Neustart in Salzhemmendorf geglückt

Volles Haus beim Politischen Aschermittwoch

Salzhemmendorf/Lauenstein (gök). Normalerweise ist der politische Aschermittwoch bundesweit von hartem politischem Schlagabtausch geprägt. In Salzhemmendorf ticken die Uhren aber schon seit Jahren anders, auch wenn der traditionelle Politische Aschermittwoch pandemiebedingt eine Zwangspause von vier Jahren eingelegt hat. Der Flecken Salzhemmendorf lädt am Mittwoch nach Rosenmontag auch mit Hilfe von Sponsoren traditionell zahlreiche Ehrenamtliche aus Vereinen, Kirche oder Feuerwehr nach Lauenstein ein, wo jetzt dank dem neuen Pächter wieder ein bunter Abend verbracht werden konnte. Auch wenn es nicht den gewohnten Hering gab, kam aber die Antipasti auch sehr gut bei den Gästen an. 

Begrüßen konnte Pommerening bei dem gesellschaftlichen Jahreshöhepunkt in Salzhemmendorf neben Vertretern vom Landkreis auch heimische Bundes- und Landespolitiker, die sich in der Folge auch Forderungen von Pommerening anhören mussten. Insgesamt waren knapp 200 Besucher der Einladung des Fleckens gefolgt. 

Neben der Würdigung des ehrenamtlichen Engagements wurde auf Initiative des Gemeindesportrings auch eine Sportlerin des Jahres gewürdigt, was in einem gesonderten Artikel in dieser Zeitung Würdigung findet. Neben der Würdigung des Ehrenamtes gab Pommerening aber auch einen Rückblick nicht nur auf das vergangene Jahr, sondern wegen der Pandemie auf die letzten vier Jahre. Der kulturelle Teil kam dank Thilo Seibel aber auch nicht zu kurz. Der Kabarettist kam aus dem Rheinland angereist und war dann auch erstaunt, wie lange die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch von Hameln nach Wallensen zu seinem Hotel dauert. In seinem Programm beschränkte sich der „bayrische“ Kölner auf die Parodie von Bundespolitikern wie Wilfried Kretschmann, was bei den Besuchern sehr gut ankam. 

Die Folkstones aus Lauenstein sorgten dann musikalisch dazwischen immer wieder für Unterhaltung, wobei auch der Austausch zwischen den vielen Gästen in den Mittelpunkt gerückt wurde. Beim letzten Politischen Aschermittwoch am 26. Februar 2020 hatte Pommerening bei der Begrüßung der Gäste schon ein mulmiges Gefühl, da es bereits erste Nachrichten zu einem neuen Virus gab. Zwei Wochen später wurde das Land im ersten Lockdown dann schon runtergefahren. Themen wie Inzidenz, Auslastung von Krankenhausbetten oder Corona-Tests sind glücklicherweise kaum noch in der Berichterstattung. Nicht alles an der Pandemie war nach seiner Einschätzung aber schlecht. Einige Regelungen wie Homeoffice, Homeschooling oder Hilfsprogramme auf allen Ebenen kurbelten aber laut Pommerening die überfällige Digitalisierung an. „Ich bin stolz, dass unsere politischen Gremien durchgehend getagt haben und handlungsfähig waren“, so Pommerening. Corona war nach Meinung des Bürgermeisters für Salzhemmendorf sogar ein Booster. So gab es in der Pandemie einen erhöhten Zuzug in die Gemeinde, wo in kürzester Zeit allein über 100 Baugrundstücke verkauft und zahlreiche Bestandsimmobilien neu vermarktet wurden. 

„In den vier Jahren waren wir nicht untätig. Es gab Erweiterungen bei Kindertagesstätten, Grundschulen, Glasfaserausbau oder Feuerwehr“, erinnerte Pommerening an so manchen Meilenstein. Einen Einschnitt brachte nach der Pandemie aber auch der Ukraine-Krieg für die Gemeinde. Allerdings kam anders als in anderen Kommunen nicht der totale Einbruch, da in Salzhemmendorf schon viele Gebäude von Biogas-Wärme profitieren, was künftig noch ausgebaut werden soll. Durch Einrichtungen wie das mit Biowärme versorgte Hallenbad lernt im Flecken auch jeder Grundschüler schwimmen, während woanders über Schließungen von solchen Einrichtungen diskutiert wird. 

Bei vielen guten Nachrichten gibt es aber auch Grund zur Sorge. Vor allem die Finanzen machen dem Flecken zu schaffen, wo 2024 bei einem Haushaltsvolumen von 22 Millionen Euro ein dickes Minus von drei Millionen Euro zu Buche schlägt. Einsparpotential gibt es dabei aber kaum noch, da mit Masse nur Pflichtaufgaben erfüllt werden und auch die Gemeinde unter steigenden Kosten leidet. Vor dreißig Jahren hatte die Gemeinde für die Kinderbetreuung jährlich nur Kosten in Höhe von 30 000 DM, heute beträgt der Gemeindezuschuss drei Millionen Euro. Pommerening befürchtet sogar, dass durch die Ganztagsbetreuung in den Schulen zukünftig die Kosten noch deutlich weiter steigen, da das Land hier seinen Verpflichtungen laut Pommerening nur unzureichend nachkommt. An die anwesenden Bundes- und Landespolitiker appellierte Pommerening schließlich: „Finanziert uns Gemeinden richtig und habt Vertrauen in die Arbeit und den Sachverstand der Kommunen!“ Eine Stellungnahme des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes zitierend forderte auch der Bürgermeister die Regierung auf, die Leistung stark zu verbessern und Politik zu gestalten, die den Menschen Sicherheit und den Kommunen Handlungsmöglichkeiten gibt. 

Foto043+140+142: Der Politische Aschermittwoch in Salzhemmendorf war mit knapp 200 Gästen wieder sehr gut besucht

Foto129+136+: Bürgermeister Clemens Pommerening bei seiner Rede

Foto278+281: Die Gäste ließen sich die Antipasti schmecken

Foto293+307+311+319: Thilo Seibel sorgte für Stimmung

Foto331+333: Die Folkstones sorgten für die musikalische Unterhaltung