Jägerschaft Alfeld weitet Kitzsuche aus

Zweite Drohne soll angeschafft werden

Alfeld (gök). Andreas Kelpe hatte die letzten anderthalb Wochen richtig zu tun. Der Jäger ist seit letztem Jahr ehrenamtlich für die Jägerschaft Alfeld regelmäßig im Drohneneinsatz und rettet Jungwild vor dem schrecklichen Mähtod. Mit Hilfe einer Drohne und installierten Wärmebildkamera wird meist nach jungen Rehen auf Wiesen gesucht, ehe diese gemäht werden. Neben Rehen fallen aber auch schnell Nester von Bodenbrütern auf, um diese die Landwirte dann herummähen können und so den Bestand auf ihren Ländereien erhalten. Die Landwirte sind zur Absuche nach dem Tierschutzgesetz verpflichtet, doch aktiv werden dürfen nach dem Jagdgesetz nur die Jäger, weshalb eine enge Absprache notwendig ist.

In der Setzzeit werden neben Junghasen oder Federwild gerade die neugeborenen Rehkitze im hohen Gras vor den natürlichen Räubern wie Füchsen, Greifvögeln und Schwarzwild von den Ricken versteckt. Dabei gehört zum Schutz der Kitze die Strategie, sich bei Annäherung natürlicher Feinde vollkommen still zu verhalten und nicht die Flucht zu ergreifen. Da die Kitze in den ersten Lebenstagen kaum Eigengeruch haben, ist dies auch recht erfolgreich. Dieses Verhalten hat aber den Nachteil, dass die Jungtiere unglücklicherweise auch bei einem näher rückenden Mähwerk etwa von einem Mähdrescher liegenbleiben und im hohen Gras kaum gesehen werden können. Deswegen fallen nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbandes bundesweit mehr als 100 000 Rehkitze der Mähmaschine bei der Wiesenmahd zum Opfer.

Ohne Drohne ist auf einer Wiese richtig Manpower gefragt, wo die Jäger dann in Ketten und mit Hunden die Wiese absuchen und so vor allem die Rehkitze in Sicherheit bringen. Mit der Drohne benötigen die Jäger nur einen Bruchteil der Zeit und zudem viel weniger Jäger. Allein bei dem Einsatz in Langenholzen wurden dank Drohneneinsatz jetzt vier Rehkitze gerettet und vor dem schrecklichen Mähtod bewahrt. Beim Einsatz in Naturschutzgebieten ist aber auch die Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde notwendig, da dort der Einsatz von Drohnen normalerweise verboten ist. Da die Drohnen aber die Tiere schützen, wird das in der Regel von der Behörde auch erlaubt.

„Eine Herausforderung ist oft die Einsatzzeit, da die Absuche immer sehr früh am Morgen stattfindet. Dann sind die Temperaturunterschiede noch am größten, was den Einsatz der Wärmebildkamera optimiert. Tagsüber sind die Jungtiere sonst deutlich schwieriger zu erkennen“, so Heiko Hagemann von der Jägerschaft Alfeld. Um die Arbeitslast auf mehrere Schultern zu verteilen, will die Alfelder Jägerschaft neben Andreas Kelpe auch noch einen zweiten Piloten ausbilden lassen. Ein erster Jäger hat laut Hagemann schon Interesse signalisiert, so dass das vielleicht bald in Angriff genommen werden kann. Beschaffen will die Jägerschaft auch eine weitere Drohne, doch aufgrund des Ukraine-Konfliktes gibt es derzeit bei Drohnen massive Lieferschwierigkeiten. „Der Erfolg ist da und die Nachfrage nach den Drohneneinsätzen wird noch steigen“, ist sich Hagemann sicher. Wurde die letzte Drohne vergangenes Jahr noch mit der Unterstützung aus Bundesmitteln beschafft, hofft die Jägerschaft für die geplante Anschaffung im nächsten Jahr mit Unterstützung aus Mitteln der Bingo-Umweltstiftung, die solche Projekte auch fördert. „Kurzfristig werden wir jetzt aber kein Gerät mehr bekommen und die Mahdsaison ist eh Mitte oder Ende Juni zu Ende. Daher konzentrieren wir uns auf die Anschaffung für nächstes Jahr“, so Hagemann.

Foto1+4: Andreas Kelpe steuert die Drohne über die Wiesen

Foto5+7: Mit Wärmebildtechnik sucht die Drohne nach Jungtieren

Foto10: Damit die Rehkitze keinen Fremdgeruch bekommen, werden sie nur mit Handschuhen und viel Gras zur Rettung aufgenommen und umgesetzt

Foto11: Zum Schutz vor Räubern machen sich die Rehkitze in den Wiesen sehr klein