Begeisterung in Duingen

Weltklasse-Klassik mit Raphaela Gromes auf dem Dorf

Duingen (gök). Tour-Shirts sind bei klassischer Musik nicht üblich. Doch wenn es für Raphaela Gromes und Julian Riem eines gebe, würde Duingen in der Aufreihung mit anderen großen Konzertstätten wie der Elbphilharmonie in Hamburg oder zahlreichen anderen internationalen Konzerthäusern auf so einem Shirt auftauchen. Zu verdanken ist das dem Duinger Heimat- und Kulturverein Duingen, der schon vor der Pandemie immer wieder Weltklassemusiker zum Neujahrskonzert nach Duingen brachte. In der Corona-Pause feierte der Verein jetzt seinen 35. Geburtstag, was jetzt in feierlichem Rahmen mit diesem besonderen Konzert nachgeholt wurde. Der Vereinsvorsitzende Dr. Heinrich Möller sagte dann auch zu, dass man sich 2025 dann sicherlich wieder zu einem Neujahrskonzert in der Duinger Kirche wiedersehen würde. 

Mit Gromes kam jetzt die derzeit erfolgreichste Cellistin Deutschlands nach Duingen, die mit Julian Riem ein sehr vielfältiges Konzert spielte. Zum Beginn des Konzertes spielte das Duo eine Cellosonate in D Dur von Luisa Adolpha Le Beau. Luisa Adolpha Le Beau fehlte Zeit ihres Lebens etwas die Anerkennung und kam erst in den letzten Jahren richtig zur Geltung. „Sie werden schnell erleben, warum das so ist“, verriet Julian Riem in seiner Ansprache. Der Pianist hatte dann auch nicht zu viel versprochen und das Duo beeindruckte gleich zu Beginn mit seinem perfekten Spiel und der harmonischen Ergänzung zwischen Cello und Klavier.

Vor der Pause kam das rund 185 Zuschauer zählende Publikum in der nicht ganz ausverkauften Kirche auch in den Genuss der „Rokoko-Variatinen“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Das für Cellisten berühmt berüchtigte Stück beginnt harmlos und steigert sich dann immer mehr. „Da kommt wohl kein Cellist dran vorbei, der es ernst meint“, erklärte dann auch Riem augenzwinkernd.

Die “Rokoko-Variationen” widmete Tschaikowsky ursprünglich seinem Freund und deutschen Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, der die Fassung später auch etwas änderte. Die Reinheit in dem Stück spielte Gromes dann mühelos und zog die Konzertbesucher richtig in ihren Bann. Die “Rokoko-Variationen” sind eigentlich eine Herausforderung für jeden Solo-Cellisten, was aber niemand Gromes anmerkte. Das Stück lehnt sich stilistisch eher an die Musik des 18. Jahrhunderts um Wolfgang Amadeus Mozart an und fordert jedem Cellisten ein Äußerstes an Spielbrillanz und technischer Bravour ab, woran sich folglich die Zuschauer auch erfreuten. Daher war es nicht verwunderlich, dass es schon zur Pause andauernden Applaus für das Duo gab. 

Nach der Pause begann der zweite Teil zunächst mit den „Drei Romanzen“ von Clara Schumann und entsprechend ruhigen Tönen. Gromes verriet aber, dass sie sich in der Pandemiezeit auch weiteren Komponistinnen gewidmet hat. Dabei lernte sie vor allem Pauline Viardot Garcia aus Frankreich zu schätzen, von der sie zusammen mit Riem dann mit „Bohemienne“, „Romance“ und „Tarantelle“ gleich drei mitreißende und kurzweilige Stücke aufführte. Zum Abschluss folgte dann noch zunächst „Trois pieces“ von Nadja Boulanger und „Carmen Fantasie“ von Georges Bizet, was Julian Riem arrangiert hat und sich auch auf der Veröffentlichung „Femmes“ von Gromes wiederfindet. Mit nicht enden wollendem Applaus wurden Raphaela Gromes und Julian Riem schließlich würdig nach einer kurzen Zugabe mit „Adoration“ von Florence Price und „Hier ist es schön“ von Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow aus Duingen nach dieser sensationellen Darbietung verabschiedet.

Wie immer wurde bei einem Neujahrskonzert auch wieder für den guten Zweck gesammelt. Dieses Mal ging der Erlös je zur Hälfte an hungernde Kinder in Eritrea und an Ärzte ohne Grenzen. 

Foto3391+3406+3418: Rund 185 Zuschauer besuchten das Konzert in Duingen

Foto3396: Dr. Heinrich Möller begrüßt die Besucher

Foto3400: Raphaela Gromes und Julian Riem spielen auf

Foto3408+3410: Dr. Heinrich Möller bedankt sich bei Raphaela Gromes und Julian Riem