Rasti-Land setzt auf internationale Fachkräfte

Ungewöhnliche Wege zur Bekämpfung des Personalmangels

Benstorf (gök). Wie viele andere Unternehmen leidet auch der Freizeitpark Rasti-Land unter dem Fachkräftemangel. Besonders in der Servicegastronomie und beim Betrieb der Fahrgeschäfte werden für die kommende Saison ab den Osterferien noch Mitarbeiter gesucht. Neben den bewährten Schüler- und Studentenjobs geht das Unternehmen jedoch auch neue Wege: Durch internationale Ausbildungsprogramme und gezielte Rekrutierung aus dem Ausland sichert sich das Rasti-Land qualifiziertes Personal.

Geschäftsführer Steffen Ratzke erklärt im Gespräch, dass es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden sei, in der Region geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze in der Systemgastronomie zu finden. Daher setzt der Freizeitpark derzeit verstärkt auf Auszubildende aus Indonesien. „Derzeit haben wir drei Lehrlinge aus Indonesien, ein vierter Auszubildender ist noch im Zulauf. Die Zusammenarbeit mit den indonesischen Auszubildenden läuft hervorragend – sie sind motiviert, wissbegierig und sehr fleißig“, berichtet Ratzke. Die Rekrutierung erfolgt über eine spezialisierte Agentur, die eng mit Sprachschulen in Indonesien zusammenarbeitet. Dort absolvieren die angehenden Auszubildenden auf Bali und Jakarta ein sechsmonatiges intensives Deutschtraining, bevor sie nach Deutschland kommen. „Dank der Sprachvorbereitung bringen sie bereits gute Deutschkenntnisse mit, was die Integration erheblich erleichtert“, ergänzt Betriebsleiter Julian Senne im Gespräch.

Neben der Ausbildung in der Gastronomie plant das Rasti-Land auch, künftig Lehrstellen im Bereich Garten- und Landschaftsbau anzubieten. Bereits zwei Meister im Unternehmen sind befugt, in diesem Bereich auszubilden. Je nach Bewerberlage könnten auch hier indonesische Nachwuchskräfte eingesetzt werden. Auch über die Ausbildung hinaus ist das Rasti-Land bestrebt, langfristige Mitarbeiter zu gewinnen. „Natürlich wünschen wir uns, dass möglichst viele Azubis nach ihrer Ausbildung im Unternehmen bleiben“, so Senne. Dennoch sei man auch offen für saisonale Modelle, etwa eine Rückkehr der Arbeitskräfte während der Hauptsaison. Viele Arbeitsmodelle sind da in Zukunft denkbar.

Die Unterstützung der ausländischen Mitarbeiter geht über die reine Arbeit hinaus. Das Rasti-Land organisiert Wohnungen für die Auszubildenden in Osterwald, Mehle, Hemmendorf oder Benstorf und stellt Fahrräder für die Mobilität zur Verfügung. Einige Mitarbeiter nutzen zudem E-Roller oder öffentliche Verkehrsmittel, um zur Arbeit zu gelangen. Richard Alparisi, einer der aktuellen Auszubildenden aus Indonesien, berichtet von seinen Erfahrungen: „Es war eine große Umstellung, meine Familie in Indonesien zu lassen, aber hier im Rasti-Land sind alle sehr nett. Nach meiner Ausbildung werde ich neue Pläne machen – vielleicht kann ich sogar meine Familie nachholen.“

Neben den indonesischen Fachkräften setzt das Rasti-Land auch auf Arbeitskräfte aus anderen Ländern. Besonders mit Mitarbeitern aus Polen, Ungarn und Nordmazedonien hat das Unternehmen bereits gute Erfahrungen gemacht. Zudem wurden zehn Studenten aus Kirgisistan für Saisonarbeit oder Praktika eingestellt – viele von ihnen sind angehende Dolmetscher, Ärzte oder Lehrer, die ihre Deutschkenntnisse durch die Saisonarbeit vertiefen möchten. Die Betriebsleiter Julian Senne und Christian Martin waren sogar schon für persönliche Auswahlgespräche in Kirgisistan oder haben das online erledigt.

„Der Verwaltungsaufwand für die Personalsuche ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, erklärt Senne. Deshalb kümmert sich eine Mitarbeiterin alleine drei Tage pro Woche allein um behördliche Angelegenheiten, Arbeitsverträge und Unterkünfte. Auch die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur spielt eine wichtige Rolle, insbesondere für die Einstellung ausländischer Studenten für Saisonarbeiten.

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung

Trotz der erfolgreichen internationalen Personalstrategie hofft das Rasti-Land weiterhin, mehr Bewerber aus der Region zu gewinnen. „Viele Schüler und Studenten wissen gar nicht, dass es bei uns attraktive Jobmöglichkeiten gibt“, bedauert Senne. Allerdings bleibt die kurzfristige Wohnraumbeschaffung eine Herausforderung – besonders für saisonale Arbeitskräfte. An einem vollen Tag sind im Rasti-Land rund 70 bis 80 Mitarbeiter allein in der Gastronomie im Einsatz. Auch in den Wintermonaten werden viele Angestellte für den Hallenbetrieb benötigt. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt also hoch.

Mit seinem kreativen und international ausgerichteten Personalmanagement geht das Rasti-Land innovative Wege, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die positiven Erfahrungen mit internationalen Mitarbeitern zeigen Ratzke, dass sich dieser Ansatz bewährt und vielleicht sogar Modellcharakter für andere hat.

Foto7569: Der Dschungel-Kiosk ist der Lieblingsarbeitsplatz von Richard Alparisi im Rasti-Land

Foto7573: Julian Senne, Richard Alparisi und Steffen Ratzke freuen sich, dass die Zusammenarbeit so positiv verläuft

Foto7574: Julian Senne und Christian Martin (links) waren sogar in Kirgisistan für Personalgespräche