienhagen nur noch als Spielgemeinschaft mit dem WTW Wallensen vorhanden. Der DSC kämpft zwar um den Aufstieg in die 1. Kreisklasse, doch bei nur einer Herrenmannschaft kann ein Aufstieg für einen Verein auch eine hohe Bürde sein. In Duingen wurden dazu in den vergangenen Jahren schon die Zweite Herren-, die Ü40 und die Damen-Mannschaft abgemeldet. Lediglich die Altherren ist noch im Spielbetrieb und unterstützt die Herren nach ihren Möglichkeiten. „Wir wollen einfach mal deutlich auf die Probleme hinweisen, die neben Duingen und Marienhagen auch in vielen anderen Orten bestehen. Die Infrastruktur hier in Duingen ist nach wie vor hervorragend, aber alles steht und fällt mit der Anzahl und dem Engagement der Ehrenamtlichen. Der Amateurfußball ist nicht nur heile Welt, sondern für viele Vereine eine Gradwanderung, die schnell böse enden kann“, warnt Rinne. Interessenten für eine ehrenamtliche Tätigkeit in welcher Form auch immer können sich jederzeit bei Stefan Stieler (TSV Marienhagen) unter Tel 01511-2101225 oder bei Dieter Rinne (Duinger SC) unter Tel 0176-84799669 melden.

Foto: Stefan Stieler, Jens Lange und Dieter Rinne hoffen, dass mehr Ehrenamtliche sich im Fußball engagieren

Foto Bambini-Training: Genügend Kinder sind auch im Südkreis für die Mannschaften vorhanden, wie auch das Bambini-Training in Duingen schon zeigte