Heimat- und Kulturverein Duingen auf den Spuren der Rüstungsindustrie

Exkursion führte zu den Stätten der Zwangsarbeit im Hils

Duingen/Lenne (gök). Bei sommerlichen Temperaturen trafen sich etwa 30 Personen des Heimat- und Kulturvereins in Holzen, die einer Einladung des ersten Vorsitzenden Dr. Heinrich Möller gefolgt waren. Den interessierten Teilnehmern war einige Tage vorher ein Vortrag in Duingen über das Thema „Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie im Hils“ von Jutta Henze angeboten worden.

Die Exkursion begann am Ehrekenberg, wo die Teilnehmer einen ersten Eindruck über die Errichtung der einzelnen Arbeitslager um Holzen erhielten. Ausführliches gab es inzwischen über das bekannteste dieser Lager zu berichten. Das dortige Konzentrationslager Holzen war ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald und befand sich direkt neben dem Ortsteil „Holzener Hütte“. Im Jahr 2012 tauchten überraschend Zeichnungen aus diesem Lager auf, drei Jahre später folgte die Veröffentlichung des Buches „Im Zeichen des Zebras“. Enthalten waren Zeugnisse eines Häftlingsarztes und eines ehemaligen Obersts, die beide aus Frankreich stammten und nach Kriegsende in ihre Heimat zurückkehren konnten.

Neben dem ehemaligen „Italienerlager“ an der Hilsstraße und den noch sichtbaren Fundamenten einer geplanten Unterkunft für SS-Angehörige war das frühere Außenlager des Zuchthauses Hameln ein weiteres Ziel der Exkursion. Insassen des Zuchthauses Hameln, die Anfang April den Todesmarsch von Hameln nach Holzen überlebt hatten, wurden hier am 8. April 1945 von amerikanischen Soldaten befreit. Eine entsprechende Filmsequenz dokumentiert diese Befreiung.  Vor allem Gefangene aus den BENELUX-Staaten hielten sich hier auf, so genannte NN-Gefangene. Von einigen Überlebenden liegen auch Biographien vor.

Nach einem Imbiss in der Nähe des Stollen Gustav suchten die Exkursionsteilnehmer die Kriegsgräberstätte bei Holzen auf, die nach der letzten Instandsetzung im Jahr 2022 in würdiger Form an die im Hils verstorbenen Zwangsarbeiter erinnert. Hier haben 53 Tote aus über fünf Nationen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Seit 1963 gibt es zwei Massengräber auf dem Friedhof, die an Zwangsarbeiter erinnern, die auf Todesmärschen im Harz erschossen worden sind.

Der zweite Teil der Exkursion führte in das ehemalige Lenner Lager. Es war für etwa 3500 Zwangsarbeiter geplant und befand sich von Spätsommer 1944 bis Anfang April 1945 im Aufbau. Die Männer mussten hauptsächlich Fundamente errichten, Gräben ausheben und Wasserleitungen verlegen. Der Bau einer Rampe und die Verlegung von Gleisen war ebenfalls von den Zwangsarbeitern zu bewältigen. Weiterhin gehörte zu den Arbeiten der Aufbau einer so genannten Waldfabrik, die aus Fundamenten bestand, die am Gleisweg errichtet werden mussten. Das Lenner Lager vermittelt auch Einsichten in die Rekrutierung von Zwangsarbeitern in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Beispielhaft dafür sind die „Mischehe“-Juden. Es handelte sich um Männer, die im September 1944 in relativ großer Zahl mit der Eisenbahn aus dem Rheinland zum Bahnhof Vorwohle gebracht worden sind. Die Arbeitsfähigen mussten im Lenner Lager bleiben, während andere weitertransportiert wurden nach Theresienstadt.

„Es war die zweite Exkursion dieser Art von unserem Verein. Wir hatten uns zu der Wiederholung entschlossen, da die Resonanz vor vier Jahren sehr groß war. Auch diesmal konnten wir mehr als 35 Teilnehmer zählen“, so der Vorsitzende Dr. Möller. Dr. Möller lobte vor allem Jutta Henze für die optimale und professionelle Vorbereitung. Alle Teilnehmer konnten laut Dr. Möller viele Informationen über das lange Zeit totgeschwiegene Thema “Zwangsarbeiter im Hils” mitnehmen.

Foto0139+0238: Jutta Henze nahm die Teilnehmer mit auf eine geschichtliche Exkursion

Foto0145+4255: Etwa 35 Teilnehmer waren bei der Exkursion zum Lenner Lager dabei

Foto1624: Gräber zeugen von den unmenschlichen Geschehnissen im Lenner Lager