Jubiläum zu Recht gefeiert

Salzhemmendorf ist mindestens 1000 Jahre alt

Salzhemmendorf (gök). Die letzten Jahre war Klaus Grote teilweise in seiner eigenen Welt versunken. Vor über vier Jahren startete der Salzhemmendorfer mit der Dorfchronik von Salzhemmendorf, die ab Mitte 2022 rechtzeitig zum 1000-Jahre-Jubiläumsfest in Salzhemmendorf auch verkauft wurde. Unter dem Titel „Dorfgeschichte(n)“ hatte Grote viele Fakten rund um Salzhemmendorf zusammengetragen, wobei er aufgrund der fehlenden wissenschaftlichen Prüfung auf den Namen einer Chronik verzichtet hat. Mit dem Filmvortrag von der 950- und der 1000-Jahr-Feier endete das Jubiläumsjahr erst kürzlich in der KGS Salzhemmendorf.

Bei seiner ganzen Recherche schwebte über der umfangreichen Arbeit aber die Frage mit, wie alt Salzhemmendorf wirklich ist. Von den fünf Vorgängerorten von Salzhemmendorf – Swalenhusen, Hessingessen, Jardessen, Remsen und Salmsrode – existiert keine Urkunde, so dass die älteste vermeintliche urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1022 stammt. In der hatte Kaiser Heinrich II. dem Michaelis-Kloster in Hildesheim in „Sualonhuson“ zehn Hufen Zinsland und eine Mühle vermacht. Allein ist Salzhemmendorf mit dem Datum 1022 in der Region nicht, beziehen sich mehrere Orte wie Wallensen oder Thüste auch auf diese Urkunde. Historiker wie Dr. Olaf Grohmann konnten in der Vergangenheit allerdings belegen, dass es sich bei dieser Urkunde um eine Fälschung handelt. „Im Mittelalter war es keine Seltenheit, dass solche Urkunden gefälscht wurden, um sich noch größere Ländereien zu erschwindeln. Hier ist die Fälschung aber recht einfach zu erkennen, liegt das Ausstellungsdatum doch nach dem Todesdatum eines der Unterzeichnenden. Das heißt aber nicht, dass Salzhemmendorf und die vielen anderen Orte von dieser Urkunde nicht tatsächlich so alt sind. Es geht dabei nur um die erste urkundliche Erwähnung, welche so nicht richtig ist“, erklärte Dr. Grohmann zu einem früheren Zeitpunkt. Erschwert wurde die Suche nach Urkunden durch die Zerstörung des Staatsarchives in Hannover 1943 bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg, wo der größte und wichtigste Teil der Urkunden vom 11. bis 14. Jahrhundert verloren ging.

Auch nach der Fertigstellung der Dorfgeschichten beschäftigte sich Grote aber weiterhin mit der Geschichte der Salzhemmendorfer. „In den letzten Tagen bin ich aber auf Hinweise gestoßen, die auf wissenschaftlich fundierter Basis bestätigen, dass das Gründungsdatum von Salzhemmendorf eindeutig doch auf 1022 zurückzuführen ist und es auch eindeutig nachzuweisen ist, dass von den ehemals drei bestehenden Urkunden des Michaelisklosters eine als echt angesehen werden muss“, erklärt Grote im Gespräch die neuesten Vorkommnisse in seiner Arbeit.

In den letzten Wochen hatte Grote Kontakt zu einem ehemaligen Arbeitskollegen aus Bisperode Kontakt, der sich schon viele Jahre mit der Chronik und der Geschichte von Bisperode beschäftigt hat. Ursprünglich waren die Bisperöder von einem Gründungsdatum 1219 ausgegangen. Das führte dazu, dass man 1994 das 775jährige Bestehen von Bisperode gefeiert hat. Aufgrund weiterer Nachforschungen erfuhr man aber, dass ein Ort mit Namen “Biscopesrode” auch in der Urkunde von 1022 auftaucht. Das nährte die Hoffnung, dass Bisperode auch 2022 das 1000jährige Bestehen feiern könnte, zumal, wie schon für Salzhemmendorf, auch bei der Nennung des besagten Ortes eine Mühle genannt wurde.

Um aber ganz sicher zu gehen, hat man weitere Nachforschungen unternommen und auch den Kontakt zum Leiter des Stadtarchivs Hildesheim, Prof. Dr. Michael Schütz gesucht. Schütz konnte “Biscopesrode” aber nicht mit dem heutigen Bisperode in Zusammenhang bringen, da es einem anderen Ort zuzurechnen ist.

Der Professor hat in dem Zusammenhang aber auf eine Publikation aus dem Jahr 2020 hingewiesen, die vom Niedersächsischen Heimatbund herausgegeben wurde. Hintergrund dieses Buches ist, dass in den Jahren vor 2020 sehr viele Orte beim Heimatbund nachgefragt haben, ob sie eben in 2022 das 1000jährige Bestehen feiern könnten. Daher hatte sich der Heimatbund entschlossen, eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Göttingen zu beauftragen, Licht in das Dunkel der drei Urkunden zu bringen. Das Ergebnis der Forschungen der drei Wissenschaftler Dr. Kirstin Casemir, Dr. Niels Petersen und Uwe Ohainski mündete in dem Buch “Die echte und die gefälschten Urkunden für das Kloster St. Michaelis in Hildesheim”.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass von den drei bekannten Urkunden aus 1022 eine echt und zwei als falsch zu betrachten sind. Dabei ist Salzhemmendorf (genannt als Suolonhuson oder auch Swalenhusen) in allen drei Urkunden genannt und von den Forschern eindeutig mit Salzhemmendorf in Verbindung gebracht. „Auch als Laie kann man gut erkennen, wie die Forscher vorgegangen und die Urkunden bewertet haben. „Zwar sind alle drei Urkunden 1943 verbrannt, doch gibt es aber Abdrucke, die zur Forschung herangezogen werden konnten. Die Wissenschaftler haben dann akribisch herausgearbeitet, warum eben eine als echt und die anderen zwei als Fälschungen zu betrachten sind“, zeigte sich Grote von der Arbeit beeindruckt.

Im Anhang des Buches gehen die Forscher dezidiert auf die in der Urkunde genannten 155 Orte ein und wie die alten Ortsnamen letztendlich den heutigen Orten zuzuordnen sind. Zu Salzhemmendorf kommen die Wissenschaftler eindeutig zu dem Ergebnis, das Salzhemmendorf 1 000 Jahre alt ist. Zusätzlich kommt mit Hossingessen auch noch ein weiterer untergegangener Ort in den Aufzeichnungen vor, der auch Salzhemmendorf zugeordnet werden kann. Nach den heutigen Flurbezeichnungen lag Hossingessen wohl im Bereich des heutigen Feuerwehrgerätehaus am Kleinen Lahweg.

Foto: Klaus Grote hat nun den wissenschaftlichen Nachweis, dass Salzhemmendorf wirklich mindestens 1000 Jahre alt ist