Ein historisches Kleinod in Wallenstedt

Pandemie gut überstanden

Wallenstedt (gök). Der „Brunottesche Hof“ ist schon weit über die Region hinaus bekannt. Das mittlerweile von einem Verein bewirtschaftete Grundstück kann auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken. Bereits 1321 wurde die Hofstelle in einem Güterverzeichnis des Klosters St. Michael in Hildesheim erwähnt und kann vermutlich noch auf eine deutlich längere Geschichte zurückblicken. Die als Namensgeber fungierende Familie Brunotte ist in anderen archivalischen Quellen bereits seit 1537 dort nachweisbar gewesen.

Das heutige Haus erbaute die Familie 1594 als Wohn-Wirtschaftshaus in einem eher ungewöhnlichen quer erschlossenen Vierständerhaus mitteldeutschen Typs. Das baulich dann kaum veränderte und heute einzigartige Haus der Region überdauerte auch die Abriss- und Neubauwelle des 19. Jahrhunderts. 2009 wurde schließlich auf Betreiben von Dieter Helwes der Verein Brunottescher Hof e.V. mit dem Ziel gegründet, das über 400 Jahre alte Fachwerkhaus wieder denkmalgerecht herzustellen, was 2014 mit dem letzten Bauabschnitt auch abgeschlossen wurde. Die Bewirtschaftung durch den Verein umfasst dabei nicht nur das Haus, sondern auch das Grundstück mit Einfriedung, Böschungsmauer, Brunnen, Toranlage, Hoffläche, Streuobstwiese und altem Lindenbestand.

Insgesamt 900 000 Euro sind an Finanzmitteln in die Sanierung geflossen. Neben Mitteln von Europäischer Union, Bund, Denkmalpflege sowie privaten und öffentlich-rechtlichen Spendern hat der Verein auch 80 000 Euro Eigenleistung in das Vorhaben mit eingebracht. Stolz ist der Vorsitzende Detlev Kroschel vor allem darauf, dass das Haus quasi als ehrenamtliches Dorfgemeinschaftshaus betrieben wird und nicht von anderen Entscheidern abhängig ist. Durch den ehrenamtlichen Betrieb ist man für den Unterhalt des Hauses und Abtrag des Restkredites neben den Mitgliedern vor allem auf Veranstaltungen angewiesen. „Wir leben von Veranstaltungen und haben am Anfang vor allem viele Märkte betrieben, bis zu vier Mal im Jahr“, so Detlev Kroschel im Gespräch. Die Energiepreissteigerungen haben den Verein bisher zwar auch mehr als sonst belastet, doch dank der bereits installierten Wärmepumpe für die gut 100 Quadratmeter beheizten Räumlichkeiten im Haus ist man auch für die Zukunft gut aufgestellt. Baulich ist der Verein auch gut aufgestellt, lediglich die zweite Ebene kann später nochmal ausgebaut werden, was laut Kroschel aber keine Eile hat. Der Verein wollte immer ein Haus mit Leben und keins, welches nur besichtigt werden kann. Mittlerweile gibt es mehrere Veranstaltungen im Monat, darunter aber viele Kleinere wie etwa das Lesecafé oder Suppenessen, was im Ort sehr gut ankommt. Jeden ersten Sonntag findet zudem das beliebte Café Brunotte statt, wo selbstgebackener Kuchen viele Freunde findet. „Ein starker Anker bei der Finanzierung ist auch die Ferienwohnung im Haus, die auf eine tolle Auslastung von rund 40 Prozent im Jahr kommt. Da hatten wir schon Gäste aus aller Herren Länder“, so Kroschel stolz.

Zurückgefahren wurden seit der Pandemie aber die Dorfgespräche, wo auch viele örtliche Themen wie Radwege angesprochen wurden. Das Haus selber wird aber mittlerweile sehr gut angenommen, auch DRK und Kirche nutzen das Haus mittlerweile sehr gerne. Trotz anfänglicher Widerstände identifizieren sich nun viele Einwohner mit dem Haus, obwohl es früher von den meisten für eine Bruchbude gehalten wurde. „Insgesamt haben wir die Pandemie gut verkraftet, auch wenn es seit 2019 auch keinen Bauernmarkt gab. Ich hoffe aber auf weitere Unterstützer für den Vorstand, die dann auch neue Ideen mit einbringen können“, erklärt Kroschel. Statt einem Bauernmarkt hat man aber Veranstaltungen wie eine überörtliche Radtour oder einen Dorfflohmarkt organisiert. Zuletzt gab es auch erstmals ein Kennenlernfest, wo neue Einwohner viele langjährige Wallenstedter kennenlernen konnten. Eine Radtour ist auch nächstes Jahr geplant und auch die Musikveranstaltungen mit Stefan Könneke sollen gerne ausgebaut werden. In irgendeiner Form wird es auch wieder Märkte geben, was aber noch nicht besprochen wurde.

Foto0269: In der Außenmauer ist noch ein Stein aus der namensgebenden Familie zu sehen

Foto0270: Der Brunottesche Hof ist mittlerweile Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Wallenstedt

Foto0272: Aufwendig wurde das Haus vor knapp zehn Jahren saniert

Foto0276: Besonders die Kuchentheke kommt einmal im Monat sehr gut an

Foto0277: Längere Menschen müssen oft den Kopf in dem Haus einziehen

Foto0278+0279: Der Ofen wurde nachträglich im 19. Jahrhundert eingebaut

Foto0280+0281: In der Stube finden Veranstaltungen wie das Lesecafé statt

Foto0291: Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurden von vielen Einrichtungen unterstützt

Foto0294: Detlev Kroschel sperrt die Tür vom Brunotteschen Hof regelmäßig auf