„Kleehus“ als Herzenssache

Backhaus in Eddinghausen feiert am 16. Dezember „Einweihung Nr. 1“

Eddinghausen (gök). Vor mehr als fünf Jahren wurden Susann Selbach und Edith Haupt durch ein Projekt nachhaltig beeindruckt. Auf der Suche nach der richtigen Nudelmaschine für das Geschäft von Edith Haupt stießen die beiden Frauen aus Eddinghausen in Hessen auf ein Backhaus, was dort im Ort von einem Verein betrieben wurde. Da in Eddinghausen schon seit Jahren ein geselliger Ort fehlte, entstand schnell die Idee zu einem eigenen Backhaus, was mehr als ein Ort zum Backen sein sollte.

2018 wurde die Idee schließlich vorangetrieben mit einem Arbeitskreis Backhaus der örtlichen Dorfpflege. Der Dorfpflege war das Projekt aber zu groß, weshalb kurzerhand ein eigener Verein gegründet wurde. „Auch ohne Werbung sind wir schon 32 Mitglieder, wobei unser Ort selber nur knapp über 100 Einwohner hat. Vorrangig wollten wir aber zuerst Helfer für die Umsetzung finden“, so Selbach im Gespräch. Dabei kommen Helfer mittlerweile nicht nur aus dem kleinen Ort selber, sondern auch aus umliegenden Orten wie Mehle, Eime, Betheln, Gronau oder Banteln. Der Bautrupp umfasste schnell zehn Helfer im Kern, die vorwiegend wochentags arbeiten und im Mai 2021 den Spatenstich vollziehen konnten. Lediglich bei besonderen Aktionen wie Dachdecken kamen am Wochenende viele Helfer zusammen.

Der Name „Kleehus“ leitet sich vom „Kleeblatt“ in Eddinghausen ab. Das Kleeblatt ist eine Gruppe in dem kleinen Ort, die immer wieder Veranstaltungen organisiert haben und so das gesellschaftliche Leben im Ort hochgehalten haben. Am 16. Dezember veranstaltet der Verein jetzt erstmals eine Einweihung, wozu Helfer und Unterstützer noch eingeladen werden. Die Besucher können dann in dem Gebäude im dritten Baujahr schon große Fortschritte beobachten. Während der Hausbau an sich mit dem Einbau der Türen fast abgeschlossen ist, konzentrieren sich die Helfer zur Zeit auf den Innenausbau. Zur ersten Einweihung soll zumindest schon die Unisex-Toilette nutzbar sein und die Unterstützer einen genauen Einblick erfahren. „Wir wollten einfach mehrere Einweihungen feiern, um den Helfern auch zu danken und sie weiter zu motivieren“, so Selbach.

Anfangs gab es bei dem Projekt noch viele Skeptiker, doch der Tatendrang der Ehrenamtlichen beeindruckte die ganze Region nachhaltig. Schnell gab es Fortschritte auf der Baustelle zu beobachten, was nach Einschätzung von Selbach auch der Leidenschaft der Helfer zu verdanken ist. Insgesamt 4 000 Arbeitsstunden investierten die ehrenamtlichen Helfer bisher, wobei die verschiedensten Arbeiten durchgeführt wurden. Selbach stellt aber klar, dass der Fortschritt auch ohne den Einsatz einiger Profis wie Richard Kreth nicht möglich gewesen wäre. Der Zimmerermeister aus Eime hatte bisher immer ein offenes Ohr für die Ehrenamtlichen und unterstützte laut Selbach weit über gestellte Aufträge hinaus, da er sich für das Projekt so begeisterte.

Zum Einsatz kam Kreth mit seinem Team, als Dieter Helwes für die entscheidende Idee sorgte. Ein altes Silo in Hoyershausen hatte Helwes für den Verein entdeckt, der das Gebäude schließlich mit Hilfe von Kreth abbaute. Der leidenschaftliche Zimmerer arbeitete die Balken auf, so dass sie im Anschluss in Eddinghausen wieder aufgestellt werden konnten.

Insgesamt hat der Verein bisher rund 75 000 Euro investiert, wobei auf verschiedene Standbeine gesetzt wird. Ein Viertel brachten dabei etwa die drei Zuschüsse der Stadt Gronau ein, die auch das Potential des Backhauses für den kleinen Ort entdeckt hat. Nicht zu unterschätzen war auch der Eigenanteil des Vereins, der neben der zahlreichen Arbeitsstunden vor allem durch den Verkauf etwa von Kränzen oder Keksen zu Jahreszeiten sowie dem Betrieb von Kaffeetafeln bei verschiedenen Veranstaltungen zusammenkam. Die Einnahmen machten ein weiteres Viertel aus, wobei der Verein auch auf andere Unterstützer setzen konnte. So gab und gibt es zahlreiche Spender, die Selbach zum Teil noch nicht mal persönlich kennt und einfach das Projekt toll finden und finanziell oder mit Sachspenden unterstützen. „Wir haben zwar auch einige Großspender, es hilft aber jede einzelne Spende“, freut sich Selbach über die Unterstützung, die die Bauorganisation im Verein neben ihrem Vereinsvorsitz übernimmt. Der Verein hatte zunächst mit 90 000 Euro Baukosten gerechnet, doch vermutlich wird man am Ende wohl bei 120 000 Euro landen. Das hängt neben gestiegenen Baukosten auch damit zusammen, dass man das Außengelände mit Terrasse und drei vorgeschriebenen Parkplätzen auch noch gestalten will. Stemmen wird man das Projekt frei nach dem Vereinsmotto „Herzblut heißt das Zauberwort“, was Zimmerer Richard Kreth geschnitzt auch schon auf einem Balken in Innenraum hinterlassen hat.

Nach der endgültigen Fertigstellung können in dem „Kleehus“ später alle Vereinsmitglieder, Back-Freudigen und handwerklich Interessierten backen. Neben Menschen der Drei-Dörfer-Gemeinschaft Eddinghausen, Betheln und Haus Escherde soll das Haus auch für Vereine und Institutionen der ganzen Samtgemeinde Leinebergland geöffnet werden.

 

Foto9683: „Herzblut heißt das Zauberwort“ findet sich auch innen auf einem Balken wieder

Foto9685: Der Verein ist stolz auf sein Finanzierungsmodell

Foto9690: Susann Selbach organisiert das Bauteam

Foto9704: Der Türsturz aus dem alten Speicher in Hoyershausen wurde mit verarbeitet

Foto9705+9707: Von außen macht das „Kleehus“ schon was her