Großer Zulauf beim „roten“ Jürgen

Riecke-Sonderausstellung im Töpfermuseum gestartet

Duingen (gök). Die Ausstellungsräume waren so gut wie selten zuvor bei einer Eröffnung einer Sonderausstellung gefüllt. Grund dafür war bei der Ausstellung von Jürgen Riecke sicherlich der Umstand, dass er auch als Lehrer seine Spuren im Leinebergland hinterlassen hat. Lieselotte Herwig aus Alfeld etwa war extra angereist und begutachtete das Werk ihres ehemaligen Lehrers. „Ich war damals eine Schülerin von Jürgen Riecke und freue mich über die Ausstellung“, bekannte die Alfelderin. Mit Thomas Walter war auch ein ehemaliger Schüler aus Hannover angereist, der sich gerne an seinen Lehrer zurückerinnerte und mit ihm früher viel „gefachsimpelt“ hatte. Eine besondere Beziehung zu Riecke hatte auch Duingens Bürgermeister Klaus Krumfuß (CDU), der die Sonderausstellung im Töpfermuseum wie gewohnt eröffnete. „Als kleiner Junge war ich oft bei meiner Oma in Duingen, die neben Familie Riecke wohnte. Dort besuchte ich dann oft die Werkstatt und guckte Jürgen Riecke über die Schulter bei seiner Arbeit. Nur wenn es um ganz filigrane Arbeiten ging, schickte er mich wieder weg“, erinnerte sich Krumfuß gerne zurück.

Mit Katharina Weber und Joachim Riecke waren auch zwei Kinder des 1997 verstorbenen Künstlers bei der Eröffnung anwesend, die private Einblicke in das Schaffen gaben. „Wir freuen uns, dass das Leben und Werk unseres Vaters hier so gewürdigt wird“, so Weber. Sie erklärte in ihrer Rede, dass die wirtschaftliche Situation für die Familie nicht immer einfach war. Der Erfolg der Werkstatt ließ einige Zeit auf sich warten, so dass Riecke sich zeitweise auch über Lebensmittelunterstützung der Schwiegermutter freute. „Für unseren Vater kam damals immer zuerst die Arbeit und dann die Familie. Unsere Mutter durfte dann aber zuerst studieren“, erklärte Weber. Für die Familie war die Ausstellung auch sehr emotional, welche durch das Ausräumen des Riecke-Hauses anlässlich dessen Verkaufs zustande kam. Die Werkstatt des Keramikkünstlers wurde seit dem plötzlichen Tod kaum betreten und nicht verändert. So wurden auch viele wertvolle Schriftstücke und Werke in der Ausstellung gezeigt, wo gleich einige Kunstwerke auch verkauft wurden.

Die Ausstellung von Riecke war zudem in der Art besonders, dass es vor rund zwanzig Jahren schon einmal eine Ausstellung über den Duinger Künstler im Töpfermuseum gab. Riecke wollte ursprünglich Physik studieren und mit Töpferarbeiten sein Studium finanzieren. Bei der Arbeit bei der Firma Knolle begeisterte er sich aber so für das Handwerk, dass er danach als eigenständiger Künstler weiterarbeitete. Eine Lehrstelle war in der Firma nicht frei, weshalb er sich autodidaktisch alles selber beibrachte und dazu viel Fachliteratur las. Mit 700 DM baute er sich damals eine Existenz auf und brannte sogar die Ziegel für sein Haus alle selber. Später stellte er auch in Tokio, Nizza, Bergen, Petersburg, Ottawa, London, Lyon, Birmingham, Brüssel, Lissabon und USA aus. Für sein keramisches Werk gab es dann auch etliche Preise, darunter auch den bayrischen Staatspreis, worauf Krumfuß bei einem Besuch in München sogar schon einmal angesprochen wurde.

Typisch für Riecke waren hochstrebende Formen oder Dreieck-Schalen mit zylindrischem Unterbau. Bekannt ist er auch als „roter“ Jürgen, da das „Ochsenblutrot“ der Kupferoxid-Glasuren sein Aushängeschild war. Später brachte sich auch seine Tochter Katharina beim Bemalen mit ein und es entstanden auch Kooperationen mit anderen Künstlern. Mit der Wahl des Materials mit Ton und Salzglasur blieb er aber der Duinger Töpfertradition treu. Bekannt wurde er auch für seinen wissenschaftlichen Ansatz, da er später auch studierte und sich mit dem Schwerpunkt Denkpsychologie mit Wahrnehmungen beschäftigte, wo seine Studien heute noch sehr beachtet werden. Neben der Unterrichtung an der Volkshochschule hatte er auch einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden.

Die Ausstellung in Duingen läuft noch bis 25. Februar 2024 und ist mittwochs und sonntags von 15 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage geöffnet.

 

Foto8623+8629+8646: Auch ausgestellte Fotos wurden genau begutachtet

Foto8624+8626+8643: Viele Keramikwerke von Riecke wurden ausgestellt

Foto8632: Ingrid Wolfsberger, Klaus Krumfuß, Joachim Riecke und Katharina Weber bei der Eröffnung

Foto8634: Ingrid Wolfsberger, Klaus Krumfuß, Katharina Weber und Joachim Riecke bei der Eröffnung

Foto8635+8639: Joachim Riecke dankt Ingrid Wolfsberger für ihr Engagement

Foto8645: Katharina Weber sprach mit vielen Ausstellungsbesuchern