Ärztemangel gibt es nicht überall

Erfolg im Team in Duingen / 40jähriges Praxisjubiläum morgen in Duingen

Duingen (gök). Überall ist der Ärztemangel und der Fachkräftemangel auf dem Land immer wieder Thema. Eine Ausnahme stellt dabei aber die Praxisgemeinschaft Möller & Terp in Duingen dar. Am 6. Juli feiert Dr. Heinrich Möller bereits das 40. Praxisjubiläum in Duingen, wo er mittlerweile mit den zwei Ärzten Dr. Lars Terp und seinem Sohn Dr. Christian Möller sowie dem Team eine Praxisgemeinschaft bildet. Am Anfang seiner Laufbahn vor knapp 50 Jahren war das alles noch nicht absehbar. 1975 etwa arbeitete Dr. Möller noch in einer Kinderklinik, wobei Kinderarzt auch eine Option war. „Ein ganzes Leben in einem Zentrum für Onkologie hätte ich aber psychisch nicht ausgehalten“, ist sich Dr. Möller sicher. Über die MHH in Hannover, das Alfelder Krankenhaus und das Ruhrgebiet kam er schließlich nach Duingen. In Alfeld lernte der leidenschaftliche Arzt seine Frau Anne kennen, die aus Grünenplan stammt. Mit ihr zusammen reifte der Entschluss, als Allgemeinmediziner aufs Dorf zu gehen und richtete auch seine Weiterbildung danach aus. Neben Kinderheilkunde intensivierte er auch sein Wissen in der inneren Medizin und in der Gynäkologie.

Schon damals waren die Praxen auf dem Land unterbesetzt, weshalb das Paar unter einigen Stellen aussuchen konnte. Für Duingen begeisterte sich das Paar aber sofort, zumal es landschaftlich schön gelegen dem naturverbundenen Paar gefiel. „Ich war schon immer ein Dorfkind und wir beide machten es uns zum Ziel, in Duingen eine Rundumversorgung mit ganzheitlicher ärztlicher Betreuung sicherzustellen“, hatten beide Möllers ein großes Ziel bei der Praxiseröffnung 1983. Da die akutärztliche Versorgung rund um Duingen schlecht und die alte Alfelder Wache damals von Duingen weit entfernt war, arbeitete er in der Region zusätzlich auch noch als Notarzt. Dadurch kam er aber auch schnell mit Institutionen wie der Feuerwehr in Kontakt, wo die Verbindung noch heute sehr eng ist.

Nach 15 Jahren erweiterte Dr. Möller seine Praxis und mit Dr. Dirk Luthin kam ein zweiter Arzt in die Praxis. Seine Osteopathie-Praxis wurde dann aber zu groß, weshalb er nach zehn Jahren 2006 nach Hameln wechselte. Die Suche nach einem Nachfolger dauerte aber nicht lange und noch im gleichen Jahr kam Dr. Lars Terp in die Praxis.

Der 73jährige denkt mit seiner Frau, die auch weiterhin im Team in den Praxen mitarbeitet, noch immer nicht an den Ruhestand. Ein großes Standbein ist mittlerweile die diabetologische Schwerpunktpraxis, wo sich Anne Möller auch als Diabetes-Beraterin einbringt. Stolz ist das Paar auf das gesamte Team in den Praxen, die eine tolle Gemeinschaft bilden. Neben Dr. Terp kam vor zwei Jahren mit Dr. Christian Möller der jüngste Sohn von Möllers als dritter Arzt in die Praxen, der auch neue Ideen einbringt. Zusammen mit der örtlichen Feuerwehr hat er den Notarztgedanken auf ein noch höheres Level gehoben und hat zusammen mit der First Responder-Gruppe der Feuerwehr schon einige Leben in der Region gerettet. „Während wir damals oft alleine waren, war die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr jetzt die viel bessere Idee“, lobt der Senior in der Praxis seinen Sohn. Dieser hat sich mit seiner Frau mittlerweile in Duingen niedergelassen und hat einen ebenso starken Rückhalt an seiner Seite wie sein Vater. „Ohne die Unterstützung der Frau ist so ein Leben als Arzt auf dem Dorf nicht möglich. Meine Frau hat meine Ideen immer mitgetragen und wir sind beide mit Herz und Seele dabei. Es freut mich riesig, dass mein Sohn mit seiner Frau einen ähnlichen Weg geht“, so Dr. Möller, der angehenden Landärzten nur den Tipp des Engagements mit viel Herzblut sowie der ständigen Weiterentwicklung geben kann. Geplant ist, dass nächstes Jahr eine vierte Ärztin in der Praxis ihre Arbeit aufnimmt und die Praxis weiterwächst. Einen Ärztemangel gibt es mit Blick auf eine weitere Arztpraxis im Ort sowie zwei Zahnärzten daher nicht.

Für Dr. Möller ist seine Arbeit kein Job, sondern eine Berufung. „Wir hatten bisher eine tolle Zeit und ein erfülltes Leben. Dabei haben wir aber auch ganz viel Glück gehabt und abgesehen von Corona war ich vielleicht fünf Tage krank in meinem Leben. Mit 70 Jahren sind wir noch durch Island gewandert oder im Alter mit dem Motorrad durch das Baltikum gefahren. Nur im Urlaub brauchen wir die räumliche Distanz, da man sonst nicht zur Ruhe kommt“, so Dr. Möller im Gespräch. Eventuell ist der Umgang des Duinger Teams mit den Patienten etwas aus der Zeit gefallen, aber die Rückkoppelung der vielen Patienten lässt sie weiter daran festhalten. „Wir haben unsere Patienten nie alleine gelassen und bis zum Schluss begleitet. Teilweise haben wir Familien mit vier Generationen in Behandlung, wodurch man an die Menschen schon sehr nah rankommt“, beschreibt auch Anne Möller ihre Arbeit in der Praxis, die sie genau wie ihr Mann immer noch gerne macht. Selbst, wenn das Paar irgendwann in den Ruhestand übergleitet, werden die beiden auch in diesem ein sehr ausgefülltes Leben mit ihrem Engagement im Ort und den drei Söhnen inklusive Familien haben.

Am 6. Juli gibt es von 14 bis 17 Uhr einen Sektempfang in der Praxis, wo alle eingeladen sind, die sich mit dem Team verbunden fühlen.

Foto: Dr. Lars Terp, Dr. Heinrich Möller, Anne Möller und Dr. Christian Möller freuen sich über das Praxisjubiläum