„Eierbrat-Kultur“ in Marienau
Ein Verein geht vor Gericht – Verhandlung am 5. Juli
Marienau (gök). Es ist ein ungewöhnlicher Anlass, der die Dorfgemeinschaft von Marienau in diesem Sommer in Aufregung versetzt: Der „Verein zur Pflege der Eierbrat-Kultur von 1996 e.V.“, ein traditionsreicher Männerclub aus dem kleinen Ort, plant eine öffentliche „Gerichtsverhandlung“. Diese soll am Samstag, den 5. Juli 2025, um 16 Uhr an der Gerichtslinde im Ortszentrum stattfinden – ein Ort, an dem früher schon Dorfgemeinschaften ihre eigene Gerichtsbarkeit ausübten. Doch was steckt hinter diesem Event?
Der „Verein zur Pflege der Eierbrat-Kultur von 1996 e.V.“ hat eine ganz besondere Geschichte. 1996, nach dem Junggesellenabschied von dem Marienauer Dirk Stoffregen, fanden sich die Beteiligten in der Nacht hungrig zusammen und brieten spontan Eier in einer Pfanne über offenem Feuer. Aus diesem nächtlichen Experiment entstand eine Gruppe von Männern, die sich bis heute einmal im Jahr trifft, um ihrer Leidenschaft für das Eierbraten nachzugehen. 2026 feiern sie bereits das 30-jährige Bestehen – ein Anlass, der dann besonders gefeiert wird.
In den fast drei Jahrzehnten seit der ersten gemeinsamen Pfannensitzung ist der Verein richtig zusammengewachsen, hat strenge Regeln aufgestellt und sich zu einer geschlossenen Gesellschaft entwickelt. Es gibt nur 15 Mitglieder, die sich „Eier“ nennen. Das „Ober-Ei“ Dirk Stoffregen führt die Gruppe, unterstützt vom „Brat-Ei“ Lothar Mosch und anderen Verantwortlichen, wie einem „Getränke-Ei“ oder „Zapf-Ei“. Der Name „E.V.“ – der in der Vereinsbezeichnung steht – ist dabei keineswegs ein Zeichen für einen eingetragenen Verein, sondern bedeutet schlichtweg „Eier-Verein“. „Das macht dann aber einfach mehr her“, erklärt Stoffregen im Gespräch mit einem Augenzwinkern. Die Gruppe besteht nur aus Männern hauptsächlich aus Marienau, sowie aus Salzhemmendorf und Coppenbrügge. Vergrößert wird die Gruppe nicht, es können höchstens welche nachrücken. Die Altersspanne in der Gruppe reicht dabei von 24 bis 83 Jahren.
Die Mitglieder sind männlich und der Spaßfaktor steht stets im Vordergrund – jedoch nur unter strengen Statuten. Handys sind verboten, Ketchup wird nicht geduldet und es gibt eine Reihe von Aufgaben und Prüfungen, die potenzielle neue Mitglieder bestehen müssen, bevor sie in den exklusiven Kreis aufgenommen werden und auch die „Uniform“ aus Pullover, Cap und Eier-Kette erhalten. Einmal im Jahr treffen sich die Männer in wechselnden Haushalten, braten Eier und zelebrieren ihr kulinarisches Ritual, das von Kartoffeln, Gewürzen und natürlich dem Ei selbst geprägt ist.
Doch der „Gerichtsprozess“, der in diesem Jahr stattfinden soll, verspricht mehr Spannung als jedes Eierbraten. Der Anlass ist geheim, aber eines ist sicher: Ein Mitglied wird eines Vergehens beschuldigt und muss sich vor Gericht verantworten. Der Verein selbst sorgt für alle nötigen Figuren: Ein Richter, ein Staatsanwalt, Zeugen und Sachverständige sollen anwesend sein, die Bänke werden für das öffentliche Publikum aufgestellt und Getränke gibt es gegen eine Spende. Aber was genau dem Mitglied zur Last gelegt wird, bleibt vorerst ein Geheimnis. Nur so viel sei verraten: Der Beschuldigte weiß von seiner Verhandlung und hat bereits seinen Verteidiger engagiert, da er davon ausgeht, dass die Mitglieder ihn in ihrer eigenen, humorvollen Weise „betuppen“ werden.
„Das wird eine riesige Sache“, freut sich „Ober-Ei“ Dirk Stoffregen schon. „Im Ort gibt es schon viel Neugier, aber wir wollen die Spannung bis zum letzten Moment aufrechterhalten. Es wird ein unvergesslicher Tag für alle – nicht nur für uns, sondern auch für alle, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollen.“
Der Verein lebt von seiner Struktur, seinen Regeln und vor allem von der Leidenschaft, jedes Jahr aufs Neue das „Eierbraten“ zu zelebrieren. „Jungs bleiben Jungs, wir sind immer mit viel Spaß dabei“, so Stoffregen. Und so soll auch die kommende 30-Jahr-Feier des Vereins – die für 2026 geplant sind – mit einem ganz besonderen Ereignis gefeiert werden. In der Vergangenheit wurden die runden Treffen schon mit Tagesausflügen gefeiert. Wer jetzt wissen möchte, wie der Prozess ausgeht, sollte sich den 5. Juli 2025 in Marienau vormerken.
Foto0544: Die Mitglieder tragen bei ihren Treffen einheitliche Uniform
Foto0545: Auf dem Dreibein werden die Eier über offenem Feuer gebraten
Foto0546: Bei den Treffen herrscht Anwesenheitspflicht für die 15 Mitglieder
Foto0548: Eine Eier-Kette hat jedes Mitglied
Foto0553: „Brat-Ei“ Lothar Mosch und „Ober-Ei“ Dirk Stoffregen freuen sich schon auf die Gerichtsverhandlung am 5. Juli