Duingen ist seiner Zeit zehn Jahre voraus

Steigende Gaspreise für Duinger Kommunaleinrichtungen mittelfristig kein Problem

Duingen (gök). Die Energie- und vor allem die Gaspreise steigen seit Monaten und bringen viele Bürger in finanzielle Schwierigkeiten. Aber auch Kommunen überlegen Land auf und ab schon, wie sie Einsparungen vornehmen können. Schließlich betreiben diese großen Einrichtungen wie Hallenbäder, Rathäuser oder Sporthallen, die auch einen großen Energiebedarf haben.

Auch in Duingen wurden solche Einrichtungen über Jahre mit Erdgas geheizt, was in früheren Jahren auch verhältnismäßig günstig war. Als die Biogasanlage bei Hoyershausen vor vielen Jahren ihren Betrieb aufnahm, hielt der damalige Duinger Gemeindedirektor Hartmut Steins gleich den engen Kontakt zu der „Bioenergie Külftal“. Dieser hatte die Idee, dass die Biogasanlage auch in Duingen kommunale Einrichtungen mit Wärme versorgen könnte. „Ich muss gestehen, dass ich mir das zu Beginn nicht vorstellen konnte und vor allem den technischen Aufwand scheute“, gesteht Konrad Vespermann als Geschäftsführer der Anlage im Gespräch. Doch Steins ließ nicht locker und überzeugte Vespermann schließlich zu der Investition, die sich für die damalige Samtgemeinde Duingen und den jetzigen Flecken Duingen gerade in der heutigen Zeit richtig lohnen sollte.

Schon 2008 gab es eine geförderte Machbarkeitsstudie, die schließlich bestätigte, dass sich ein entsprechendes Projekt lohnen würde. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II wurde 2010 eine Anschubfinanzierung für die Biogasanlage getätigt, die dann später durch die Anlage wieder erstattet wurde. Hinter der Kreissporthalle in Duingen wurde schließlich ein Blockheizkraftwerk gebaut, mit dem 2011 zunächst die Grundschule, die Oberschule, die beiden Sporthallen und das Hallenbad inklusive des Jugendzentrums und der Sauna mit Wärme versorgt wurde. Später wurde auch noch das Rathaus Duingen angeschlossen, so dass alle Gebäude mit kostengünstiger Biowärme betrieben werden, wovon fast alle andere Kommunen in Deutschland nur träumen können. Die Versorgung mit Biowärme wurde dabei technisch so umgesetzt, dass sie unabhängig vom vorherigen Heizsystem mit Erdgas funktioniert. Das hat den Vorteil, dass bei einem Ausfall oder bei einer Wartung kurzfristig auch auf das bisherige Heizsystem umgeschaltet werden kann und die Versorgung mit Wärme gesichert ist. „Überall macht man sich Gedanken, ob man Bäder schließen muss. In Duingen müssen wir uns diese Gedanken noch nicht machen. Wir können dank der Weitsicht von damals mit den Einrichtungen locker und sicher über den Winter kommen“, ist der ehemalige Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Schulz über die damalige Entscheidung jetzt umso glücklicher. Schulz wünscht sich, dass man auch künftig in Duingen Ideen prüft, mit denen man weitere Einsparungen erreichen könnte. Durch die Entscheidung von damals profitiert auch der Landkreis, der die Oberschule und die Kreissporthalle betreibt. Die Wärme wird dazu noch in einer Flatrate gesichert, wobei die Verträge noch über mehrere Jahre laufen. Schulz erinnert sich, dass es damals vor allem beim Landkreis viele Skeptiker gab, die das Projekt aber mittlerweile als Musterbeispiel für ein sinnvolles Wärmekonzept ansehen. Aus diesen Gründen sieht Schulz das Rathaus auch als sinnvollen Verwaltungsstandort für die Zukunft an.

Das Duinger Wärmekonzept wollte der Flecken ursprünglich noch intensiver betreiben. Doch die Herstellung und Speicherung von Wasserstoff musste aufgrund der Haushaltslage gestoppt werden. Der Antrag ist zwar vorbereitet, doch derzeit gibt es dort laut dem jetzigen Klimaschutzbeauftragten Hartmut Steins noch eine Finanzierungslücke von etwa zwei Millionen Euro. „Rein technisch könnte Duingen damit autark leben und wäre nicht auf Lobbyisten, Russland oder auch die USA und andere Staaten angewiesen. Wir beißen uns aber wegen der Bürokratie in den eigenen Schwanz. Es ist schon ärgerlich, dass wir da nicht weiterkommen. Ganz nebenbei haben wir in den letzten gut zehn Jahren auch schon eine enorme CO2-Einsparung gehabt, wo das öffentlich noch gar kein großes Thema war“, so Steins nicht ohne Stolz. In der letzten Ausschuss-Sitzung vor der Sommerpause wurde vereinbart, dass man mit dem Hallenbad-Betreiber Duinger Sport-Club Gespräche führen will, wo man noch weitere Einsparungen erreichen könnte.

Auch Vespermann glaubt, dass Insellösungen zukünftig möglich sind und einen Weg aus der Energiekrise aufzeigen können. So wie die Biogasanlage jetzt schon Wärme nach Duingen oder auch im Ortszentrum von Hoyershausen verteilt, würde sich Vespermann wünschen, dass künftig auch Strom direkt vom Erzeuger an den Verbraucher geliefert werden könnte. „De facto wird jetzt ja schon Strom im Külftal durch die Biogasanlage produziert und dort eingespeist, wo der Strom dann auch wieder bezogen wird“, so Vespermann. Der Landwirt sieht für die Zukunft vielleicht Möglichkeiten, dass regional alles direkt bezogen werden kann und nicht erst Zwischenhändler eingeschaltet werden, was den Preis nach oben treibt. „Die Energiepreisentwicklung können ich und viele andere sowieso nicht mehr nachvollziehen, weshalb Insellösungen dann eine tolle Alternative für alle wären“, so Vespermann.

Foto7224: Das Duinger Rathaus wird auch mit Biowärme geheizt und kann entsprechend günstig betrieben werden

Foto7228: Hinter der Kreissporthalle in Duingen sorgt das Blockheizkraftwerk für Biowärme im Duinger Ortszentrum

Foto7412: Konrad Vespermann wünscht sich für die Zukunft noch mehr regionale Insellösungen, um den steigenden Energiepreisen entgegenzutreten