Vom hässlichen Entlein zum Schmuckstück

Altes Pförtnerhäuschen in Marienhagen soll gerettet werden

Marienhagen (gök). Marienhagen war mal ein Ort mit Industrie. Vor allem das Kalkwerk prägte den Ort über 89 Jahre. 1872 gründete der Maurermeister Friedrich Rogge in Marienhagen das Kalkwerk, welches vor allem für die Stahlproduktion in Ilsede Kalk lieferte. Zusätzlich wurde aber auch noch Bau- und Düngekalk von Marienhagen aus vertrieben. Am 31. Dezember 1955 beschäftigte das Unternehmen in Marienhagen und Banteln insgesamt 255 Mitarbeiter.

Noch Ende der fünfziger Jahre wurde für den Verkehr auf der Schmalspurbahn von Marienhagen nach Banteln eine Diesellok angeschafft. Umso überraschender kam für alle Beteiligten im August 1961 die Nachricht, dass das an sich gut laufende Kalkwerk stillgelegt werden sollte. Durch eine Umstellung der Stahlerzeugung in Ilsede war der Marienhagener Kalk nicht mehr zu gebrauchen, da dieser mit einem fünfprozentigen Magnesiumoxydgehalt dem Stahl nach einem neuen Verfahren nicht mehr genug Phosphor entzogen hätte. Die ausschließliche Produktion von Bau- und Düngekalk wäre damals nicht rentabel gewesen. So wurden die Werke in Marienhagen und Banteln zum 1. Januar 1962 stillgelegt.

In den Folgejahren war ein Abriss der Anlagen auch in Marienhagen zu beobachten. Einzelne Gebäude standen noch jahrelang als Bauruinen. Das als Berghotel bekannte Gebäude in Marienhagen war früher die Kalkmühle und auch das vom heutigen Verein Betonwerk betriebene Gelände gehörte zum Werk. Unmittelbar an der Hauptstraße – der Bundesstraße 264 – fristete das ehemalige Pförtnerhäuschen ein besonders trauriges Dasein. Über die Jahre verfiel das Dach immer mehr und Feuchtigkeit setzte dem kleinen Gebäude zu.

Ein Orga-Team um Rosemarie Siedersleben und Bastian Grünhagen hat sich schon letzten Herbst zusammengefunden und wird das Haus nun retten. Unter Federführung von Jürgen Grünhagen, einem ehemaligen Bauhofmitarbeiter, wird das Häuschen Stück für Stück abgetragen. „Zusammen mit der Gruppe hatten wir zwei neue Standorte ins Auge gefasst, wovon einer aber wegfiel. Außerhalb vom Ort hätten wir für die Aufstellung keine Erlaubnis vom Landkreis erhalten, weshalb es jetzt unterhalb des ehemaligen Berghotels auf einer Grünfläche am dortigen Fußweg wieder aufgebaut werden soll. Da ist jetzt richtig Bewegung reingekommen und die Ehrenamtlichen waren schon richtig fleißig. Ich bin mir sicher, dass der neue Standort Marienhagen aufwerten wird“, lobt der stellvertretende Gemeindedirektor Andreas Goslar die Bemühungen der Ehrenamtlichen.

Der Eigentümer hatte sich vorher bereiterklärt, das Pförtnerhäuschen der Dorfgemeinschaft zu überlassen. Ein Rückbau und Wiederaufbau an einem anderen Ort war für den Erhalt aber unumgänglich. An dem neuen Standort soll dann auch eine Sitzgelegenheit und eine Erinnerungstafel an das Kalkwerk aufgestellt werden. Geschätzt verursacht das Projekt Kosten in Höhe von 10 000 Euro, wovon schon einiges gesammelt wurde. Die Ehrenamtlichen aus Marienhagen hoffen auf zahlreiche weitere Spender, die das Vorhaben mit unterstützen. Ziel ist es, dass das Pförtnerhäuschen im Laufe dieses Jahres eingeweiht werden kann. Etwaige Sponsoren können sich an Bastian Grünhagen unter Tel 05185-4649613 wenden oder gleich auf das Spendenkonto beim Betonwerk e.V., IBAN DE03 2595 0130 0057 1829 13 unter dem Verwendungszweck „Pförtnerhäuschen“ überweisen.

Foto1706: Ende des letzten Jahres wurde schon das Dach abgetragen

Foto5722: Der Abbau ist bereits gut vorangeschritten

Foto5762: Am Fußweg unterhalb des Berghotels soll der Wiederaufbau des Pförtnerhäuschens Marienhagen aufwerten