Ein Tattoo, das Leben retten kann

Torben Briese tätowiert zahlreiche potentielle Organspender

Gronau (gök). Der Verein „Junge Helden“ hat deutschlandweit schon Aufmerksamkeit erregt und zählt mittlerweile auch viele Prominente als Unterstützer. Der Verein macht auf die Wichtigkeit von Organspenden aufmerksam und forciert dazu immer wieder verschiedenen Aktionen. Bei der Initiative „Opt.Ink“ soll etwa mit einem Tattoo ein Statement zur eigenen Organspende öffentlich gemacht werden. Das Tattoo mit zwei Halbkreisen und einem Kreis symbolisiert das Geschenk des Lebens. Am Körper getragen soll es auf das Thema aufmerksam machen und im Bedarfsfall auch den Willen des Tätowierten zu einer Organspende symbolisieren.

2022 gab es in ganz Deutschland gerade mal 869 Organspender. 2 662 Organe wurden dabei in Deutschland entnommen, wobei 8 500 Menschen auf eine Organspende warten. Grund für die geringe Anzahl an Spendern ist dabei vor allem die in Deutschland gesetzliche Regelung, dass man vorher einer Organspende zustimmen muss. In den meisten anderen Ländern gibt es dagegen die entgegengesetzte Regelung, dass man einer Organspende widersprechen muss, wenn man eine Organspende im Fall eines Hirntodes nicht möchte. Dadurch gibt es wesentlich mehr Organspender, wodurch viel mehr Menschen geholfen kann.

„Junge Helden“ versucht daher in Aufklärungskampagnen zumindest mehr Menschen für eine Organspende im Falle des eigenen Hirntodes zu überzeugen. Auf die Initiative „Opt.Ink“ wurde der Gronauer Tätowierer Torben Briese über einen Zulieferer aufmerksam und nahm Kontakt mit dem Verein auf. Der 46jährige ist seit 2011 als Tätowierer selbstständig und tätowiert schon seit seinem 18. Lebensjahr. Da der Gronauer bis Ende 2021 nebenberuflich noch im Rettungsdienst fuhr, war er sich der Wichtigkeit einer solchen Aktion gleich bewusst und wollte diese unterstützen. Durch den Verein wurde er als einziger Tätowierer im Landkreis Hildesheim erfasst, der das Tattoo unter die Haut bringt. Der Zulauf über die Vereins-Homepage war aber so groß, dass innerhalb weniger Minuten über 90 Interessenten für ein Tattoo Kontakt mit Briese aufnahmen.

Geschockt war der Gronauer aber von einigen dreisten oder frechen Anfragen, die das kostenlose Tattoo zu einem bestimmten Zeitpunkt regelrecht einforderten. „Das ist immer noch eine kostenlose Dienstleistung, die ich ohne Sponsor auf eigene Kosten aus Überzeugung bringe. Es ist aber einfach nicht umsetzbar, alle Wünsche sofort zu erfüllen“, so Briese. Der Gronauer hat jetzt den 17. Mai als Aktionstag ausgesucht, wo die ersten 15 Tattoo-Wünsche erfüllt werden. Allerdings hofft Briese, dass auch alle angemeldeten Personen erscheinen und dann nicht anderen die Chance darauf kaputt machen, die vielleicht sonst auf der Liste gestanden hätten. Bei vielen Interessierten hatte Briese den Eindruck, dass nicht der Glaube an die Wichtigkeit der Organspende im Vordergrund stand, sondern das kostenlose Angebot einer Tätowierung. Je nachdem wie die Aktion läuft, plant Briese dann aber auch eine Fortsetzung. Pro Kunde hat Briese eine Arbeitszeit von 45 Minuten eingeplant, was bei 15 Kunden dann schon über elf Stunden kostenlose Arbeitszeit für den guten Zweck ausmacht. Zwar beläuft sich die reine Stechzeit nur auf 15 bis 20 Minuten, doch aufgrund des großen hygienischen Aufwandes summiert sich der Aufwand dann auf die genannten 45 Minuten. Briese arbeitet streng nach der vorgegebenen DIN-Vorschrift für Tätowierungen und benutzt auch entsprechende Einwegmaterealien, was die Kosten für die Tätowierung auch in die Höhe schnellen lässt. „Es ist so einfach schwierig, die Aktion im laufenden Betrieb unterzubekommen“, erklärt Briese die Idee mit dem Aktions-Tag.

Das Tattoo ist aber im Falle des Hirntodes nur der optische Hinweis, dass die Person seine Organe spenden will. Nach wie vor ist ein Organspendeausweis notwendig, um die Bereitschaft zur Organspende auch rechtlich zu begründen. „Ich hoffe, dass sich das Gesetz auch durch die Aufmerksamkeit durch das Tattoo noch ändert und künftig die Organspende in Deutschland einfacher wird“, so Briese.

Redaktionelle Offenlegung:

Der Schreiber dieses Artikels wurde auf die Aktion aufmerksam und hat sich gegen Bezahlung das Organspende-Tattoo aus Überzeugung bei Torben Briese stechen lassen sowie daraufhin über die Aktion geschrieben.

Foto8423+8437+8446: Torben Briese bringt die Farbe unter die Haut

Foto8450: Nach einer guten Viertelstunde ist das Tattoo fertig

Foto8463+8465: Torben Briese ist der einzige Tätowierer in den Landkreisen Hildesheim und Hameln-Pyrmont, der die Aktion unterstützt