Vom Eis aufs Dach

Ex-Eishockeyprofi jetzt als Schornsteinfeger unterwegs

Salzhemmendorf (gök). Jannik Weist hat schon ein bewegtes Leben hinter sich. Der Salzhemmendorfer hat eine behütete Kindheit genossen und spielte als Kind vor allem gerne Inline-Hockey in den Straßen von Salzhemmendorf. Später fand er dann auch einen Verein in Hameln, was ihm aber irgendwann nicht mehr reichte. Nachdem er längere Zeit seinen Eltern in den Ohren hing, hatten die schließlich ein Einsehen und brachten ihn regelmäßig zum Eishockey-Training nach Hannover.

Beim Deutschen Meister von 2010 – den Hannover Scorpions – machte Weist seinen Weg in der Jugendabteilung und ging schließlich als erster Salzhemmendorfer auch den Weg zum Eishockey-Profi. Schon früh stellte er aber auch beruflich erste Weichen neben der Eishockey-Karriere. 2012 verpasste er es in der Schule, sich rechtzeitig für ein Praktikum zu bewerben. Daher ging er einfach bei einem Verwandten mit, der als Schornsteinfeger arbeitete. Die Arbeit gefiel ihm dann so gut, dass er nach seinem Schulabschluss schließlich eine Ausbildung zum Schornsteinfeger anfing und erfolgreich abschloss. Parallel zu seiner Eishockeykarriere in Hannover absolvierte er dann auch noch seinen Meister, nachdem er in Hannover schon als Schornsteinfeger gearbeitet hatte.

Im Sommer 2019 fällte er aber den Entschluss noch einmal einen neuen sportlichen Weg einzuschlagen und wechselte zu den Rostock Piranhas in die dritte Liga, wo er sich komplett auf Eishockey konzentrierte. Der Abwehr-Hüne konnte auf weit über 100 Oberliga-Spiele für die Scorpions zurückblicken und suchte noch einmal eine sportliche Herausforderung. Die Saison stand aber unter keinem guten Stern, da die Pandemie aufzog und schließlich in Rostock das Gehalt gekürzt werden sollte. „Generell stand man beim Eishockey acht Monate unter Vertrag und musste sich danach beim Arbeitsamt melden. Daher entschied ich mich dann schweren Herzens, die Eishockeykarriere an den Nagel zu hängen, obwohl es zum Weiterspielen noch andere Optionen gab“, so Weist, der als harter Verteidiger bekannt war.

„Am Anfang war es noch eine Umgewöhnung, da viele Freunde aus der Eishockey-Familie noch im Eishockey-Rhythmus waren und ich plötzlich am Wochenende Zeit hatte. Als Profi hatte ich freitags, sonntags und dienstags Spiele, was natürlich auch die Freizeit beeinflusste“, so Weist. Mittlerweile hat sich Weist aber in seiner Heimat wieder gut eingewöhnt, zumal er dort seit Anfang des Jahres auch einen eigenen Schornsteinbezirk übernommen hat. Vorher hatte er einen Bezirk in Hannover und bewarb sich dann erfolgreich auf Salzhemmendorf.

Nachdem er früher noch dem Puck hinterhergejagt war, konzentriert sich Weist mittlerweile auf seine zweite Leidenschaft. „Der Weg vom Eis aufs Dach ist sicher ungewöhnlich, aber ich bin sehr zufrieden“, so Weist. Aus Hannover hat er einen Angestellten mitgebracht, der ihn bei der Arbeit unterstützt. Während er in Hannover mehr Gasheizungen in der Betreuung hatte, kümmert er sich hier deutlich mehr um Kaminöfen und Ölheizungen. Weist geht aber davon aus, dass sich sein Beruf weiter sehr wandeln wird und so immer spannend bleibt. „Vermutlich geht es mit einer erhöhten Anzahl von Wärmepumpen und größeren Wartungsabständen in Richtung Energieberatung für die Schornsteinfeger. Am Ende wird es immer etwas zu tun geben. Aber das wäre dann nicht die erste Veränderung bei mir“, erklärt Weist mit einem Augenzwinkern im Gespräch.

 

Foto1+2: Mittlerweile kehrt Jannik Weist die Schornsteine in Salzhemmendorf

Foto3: Jannik Weist lief als Profi für die Hannover Scorpions und die Rostock Piranhas auf dem Eis – hier für die Scorpions beim Schuss

Foto4: Jannik Weist lief als Profi für die Hannover Scorpions und die Rostock Piranhas auf dem Eis – hier für die Piranhas