Kunst baut Brücken auf dem Dorf

Flüchtlinge gemeinsam im Workshop im Külftal

Lübbrechtsen (gök). Als Birgit Hagen im Sommer in Duingen zu Gast war, beeindruckte sie die Herzlichkeit der Flüchtlinge. „Durch die Zeitung bekam ich von dem Workshop dort mit und wollte mir die gemalten Kunstwerke angucken. Von den sehr sympathischen Menschen wurde ich dort dann total herzlich aufgenommen und genoss die Atmosphäre“, so Hagen in Lübbrechtsen im Gespräch. Die bekannte Hobbymalerin nahm vor Ort auch Kontakt mit Simone Mekki auf, die den Workshop damals leitete und vielen Flüchtlingen den Einstieg in die Malerei erleichterte. Kurzerhand stellte Hagen ihr Atelier in Lübbrechtsen für eine Folgeaktion des Vereins für Integration und Völkerverständigung zur Verfügung, der deutschlandweit tätig ist. Auch der Heimatverein Külftal sagte seine Unterstützung sofort zu und übernahm für den nächsten Workshop die Kosten für Material und Verpflegung.

Nachdem in Duingen gemalt wurde, konzentrierten sich die Teilnehmer auf Strukturen in ihren Bildern und arbeiteten dazu auch verschiedene Materialien mit ein. Obwohl bei den bisherigen Workshops auch malerische Talente wie die 15jährige Nawar Othman aus Alfeld entdeckt wurden, steht bei dem Verein die Integration und der Brückenbau zwischen den Menschen im Vordergrund. Othman ist etwa mit ihren Eltern 2015 aus Syrien nach Deutschland gekommen und geht mittlerweile auf die Carl-Benscheidt-Realschule in Alfeld, wo sie gut integriert ist. Normalerweise bleiben die Flüchtlinge meist in Gruppen gleicher Nationalität, doch durch die Kunst-Workshops fanden nun auch hier verschiedene Nationalitäten zusammen. Schon zu Beginn wurde in der Gruppe viel gelacht und sich über Techniken ausgetauscht. „Gerade Sport und Kunst kann dabei helfen. Die Menschen haben gleich ein Thema und kommen über gemeinsame Aktivitäten zueinander“, erklärt Mohamed Mekki vom Verein für Integration und Völkerverständigung im Gespräch.

Die Flüchtlinge sollen aber nicht nur weitere Menschen, sondern auch die Umgebung kennenlernen. „Wann kommen sonst Flüchtlinge aus Duingen oder Alfeld schon mal nach Lübbrechtsen? Ein Dorfrundgang kann den Menschen hier auch so kleine Orte näherbringen“, erklärt Ursula Senne vom Heimatverein. Wenn die Bilder etwa am trocknen waren, sorgte zum Beispiel ein Spaziergang durch Rott mit Besichtigungen in der Kapelle für Abwechslung. Dabei entstehen auch wieder verschiedene Kontakte, von denen viele profitieren können. Ein Flüchtling etwa will auch eine Vorstellung der geplanten Aufführungen der örtlichen Heimatbühne in Hoyershausen besuchen und nächstes Jahr wahrscheinlich sogar mitspielen.

In Lübbrechtsen nahmen jetzt auch wieder Menschen verschiedener Nationalitäten wie aus Burundi, Uganda, Syrien oder dem Libanon an dem Workshop teil und lernten sich besser kennen. „Manche der Teilnehmer sind erst seit sechs Monaten in Deutschland und freuen sich über die Kontakte“, so Ismail Musa vom Verein für Integration und Völkerverständigung. Der Verein sorgte auch dafür, dass die Teilnehmer aus Duingen und Alfeld abgeholt und im Anschluss wieder nach Hause gebracht wurden. Die Organisatoren sind sich aber sicher, dass die Flüchtlinge vom Vernetzen mit anderen Flüchtlingen und Bewohnern aus Lübbrechtsen noch lange profitieren werden. „So baut man Barrieren ab und Brücken auf“, ist auch Mohamed Mekki zufrieden. Bei den Workshops haben sich jetzt einige schöne Bilder angehäuft, die nach dem Willen des Vereins auch später mal ausgestellt werden sollen. Daher sucht der Verein jetzt eine Ausstellungsmöglichkeit in der Region. Etwaige Möglichkeiten können gerne bei Birgit Hagen unter Tel 05185-561 oder Ursula Senne unter Tel 05185-957547 gemeldet werden.

 

Foto8580+8584+8586+8589: im Atelier von Birgit Hagen arbeiten viele Menschen verschiedener Nationen zusammen an ihren Kunstwerken

Foto8584: Nawar Othman (links) hat laut Birgit Hagen viel künstlerisches Talent