Erfolgreiche Nachwuchsarbeit sucht ihresgleichen
Musikzug Wallensen setzt bei Jugendarbeit Maßstäbe
Wallensen (gök). In einer Zeit, in der landauf, landab Chöre und Musikkapellen aufgrund des Nachwuchsmangels aufgelöst oder geschlossen werden, gibt es eine Ausnahmeerscheinung im kleinen Wallensen. Der Musikzug der Feuerwehr Wallensen kann Nachwuchssorgen nicht beklagen. Ganz im Gegenteil: Der Nachwuchs ist hier so zahlreich, dass der Musikzug inzwischen stolz auf eine kontinuierliche Erweiterung seiner Reihen blicken kann. Das Besondere daran: Viele junge Musiker stammen direkt aus der eigenen Jugend vor Ort.
Leiterin des Musikzuges ist seit mittlerweile 21 Jahren Tanja Budner. Sie führt das Orchester mit viel Engagement und Herzblut. Unterstützt wird sie im Nachwuchsbereich von einem Team aus fünf Ausbildern, die mit viel Hingabe dafür sorgen, dass der Nachwuchs die Musik lieben lernt. Katrin Beet, Maike Specht, Nele Wiegmann, Victoria Schröder und Johanna Roloff sind in der musikalischen Ausbildung aktiv. Sie alle teilen die Leidenschaft für die Musik und arbeiten eng zusammen, um junge Talente zu fördern. Die letzten Jahre zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich dieses Konzept ist.
Ferienpassaktion sorgt für Begeisterung
Besonders die Ferienpassaktion im vergangenen Sommer war ein voller Erfolg. Hier wurden die Kinder und Jugendlichen spielerisch an die Musik herangeführt. Percussion stand im Mittelpunkt der Aktion, bei der die Teilnehmer sofort Erfolge verzeichnen konnten und gemeinsam mit dem Musikzug ein Lied einstudierten. Die Ausbilder waren vom Engagement der jungen Teilnehmer begeistert. „Rhythmus ist für jeden sofort möglich“, so Katrin Beet, die den Ferienpass mitorganisierte. „Es war beeindruckend, wie schnell alle mitgemacht und Erfolge erzielt haben“, ergänzt Maike Specht im Gespräch.
„Wir haben den Rhythmus direkt an das bereits vorbereitete Lied angepasst, und die Kids konnten sofort in das gemeinsame Musizieren einsteigen“, erklärt Nele Wiegmann. Der Teamgeist, der dabei gefördert wurde, ist für die Ausbilder von großer Bedeutung: „Das Wir-Gefühl wurde sofort geweckt“, so Katrin Beet. Nicht nur beim Ferienpass, sondern auch darüber hinaus legt der Musikzug großen Wert auf Zusammenhalt und Integration aller neuen Mitglieder.
Nach der Ferienpassaktion folgte ein Schnupperabend, der das Interesse an der Musik weiter entfachte. Viele Kinder und Jugendliche entschieden sich, regelmäßig beim Musikzug zu üben und so wuchs die Gruppe von anfangs sechs Kindern vom Ferienpass auf insgesamt 13 Nachwuchsmusiker an. Fast alle von ihnen hatten keine familiäre Bindung zum Musikzug, was den Erfolg umso bemerkenswerter macht. „Die Scheu war sehr schnell überwunden“, freut sich Ausbilderin Katrin Beet. Der Nachwuchs hat nicht nur die Chance, ein Instrument zu erlernen, sondern wird von Anfang an als Teil des Musikzuges wahrgenommen und in das große Ganze integriert.
Die Räume im Feuerwehrstützpunkt von Wallensen sind gut ausgelastet. Flöten üben im Dachgeschoss, während Saxophone und Schlagzeug im Erdgeschoss zu hören sind. Doch trotz der vollen Räume wird das Gemeinschaftsgefühl nicht vernachlässigt. Der wöchentliche Übungsabend auf dem Dienstag bleibt ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens. „Wir wollen, dass gerade alle Kids ihre anderen Hobbys weiter ausüben können, aber das gemeinsame Üben fördert den Zusammenhalt“, so Meike Specht. Die Nachwuchsmusiker üben zudem einmal im Monat gemeinsam, wodurch die Gruppe dann auch besser zusammenwächst.
Der Musikzug Wallensen zeichnet sich nicht nur durch eine hervorragende Nachwuchsarbeit aus, sondern auch durch seine gesunde Altersstruktur. Die ältesten Mitglieder haben das Rentenalter noch nicht erreicht und geben ihre Erfahrung mit Freude weiter. „Wir bauen immer auf den Nachwuchs, und das schon seit Jahrzehnten“, so Tanja Budner stolz. Auch die Mitglieder der „älteren Nachwuchsgeneration“ sind noch aktiv und begleiten die jungen Musiker auf ihrem musikalischen Weg.
Ausbildung im ländlichen Raum – eine Herausforderung
Im ländlichen Raum ist der Zugang zu einer musikalischen Ausbildung oft schwer. Doch der Musikzug Wallensen setzt hier auf ein einzigartiges Modell: Instrumente und Ausbildung werden kostenfrei zur Verfügung gestellt, unterstützt durch die Feuerwehr und den Förderverein. „Musikalische Ausbildung im ländlichen Raum ist nicht selbstverständlich, aber wir sind sehr stolz darauf, dass wir den Kindern und Jugendlichen diese Möglichkeit bieten können“, so Katrin Beet. Besonders die Ausbilder betonen, dass sie nicht professionelle Musiker sind, sich jedoch ständig weiterbilden und in Lehrgängen ihr Wissen vertiefen. „Es ist eine Herausforderung, aber auch eine riesige Freude, die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen mitzuerleben“, so Maike Specht, die mittlerweile ihre dritte Gruppe ausbildet.
Tanja Budner ist stolz auf die Erfolge des Musikzuges und betont: „In der heutigen Zeit ist es eine Seltenheit, dass ein Musikzug so erfolgreich Nachwuchs rekrutiert und ohne Aushilfen auskommt. Wir sind glücklich, dass wir den Nachwuchs so begeistern können und danken den Ausbildern, die mit vollem Engagement dabei sind.“ Der Musikzug Wallensen bleibt für Budner ein leuchtendes Beispiel dafür, wie erfolgreiche Nachwuchsarbeit in einer kleinen Gemeinde aussehen kann.
Foto5962: Für die Ausbildung nehmen sich die Musiker viel Zeit und lehren sie im Einzelunterricht, wie hier am Schlagzeug
Foto5975: Die Gemeinschaft wird auch bei der Ausbildung im Musikzug großgeschrieben
Foto5993: Auch der Spaß kommt in der Ausbildung nicht zu kurz