Wenige „Batmans“ in Gronau unterwegs

BUND bringt Fledermäuse zum Sprechen

Gronau (gök). Die Kreisgruppe vom BUND war schon mehrmals in Gronau aktiv. So wurde unweit vom Boots-Club Gronau entlang der Leine eine Streuobstwiese mit Blühstreifen zwischen den Bäumen angelegt. Dieser Bereich ist vor allem für Fledermäuse in den Abend- und Nachtstunden ein reich gedeckter Tisch, da dort unzählige Insekten herumschwirren.

Matthias Köhler lud als Vorsitzender der Hildesheimer BUND-Kreisgruppe nun erstmals nach Gronau ein, um dort Besuchern Fledermäuse näher zu bringen. Seit den neunziger Jahren gibt es mobile „Bat-Detektoren“, mit denen die Sprachgeräusche der Fledermäuse für das menschliche Gehör hörbar gemacht werden können. Menschen nehmen Geräusche maximal nur bis etwa 20 000 Hertz war, wo die Geräusche der Fledermäuse erst anfangen. Dafür haben Fledermäuse das beste Hörvermögen im Hochfrequenz-Bereich und nehmen Geräusche bis 200 000 Hertz auf. Die Fledermäuse rufen zur Orientierung, so dass der Schall zurückkommt und diese sich aufgrund der Zeit und der Richtung in ihrer Umgebung orientieren können.

Bevor Köhler dem guten Dutzend an Besuchern aber die Sprache der Fledermäuse näherbringen wollte, gab er ihnen noch einen kurzen Einblick in das Leben der flatternden und gleichwohl faszinierenden Wesen. Mit einem kleinen Quiz stimmte er die Besucher auf die folgenden zwei Stunden ein. Dabei wurden den Besuchern einige interessante Infos zu Teil, wie das Fledermäuse nicht blind sind oder auch schwimmen können, wenn sie ins Wasser fallen. Mit weltweit über 1000 Arten ist die Fledermaus die zweitgrößte Säugetierordnung, wobei es in Deutschland knapp 30 Arten gibt. Rund die Hälfte davon kommen auch im Landkreis Hildesheim vor. Veranschaulicht wurde mit zwei Gummibärchen auch die Größe einer Zwergfledermaus, die zwar auf eine maximale Spannweite von 20 Zentimetern kommt, aber halt nur fünf Gramm wiegt. Die Größe sagt dabei aber nichts über die Leistungsfähigkeit aus. In einer Nacht kann ihr Gewicht auf über „drei Gummibärchen“ zunehmen, da sie in einer Nacht bis zu 3000 Insekten im Flug frisst. Die Zwergfledermaus ist die häufigste Art hier in der Region, die sich manchmal auch in Häuser verirrt. „In dem Fall sollte man einfach das Fenster aufmachen und auf den Abflug in der Dunkelheit warten. In einigen Regionen gibt es aber auch einen Notruf für die Fledermausrettung, da die Tiere geschützt sind“, erklärt Köhler. Unterwegs ist in Gronau aber auch der große Abendsegler, der sogar auf eine Spannweite von 40 Zentimetern kommt.

Der Bestand an Fledermäusen ist auch daher bedroht, dass die Tiere nur ein bis maximal zwei Junge im Jahr bekommen. Zwar können die Tiere in freier Wildbahn durchaus zwanzig Jahre oder älter werden, doch durch Gefahren wie Autos, den Menschen oder andere Wildtiere sind viele Arten schon in ihrem Bestand bedroht.

Mit Hilfe von Schaubildern erklärte Köhler den Besuchern auch die Anatomie der Fledermäuse, die aufgrund ihres Körperbaus dann in ihren Aufenthaltsorten auch hängen und nicht stehen. Für die Winterquartiere sind sie auf Höhlen, Scheunen und Häuser angewiesen, die frostfrei sind. Ihr Organismus wird dann so runtergefahren, dass sie die Winterzeit ohne Probleme überstehen. Manche Arten fliegen laut Köhler aber auch Richtung Südeuropa in wärmere Gefilde, um den Winter besser zu überstehen. Auch in dieser Region werden einige Schutzmaßnahmen getroffen, um die Fledermäuse im Winter nicht zu stören. Die Rothesteinhöhle im Ith etwa ist als Fledermausrevier bekannt und im Winter dann auch verschlossen sowie für Menschen nicht betretbar.

Mit Hilfe des Detektors wird dem Menschen beim Zuhören dann auch klar, dass man die Fledermausarten am verschiedenen Klang erkennen kann. Doch in Gronau konnten die Besucher nicht viele Arten wahrnehmen. Obwohl Matthias Köhler am Ufer des Boots-Club auch Lampen zur Insektenanlockung aufstellte, verirrten sich nur wenige „Batmans“ in den Umkreis der Gruppe. „In Hildesheim an der Innerste hat das besser geklappt. Da sind manchmal Fledermäuse sogar in kleinen Gruppen über das Wasser geflogen, so dass man sie gut beobachten konnte“, so Köhler. Nichts desto trotz wurden die Besucher in Gronau für das Leben und auch den Schutz der Fledermaus sensibilisiert. Wer künftig Fledermäusen zuhören will, kann sich auch an die Kreisgruppe Hildesheim des BUND wenden oder sich selber einen Detektor anschaffen. Im Bausatz gibt es die Geräte ab 50 Euro oder als Handgerät ab etwa 200 Euro.

Foto7238+7246: Matthias Köhler erklärt anhand des Schaubildes einer Bechsteinfledermaus die Anatomie der Fledermaus

Foto7239: Eine Zwergfledermaus wiegt so viel wie zwei Gummibärchen

Foto7242: Mit einem Plakat werden die verschiedenen Arten der Fledermaus erklärt

Foto7248: Mit einem „Bat-Detektor“ kann die Sprache der Fledermäuse für den Menschen hörbar gemacht werden

Foto7254: Am Ufer des Boots-Club wird vergeblich auf viele Fledermäuse gewartet